Busverkehr nicht rentabel: RVO gibt eigenwirtschaftliche Linien auf – Kreis muss draufzahlen
Der RVO gibt alle Konzessionen im Landkreis zurück. Die Folge sind massiv steigenden Kosten, weil die Linien künftig ausgeschrieben und gemeinwirtschaftlich bezahlt werden müssen.
Landkreis – Die Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) gibt bis Ende 2027 alle Konzessionen im Landkreis zurück. „Das bedeutet, dass der Busverkehr mittels Ausschreibungen neu festgelegt werden muss“, erklärte Kreiskämmerer Gerhard de Biasio kürzlich im Rahmen der Haushaltsberatungen im Kreisausschuss. Wie berichtet, verteuert sich der ÖPNV für den Landkreis in der Folge drastisch. Statt den 2024 veranschlagten 3,6 Millionen Euro rechnet de Biasio mit mehr als doppelt so viel: 7,9 Millionen Euro sind heuer eingeplant. „Durch den Umstieg auf gemeinwirtschaftlichen Verkehr wird mit massiv ansteigenden Kosten für den Landkreis gerechnet“, sagte der Kämmerer. „Das bereitet uns Kopfzerbrechen – wir müssen schauen, was wir umsetzen.“
Hintergrund der Rückgabe der Konzessionen ist offenbar das Problem, dass sich der eigenwirtschaftliche Betrieb nicht mehr rechnet. „Der RVO hat eine unternehmerische Entscheidung getroffen, für die bestehenden Linien keine Verlängerungen zu beantragen“, sagt eine Sprecherin des Landratsamts. „Durch Veränderungen in der Fahrgaststruktur, Verteuerung von Personal- und Betriebskosten und so weiter verringert sich die Wirtschaftlichkeit.“ Wie berichtet, kämpft das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn (DB) seit Jahren mit Personalmangel und konnte zeitweise einige Fahrten nicht mehr bedienen. Erst im vergangenen Juni hatte der RVO aus den gleichen Gründen die Linie 368 von Bad Tölz über Dietramszell nach Holzkirchen auslaufen lassen (wir berichteten). Nur durch eine Notvergabe konnte der Betrieb fortgesetzt werden.
Konzessionen hatte RVO selbst beantragt
Nun enden alle derzeitigen Konzessionen, die der RVO auf eigenen Antrag von der Regierung erhalten hatte, zu verschiedenen Zeitpunkten sukzessive bis Dezember 2027. Auf Basis des Nahverkehrsplans, den der Landkreis bis zum 20. Mai dieses Jahres fortschreiben will, müssen deshalb Ausschreibungen auf gemeinwirtschaftlicher Basis erfolgen. Das heißt konkret: Busunternehmen werden vom Landkreis für ihre Leistungen bezahlt, statt auf eigene Rechnung unter anderem mit den Fahrkarteneinnahmen die Kosten decken zu müssen.
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„Die Linien werden gemäß der anzuwendenden Vergabeverfahren ausgeschrieben“, erklärt die Sprecherin des Landratsamts dazu. „Der Landkreis beauftragt das Verkehrsunternehmen, das die Ausschreibung gewonnen hat und trägt die dabei anfallenden Kosten.“
Linien-Streichungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar
Die Ticketeinnahmen gehen in diesem Fall an den Kreis. Dass die Busunternehmen durch den Landkreis mehr einnehmen als bisher, liegt zwar nahe, kann von der Kreisbehörde aber nicht genau beziffert werden. „Die bisherige Kostenstruktur der Verkehrsunternehmen ist uns nicht bekannt“, sagt die Sprecherin. Ob der RVO oder ein anderes Verkehrsunternehmen an den dann gemeinwirtschaftlichen Ausschreibungen besser als an den Konzessionen verdient, könne man daher nicht sagen.
Auch, ob im Zuge der Umstellung Linien entfallen müssen, ist noch nicht bekannt. Aus dem Landratsamt heißt es dazu: „Im Rahmen der aktuellen Fortschreibung des Nahverkehrsplans werden alle Linien betrachtet.“ Nachdem die Fortschreibung nicht abgeschlossen ist, könne man dazu derzeit keine Aussage treffen. Noch länger offen bleibt wohl außerdem die Frage, ob für alle später ausgeschriebenen Linien auch wirklich finanzierbare Angebote von Busunternehmen eingehen. nap