Studenten wehren sich: Hier bestimmt wohl bald der Vermieter, wer als neuer Mitbewohner einziehen darf

Der Wohnungsanbieter Duwo will in den Niederlanden bis Ende 2026 ein neues Bewerbungssystem für WGs einführen und dieses anschließend auch auf andere Hochschulstädte ausweiten. Dabei wird der Konzern zumindest teilweise entscheiden, wer einziehen darf. Duwo trifft eine Vorauswahl, aus dieser dürfen dann die zukünftigen Mitbewohner wählen.

"Studierende ohne Netzwerk, mit weniger Zugang zu Informationen oder ohne Zugehörigkeit zu bestimmten Vereinigungen, haben weniger Chancen, ein Zimmer zu bekommen", schreibt das Unternehmen laut der niederländischen Tageszeitung "AD" auf seiner eigenen Website.

Niederlande: Neues WG-Bewerbungssystem in der Kritik

Doch gegen das neue Modell regt sich deutlicher Widerstand. Kritiker bemängeln, dass durch die Reform die Freiheit der Häuser geschwächt werde, wenn Bewohner nicht mehr selbst entscheiden könnten, wen sie zu Kennenlernabenden einladen. Statt individueller Anzeigen in sozialen Medien sollen alle Zimmerangebote künftig über die Plattform "Room" laufen.

Auch in der Universitätsstadt Delft stößt der Plan auf Ablehnung. Die lokale Studierendenpartei Stip warnt davor, dass die Identität der Hausgemeinschaften verloren gehen könne. Ausschussmitglied Wieger Molkenboer betont, das Zusammenleben sei ein sensibler Faktor für das Wohlbefinden: "Wenn man Einrichtungen miteinander teilt und ständig aufeinander sitzt, ist es wichtig, dass man sich gut versteht."

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Studierende sind mit den Plänen des Unternehmens Duwo alles andere als glücklich, es wurden bereits mehrere Petitionen gestartet. (Symbolbild) Imago

Negative Erfahrungen: Studenten wehren sich gegen Duwo

Studierende wie Douwe, die die neuen Verfahren bereits in anderen Städten erlebt haben, bestätigen die Bedenken. Vorgegebene Gruppe würden das Risiko erhöhen, dass es nicht passt: Wenn nicht der richtige Mitbewohner dabei ist, hast du Pech gehabt, denn an diesem Abend muss jemand ausgewählt werden." Er betont, dass WGs für ihn ein entscheidender Teil der Studienzeit sind.

Studieren in den Niederlanden: Teurer als hierzulande

Wie eine Auswertung der niederländischen Wohnungsplattform Kamernet darlegt, schießen die Mietpreise in den Niederlanden in die Höhe. Im Schnitt liegt ein WG-Zimmer bei 603 Euro und damit über dem Medianpreis in Deutschland, wo Studierende 493 Euro bezahlen müssen. 

In der Hauptstadt Amsterdam kassieren Mieter bei 945 Euro im Durchschnitt besonders ab. Parallel ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt angespannt. Landesweit fehlen laut "Neuer Ruhr Zeitung" 21.500 Studentenzimmer, Tendenz steigend. Experten erklären, das liege an immer mehr ausländischen Studenten, die sich an niederländischen Universitäten einschreiben.

2022 befanden sich Statista zufolge mehr 22.600 Deutsche in Ausbildung an niederländischen Universitäten.