Einst im 19. Jahrhundert ausgerottet, kennen die Nager heute teils kein halten mehr
Man kann die Baumschäden kaum übersehen. Fast überall entlang der Bäche, Flüsse und Seeufer im Landkreis Weilheim-Schongau liegen teils präzise angenagte und stark beschädigte Bäume und Büsche.
Landkreis - Verantwortlich dafür sind fast ausnahmslos die streng geschützten Biber. Während im Sommer Gras, Kräuter und Wiesenblumen auf ihrem Speiseplan stehen, bleibt den Vegetariern im Winter nur die Rinde und Blätter von Bäumen als Nahrung, erklären die Biberbeauftragten des Landkreises Weilheim-Schongau.
Anwohnerin Gudrun Behrens aus Wielenbach bei Weilheim sieht die Schäden fast täglich bei ihren Spaziergängen. Ihr wurde gesagt, dass Biber vorwiegend schnell wachsende Weiden fressen. „Das wissen die Biber aber nicht – und fressen stattdessen die Eichen“, so Behrens. „Die Schäden zwischen der Eisenbahnbrücke und der Brücke in Unterhausen sind gravierend. Es stehen fast keine Eichen mehr.“
Landrätin Andrea Jochner-Weiß bezeichnete den Biber als ein „sensibles Thema“. Beim jüngsten Jahrespressegespräch erklärte sie, dass die Nager ein Problem darstellten. „Der Biber fühlt sich hier pudelwohl,“ sagte Jochner-Weiß. „Das Tier ist hoch geschützt, was für mich nicht nachvollziehbar ist.“
Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz schätzt den Biberbestand in Bayern auf etwa 22.000 Tiere, verteilt auf rund 6.000 Reviere. Im 19. Jahrhundert wurde der Biber durch den Menschen fast ausgerottet. Erst Wiederansiedlungsprojekte in den 1960er- bis 1980er-Jahren ließen die Art in Bayern wieder heimisch werden – allerdings sehr zum Ärger vieler Anwohner in von Bibern geplagten Regionen.

Eine Entnahme sei aufgrund des Schutzstatus des Tieres derzeit nicht möglich, erklärte Jochner-Weiß. Besonders in Gemeinden wie Polling und Peiting seien die Biberschäden jedoch erheblich. Laut Umweltministerium können durch Biber verursachte Schäden in der Land-, Teich- und Forstwirtschaft durch freiwillige Ausgleichszahlungen des Freistaats Bayern kompensiert werden. Sollten herkömmliche Lösungen nicht helfen, könne über eine Entnahme einzelner Tiere nachgedacht werden.
Allerdings, so Experten, sei dies nur eine kurzfristige Lösung, da neue Biber die freigewordenen Reviere schnell wieder besiedeln würden. Jochner-Weiß plädiert für einen leichteren Schutzstatus des Bibers.
Gudrun Behrens geht die Bürokratie jedoch nicht schnell genug. Sie hat inzwischen eigene Maßnahmen ergriffen: „Ich habe eine Eiche mit Hasendraht umwickelt,“ berichtete sie.
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Mit Erfolg – dieser Baum ist die einzige Eiche in der Gegend, die noch steht. Auch Biberexperten empfehlen solche Maßnahmen. Hasendraht gilt als verlässlicher und kostengünstiger Schutz vor den hungrigen Nagern. Genehmigungen sind nicht nötig, sofern man den Schutz an eigenen Bäumen anbringt.
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