„Jämmerlicher Umfaller“ – Rechte Nachrichteportale fallen auf Fake-News über Merz und Faeser rein

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„Jämmerlicher Umfaller“ – Rechte Nachrichtenportale fallen auf Fake-News über Merz und Faeser rein

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Im Netz schlägt eine Meldung, wonach die Union in einer Koalition das Innenministerium der SPD überlassen wolle, hohe Wellen. Doch sie ist gefälscht.

Berlin – Eine vermeintliche Meldung der Nachrichtenagentur dpa nach der Bundestagswahl, wonach Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz das Bundesinnenministerium in einer möglichen Koalition der SPD überlassen wolle, hat für großen Wirbel gesorgt. Gerade in konservativen und rechten Kreisen rief die Fake-News, dass Nancy Faeser ihr Amt behält, Empörung hervor.

Kurz nachdem am frühen Morgen nach der Bundestagswahl festgestanden hatte, dass Union und SPD eine Mehrheit im Bundestag haben, verbreitete sich die Meldung rasant im Netz: Merz habe bereits beschlossen, welche Ministerien die Union beansprucht und welche der SPD zufallen. Damit einher ging die Aussicht, dass Faeser Innenministerin bleiben könne.

Fake-News über Merz und Faeser von rechten Medien verbreitet

Wer für die Fake-News über Merz und Faeser verantwortlich ist, lässt sich nicht nachverfolgen, sehr wohl aber, wer sie unter anderen verbreitete. Da wäre zum einen das rechte Online-Medium Nius des früheren Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt. Über einen entsprechenden Ticker-Beitrag vom 24. Februar, 10:38 Uhr berichtete Übermedien, ein Magazin, das sich kritisch mit Medien auseinandersetzt.

Eine Falschmeldung über Nancy Faeser und Friedrich Merz sorgt für Wirbel.
Eine Falschmeldung über Nancy Faeser und Friedrich Merz sorgt für Wirbel. © IMAGO/M. Popow

Die Falschmeldung wurde auch im Facebook-Auftritt von Nius geteilt. Mehr als 1.200 Kommentare stehen inzwischen darunter. Tenor: Merz ist ein Wahlbetrüger und Lügner. Im Wahlkampf hatte der CDU-Chef nach dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg eine schärfere Migrationspolitik versprochen. Nius löschte später den Ticker-Eintrag, der Beitrag bei Facebook mit dem Titel „Merz will Innenministerium der SPD überlassen“ blieb stehen und wird fleißig geteilt.

Merz stellt gefälschte dpa-Meldung klar: „Kein einziges Wort über Personal miteinander verloren“

Anklang fand die vermeintliche dpa-Meldung auch bei der AfD-nahen Zeitung Junge Freiheit. Sie verbreitete die Ente nicht nur eine Zeit lang, sondern legte mit einem Kommentar über Merz (“Ein jämmerlicher Umfaller“) nach. Junge Freiheit löschte die Fake-News später und veröffentlichte zudem eine Richtigstellung. „Unser Versäumnis war es, nicht in die Gegenrecherche gegangen zu sein und zu überprüfen, ob das stimmen kann“, hieß es etwa darin. Auch, dass sich der Fehler „bedauerlicherweise“ im Kommentar eingeschlichen habe.

Merz selbst war die Falschmeldung bekannt. Als er am Montagmittag auf einer Pressekonferenz nach seinen Plänen für ein mögliches Kabinett gefragt wurde, antwortete er: „Da geistert durch die Social-Media-Kanäle eine gefakte dpa-Nachricht, eine gefälschte Nachricht von dpa, 9:17 Uhr heute Morgen, wir hätten angeblich im Präsidium bereits über die Verteilung der Ressorts gesprochen. Wir haben kein einziges Wort über Personal miteinander verloren, weil das zum jetzigen Zeitpunkt einfach viel zu früh ist.“ Kurz zuvor hatte dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger bei X klargestellt, dass die Agentur „keine Meldung dieses Inhalts gesendet“ hat. (mt)

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