Acht Münchner Straßen und ihre rätselhaften Namen: Stadt erklärt, wie sie zustande kamen
Warum heißt die Türkenstraße eigentlich Türkenstraße? Ein Sprecher des Kommunalreferats erklärt Hintergründe für ungewöhnliche Straßennamen in München.
München – In München gibt es über 6800 Straßen. Für ihre Benennung gelten einige Grundsätze (siehe Infobox weiter unten). Manche Schilder sind bei Münchnern so beliebt, dass es immer wieder zu Diebstählen kommt. Inzwischen liegt die Benennung der Straßen im Zuständigkeitsbereich des Kommunalreferats. Dort hat unsere Redaktion angefragt, wie einige eher ungewöhnliche Bezeichnungen zustande gekommen sind. Ein Sprecher des Kommunalreferats konnte mit Informationen aus der Datenbank weiterhelfen.
Bei den ausgewählten Straßen handelt es sich jeweils um solche, die ihren Namen vor dem Jahr 1996 erhalten haben. Erläuterungen zu allen Straßen, die nach dem Jahr 1996 benannt worden sind, finden sich auf der offiziellen Homepage der Landeshauptstadt.
Ungewöhnliche Straßennamen in München: Erläuterungen aus Datenbank
Flaschenträgerstraße (Benennungsdatum: 14.08.1930)
Namenserläuterung: Wilhelm Flaschenträger, geboren 30.07.1866, gestorben 03.07.1930, letzter Bürgermeister der Gemeinde Daglfing, der dieses Amt dreißig Jahre lang innehatte.
Lueg ins Land (Benennungsdatum: 01.01.1750)
Namenserläuterung: Lueg ins Land erinnert an den Lueger-Turm genannten Wachturm, der sich von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an bis zu seinem Abbruch 1806 an der inneren Stadtmauer nördlich des Isartors befand. Von dem stattlichen viereckigen, mit einem Satteldach und vier Türmchen ausgebildeten Wachturm konnte man weit ins Land schauen („luegen“). Dieses Gässchen hieß früher „Hinter den Mauern“.
Ruhestraße (Benennungsdatum: 01.09.1857)
Namenserläuterung: Ruhestraße, sinnbildlicher Name für eine Straße, die früher zum östlichen (Auer-) Friedhof, einem Ort der Ruhe und des Friedens, führte.
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Grundsätze für die Benennung von Straßen in München:
Nach lebenden Personen werden keine Straßen benannt.
Namen, die zu Verwechslungen mit bereits bestehenden Straßennamen führen, zu Missdeutungen oder Verspottung Anlass geben oder die Anwohnerinnen und Anwohner verächtlich machen, dürfen nicht verwendet werden.
Neue Straßennamen sollen zu bereits bestehenden Namen der Umgebung möglichst einen gemeinsamen sachlichen Bezug aufweisen (zum Beispiel Dichter/innen, Komponisten/innen, „Franzosenviertel“). Damit wird auch die Auffindbarkeit von Straßen erleichtert.
Straßennamen dienen der Orientierung und sollen deshalb möglichst kurz, einfach und auch für Einheimische leicht verständlich sein. Phonetisch schwer verständliche beziehungsweise lange und in der Schreibweise fehleranfällige Namen sind im täglichen Gebrauch bürgerunfreundlich und sollten deshalb vermieden werden.
Quelle: Landeshauptstadt München
Auf der Lehmzunge (Benennungsdatum: 15.09.1988)
Namenserläuterung: Fruchtbare Lösslehmablagerungen an der Isar, die größte erstreckt sich zwischen Ramersdorf und Ismaning über etwa 15 km Länge und bis zu 2,5 km Breite. Ihre Form verdankt sie den Schmelzwasserfluten nach der letzten Eiszeit, die sie als Inseln stehenließ.
Kommunalreferat für Straßenbenennung in München zuständig: Grundsätze müssen beachtet werden
Phantasiestraße (Benennungsdatum: 22.06.1933)
Namenserläuterung: Nach der nahe gelegenen Gastwirtschaft Phantasie an der Wasserburger Landstraße benannt.
Diamantstraße (Benennungsdatum: 02.10.1952)
Namenserläuterung: Benannt nach dem härtesten und wertvollsten Edelstein.
Zahnbrecherweg (Benennungsdatum: 05.04.1984)
Namenserläuterung: Franz Xaver Zahnbrecher, geboren 23.11.1882 in Aich bei Traunstein, gestorben 25.09.1935 in München; Mitglied der Bayerischen Volkspartei, von 1922 bis 1924 Landtagsabgeordneter. Auf seine Initiative hin entstand die Siedlung Johanneskirchen, im Volksmund „Zahnbrechersiedlung“ genannt.
Türkenstraße (Benennungsdatum: 01.01.1812)
Namenserläuterung: Nach dem Verlauf der Straße benannt, die früher zum Türkengraben führte. Der Türkengraben war Teil des Kanalsystems, das die Residenz mit den Lustschlössern Nymphenburg, Schleißheim und Dachau verband. Er wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zugeschüttet.
Krempelhuberplatz (Benennungsdatum: 04.12.1958)
Namenserläuterung: August von Krempelhuber, geboren 14.09.1813 und gestorben 02.10.1882 in München, Königlicher Forstrat in München, Bahnbrecher der Flechtenkunde. Krempelhuber erkannte als erster die Bedeutung der Flechte für den gesunden Waldbestand. In vielen Fachwerken wurde er in einem besonders für die Forstwirtschaft neuen und bedeutenden Wissenszweig führend, Ehrenmitglied vieler in- und ausländischer Akademien und Ritter des Verdienstordens zum heiligen Michael.
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