Litauen baut aus Angst vor Angriff 50 Kilometer breiten Anti-Russen-Streifen

Litauen hat zur Sicherung seiner Grenzen zu Russland ein Konzept vorgestellt, das eine 50 Kilometer ins Landesinnere ragende Verteidigungslinie vorsieht. Sie besteht aus einer Vielzahl von Hindernissen, die das Vorrücken feindlicher Streitkräfte erheblich erschweren sollen. 

Litauen schwenke von individuellen Maßnahmen der Grenzsicherung um "zu einer einheitlichen, dreistufigen Verteidigungslinie, die für mehr Tiefe, stärkere Kontrolle und eine vollständige Nato/EU-Integration an unserer Grenze sorgt", schreibt das Verteidigungsministerium bei X. Erste Barrieren wurden bereits in den vergangenen Monaten errichtet, aber erst jetzt ist klar, welche riesige Dimension das Projekt annehmen soll.

Litauen plant Verteidigungslinie mit drei Zonen

Konkret soll die Verteidigungslinie drei Zonen umfassen:

  • Zone 1 (bis fünf Kilometer hinter der Grenze): Zunächst steht direkt an der Grenze ein geschlossener Grenzzaun. Dann folgen ein Panzerabwehrgraben und ein aufgeschütteter Wall. Dem schließt sich ein Bereich an, der mit Minen sowie mit "Igeln" und "Drachenzähnen" – verschiedenen Formen von Panzersperren – versehen ist. Schließlich befinden sich dahinter zwei Linien von befestigten Stellungen mit Schützengräben.
  • Zone 2 (bis 20 Kilometer hinter der Grenze): Hier gibt es zunächst wieder einen Entwässerungsgraben und einen Wall. Dahinter befinden sich sogenannte Technikparks, wo Panzersperren-Nachschub gelagert wird. Brücken über Flüsse in dieser Zone werden so präpariert, dass sie sich schnell sprengen lassen – Feinde sie also nicht mehr überqueren können. Zusätzlich lassen sich die Brückenköpfe absperren.
  • Zone 3 (bis 50 Kilometer hinter der Grenze): Entlang der Straßen sollen Bäume stehen, die sich im Angriffsfall fällen lassen und dann den Weg versperren. Auch hier werden Brücken für die Sprengung vorbereitet. Zudem gibt es weitere Stellungen mit Schützengräben und Technikparks. 

Nachbarländer schließen sich dem Projekt an

Litauen unternimmt die enormen Anstrengungen zur Grenzbefestigung, weil das Land im Ernstfall von zwei Fronten angegriffen werden könnte: Westlich liegt die russische Exklave Kaliningrad, östlich das mit Russland verbündete Belarus. Litauens Präsident Gitanas Nausėda hat daher beschlossen, die Verteidigungsausgaben des Landes ab 2026 auf fünf bis sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. 

Die Grenzlinie, die in ähnlicher Form in Lettland und Estland fortgesetzt werden soll, wurde 2024 als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine beschlossen. Ursprünglich wurden dafür 55 Millionen Euro veranschlagt. Wie die britische "Times" berichtet, soll die "baltische Verteidigungslinie" auch in Polen umgesetzt werden.

Litauen setzt umstrittene Antipersonenminen ein

Litauen rüstet auch abseits der Grenzsicherung auf: Das Land hat aus Deutschland unter anderem 44 Leopard-Kampfpanzer bestellt, zudem israelische Panzerabwehrraketen, Artilleriegeschosse und verschiedene Minen, darunter auch Antipersonenminen. Sie sollen Teil der Verteidigungslinie werden.

Das ist umstritten, denn seit 1999 gilt in zahlreichen Staaten die Ottawa-Konvention, die den Einsatz solcher Minen verbietet. Litauen hat im April jedoch beschlossen, aus dem Abkommen auszutreten. "Russland nutzt alles, um in der Ukraine unschuldige Menschen zu töten", begründete Verteidigungsministerin Dovile Sakaliene den Schritt. Litauen ergreife daher "jeden möglichen und unmöglichen Schritt, um abzuschrecken und unsere Bürger notfalls zu verteidigen".