Ukraine-Krieg: Außenminister Rubio widerspricht Trump zu Waffenstillstand
Trump betont seine Unabhängigkeit bei Verhandlungen mit Putin – doch sein Außenminister sieht die Lage anders. Die Ukraine bleibt im Fokus der Diskussionen.
Washington, D.C. – Nach dem Alaska-Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin rückt eine mögliche Friedenslösung für den Ukraine-Krieg in den Fokus. Doch während Trump auf ein umfassendes Abkommen setzt, wächst der Streit über den richtigen Weg dorthin.
Trump schließt Waffenruhe aus: Abkommen werden „oft nicht eingehalten“
Trump erklärte auf seiner Plattform Truth Social, der „beste Weg“ zum Kriegsende sei ein sofortiges Friedensabkommen. Ein Waffenstillstand sei hingegen nicht sinnvoll, da solche Abkommen „oft nicht eingehalten“ würden – wie es wohl „von allen festgestellt“ worden war. Mit dieser Haltung griff er die Forderung der russischen Regierung auf, eine dauerhafte Lösung zu verhandeln – und schloss eine vorläufige Waffenruhe aus.
Die Nachrichtenagentur AFP verweist jedoch darauf, dass ein umfassendes Friedensabkommen deutlich länger dauern könnte, während eine Waffenruhe rasch umgesetzt wäre. In Kiew und bei westlichen Verbündeten wächst die Sorge, Russland könne die Zeit nutzen, um weitere Geländegewinne zu erzielen. Möglicherweise kann die pro-ukrainische „Koalition der Willigen“ jedoch vorerst aufatmen – denn ausgerechnet ein US-Minister stellt sich gegen Trumps Kurs.
Ukraine-Krieg: Waffenstillstand spaltet Trump und Rubio
Für eine überraschende Wende sorgte ausgerechnet Trumps Außenminister Marco Rubio. Gegenüber NBC News betont er, ein Waffenstillstand sei noch nicht vom Tisch. Langfristiges Ziel müsse zwar ein Friedensabkommen sein, doch er halte es für den „besten Weg, um den Krieg zu beenden.“ Damit widersprach er offen dem Präsidenten.
Auch in Europa wird die Debatte aufmerksam verfolgt. Hinsichtlich eines Friedensabkommens erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz laut dpa: „Wenn das gelingt, ist das mehr wert als ein Waffenstillstand, der womöglich nach Wochen bricht“. Der Kanzler berät sich derzeit gemeinsam mit europäischen Staats- und Regierungschefs mit der ukrainischen Regierung über Sicherheitsgarantien. Ein Abkommen nach Nato-Vorbild könnte die Ukraine absichern, bis eine umfassende Lösung gefunden ist.
Bereits morgen wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eilig nach Washington aufbrechen. Ihn begleitet eine Delegation an europäischen Spitzenpolitikern – darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Trump macht Putin-Verhandlungen zur US-Sache: „Europa sagt mir nicht, was ich zu tun habe“
Dass die Ukraine auf verlässliche Sicherheitsgarantien und eine Waffenruhe angewiesen ist, zeigen die anhaltenden Kämpfe an der Front. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP griff die russische Armee in der Nacht zum Samstag mit 85 Drohnen und einer Rakete an. Laut der ukrainischen Luftwaffe wurden 61 Drohnen abgeschossen, zugleich hätten russische Truppen Stellungen in vier Regionen beschossen. Laut einer AFP-Analyse hatte die russische Armee im Juli so viele Drohnenangriffe auf die Ukraine verübt wie nie zuvor seit Beginn ihres Überfalls auf das Nachbarland vor fast dreieinhalb Jahren.
Die Angriffe vom Samstag fielen in die Zeit des Alaska-Gipfels. Das Treffen endete bereits ohne Einigung auf eine Waffenruhe, obwohl, Präsident Wolodymyr Selenskyj und mehrere europäische Vertreter im Vorfeld genau darauf gedrängt hatten. Laut dpa betonte der US-Präsident vor dem Treffen, dass die europäischen Verbündeten ihm trotz enger Zusammenarbeit bei den Verhandlungen mit Putin keine Vorgaben machen könnten: „Europa sagt mir nicht, was ich zu tun habe“. (kox)