Außenminister von Nato-Land stichelt im Ukraine-Krieg gegen US-Regierung – mit Weltkriegsvergleich
Die USA wollen laut Insidern ukrainische Angriffe auf Russlands Öldepots stoppen. Der litauische Außenminister ruft Washington deshalb eine US-Taktik im Zweiten Weltkrieg in Erinnerung.
Vilnius – Die Ukraine griff zuletzt vermehrt Öldepots in Russland an. Die USA zeigten sich davon laut Insiderberichten wenig begeistert. Washington soll Kiew zu einem Ende der Drohnenangriffe auf Raffinerien aufgefordert haben, wie die Financial Times berichtete. Der mutmaßliche Grund: Steigende Ölpreise. Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis schaltete sich nun in die Debatte ein – mit einem kurzen Beitrag auf der Plattform X und einem Vergleich zum Zweiten Weltkrieg.
Außenminister Litauens zieht Bombardierung von Nazi-Öldepots als Vergleich heran
Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis reagierte auf der Plattform X am vergangenen Mittwoch (10. April) wohl auf die mutmaßliche US-Forderung, keine russischen Raffinerien anzugreifen. „Im Zweiten Weltkrieg bombardierten die Alliierten die Öldepots Nazi-Deutschlands als militärisches Ziel von höchster Bedeutung“, schrieb Landsbergis.
Damit bezog sich der Minister auf die zwischen 1944 und 1945 laufende US-Luftoffensive gegen die deutsche Treibstoffindustrie. Der litauische Außenminister ergänzte am Ende lakonisch: „Das ist der Tweet.“ Sein estländischer Amtskollege Margus Tsahkna äußerte sich einen Tag später ebenfalls zum Thema, allerdings mit ausführlicheren Argumenten.
Kritik an mutmaßlicher US-Empfehlung: Auch US-General nennt Raffinerien „legitime Ziele“
Es lohne sich nicht, „die Angriffe auf russische Raffinerien zu dramatisieren, während Russland täglich massive Luftangriffe durchführt und die Energieinfrastruktur der Ukraine systematisch zerstört hat und weiterhin das Atomkraftwerk Saporischschja besetzt“, schrieb Tshakna am Donnerstag auf X. Was die Ukraine tue, sei lediglich Selbstverteidigung. „Die Ukraine greift militärische Ziele an, die direkt den Treibstoff für die Kriegsmaschinerie liefern [...].“
Auch Militärexperten waren zu dieser Einschätzung gekommen. So hatte etwa der frühere US-General Ben Hodges der Ukraine empfohlen, der US-Forderung eines Angriffsstopps nicht zu folgen. Sollte jemand aus der US-Regierung der Ukraine das tatsächlich gesagt haben, sei das „eine absolut schreckliche Empfehlung“, sagte der Militär im Gespräch mit der BBC. „Die Ukraine sollte es ignorieren. [Raffinerien] sind legitime Ziele.“ Denn das Völkerrecht deckt Angriffe auf militärische Ziele.
Angriffe auf Öldepots: Deshalb setzt die Ukraine auf den Kampf in der Tiefe
Der Ukraine geht es bei den Drohnenangriffen nicht nur darum, den Treibstoffnachschub an die Front zu reduzieren und für logistische Probleme zu sorgen. Kiew will auch ein Loch in Putins Staatskasse schlagen. Denn der Kremlchef finanziert seinen Krieg auch durch die Verkäufe von Öl und Gas, die rund 40 Prozent der russischen Staatseinnahmen ausmachen. „Öl- und Gaseinnahmen ermöglichen es Russland, seine blutigen Aggressionen fortzusetzen“, kommentierte auch Estlands Außenminister auf Twitter.
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Aus diesem Grund habe Estland stets die Reduzierung der russischen Energieeinnahmen unterstützt – egal, ob durch Sanktionen, Preisdeckel oder Importstopps. „Wenn Schläge gegen militärische Ziele auf russischem Boden dazu beitragen, die russischen Einnahmen zu verringern und es Russland zu erschweren, diesen Krieg zu führen, dann dienen die Schläge dem richtigen Ziel“, so das Fazit des Außenministers Estlands, der am Ende seines Beitrags auf X den Westen zur Lieferung von Luftabwehr aufforderte.