Putin soll Ukraine verlassen: Nach Kursk-Angriff haben USA dringenden Appell

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Der ukrainische Vormarsch auf russisches Gebiet dürfte Wladimir Putin schmerzen. Aus den USA gibt es einen Vorschlag, wie er Kiew zum Rückzug animieren könnte.

Washington – Wladimir Putin hat in seinem Ukraine-Krieg seit einer Woche ein noch drängenderes Ziel als jenes, die Frontlinie im Nachbarland weiter in Richtung Westen zu verschieben. Der Kreml-Chef will die nach Russland vorgestoßenen ukrainischen Einheiten so schnell wie möglich wieder aus seinem Machtbereich verjagen.

Wie erfolgreich diese Operation innerhalb der sogenannten militärischen Spezialoperation läuft, bleibt nebulös. Moskau will den Vormarsch der Kiewer Soldaten gestoppt haben. Der ukrainische Generalstabschef Oleksandr Syrskyj informierte via Telegram, es befänden sich 1000 Quadratkilometer russisches Territorium unter der Kontrolle seiner Streitkräfte. Beides lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.

Putin und die Kursk-Offensive: „Er kann aus der Ukraine verschwinden und damit Schluss machen“

John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, hat derweil einen anderen Vorschlag unterbreitet, wie Putin dafür sorgen könnte, dass sich die ukrainischen Truppen wieder aus Russland zurückziehen. In einer Fragerunde mit Journalisten sagte der ehemalige Konteradmiral der US Navy: „Machen wir uns nichts vor: Das ist Putins Krieg gegen Russland. Und wenn er das nicht möchte, weil er sich ein bisschen unwohl fühlt, gibt es eine einfache Lösung: Er kann aus der Ukraine verschwinden und damit Schluss machen.“

Die Frage hatte darauf abgezielt, wie Kirby auf Putins Vorwurf reagiere, beim ukrainischen Einmarsch in die Region Kursk handele es sich um einen Krieg des Westens gegen Russland. Dies bezeichnete der frühere Sprecher des Außenministeriums und des Verteidigungsministeriums als „witzigen Teil der Putin-Propaganda“.

Szenen eines Kriegs: Wladimir Putins Invasion in die Ukraine holt Russland mehr und mehr ein. © IMAGO / SNA (2)

US-Sprecher wettert gegen Putin: Kriegs-Argumente von Kreml-Chef „nur ein Haufen Hickhack“

Denn so habe der russische Herrscher den Ukraine-Krieg von Anfang an verteidigt: „Dass er in die Ukraine einmarschieren musste, die Nato umzingelt ihn, und die Unterstützung der Nato und der USA für die Ukraine beweist, es geht um den Westen gegen Russland, es geht um Nato gegen Russland, es geht um die USA gegen Russland.“ Für Kirby sind diese Argumente „nur ein Haufen Hickhack. Da ist nichts dran.“

Einzig Russland befinde sich in der Ukraine im Krieg: „Es ist Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, schlicht und einfach. So war es von Anfang an.“ Nur fanden die Kämpfe mit ganz wenigen Ausnahmen – etwa Operationen von pro-ukrainischen Putin-Gegnern aus Russland in Grenzregionen – in der Ukraine statt. Nun muss Putin erleben, was der Krieg im eigenen Land anrichten kann.

Putin und Russlands Verluste: Laut Gouverneur zwölf Zivilisten bei Kursk-Offensive gestorben

Alexej Smirnow als Gouverneur der Region Kursk gab während eines Meetings am Montag an, 121.000 Zivilisten seien evakuiert worden, insgesamt seien 180.000 direkt von den Auswirkungen des ukrainischen Vormarschs betroffen. Demnach kamen zwölf Zivilisten ums Leben, unter den 121 Verletzten befänden sich auch zehn Kinder. Über Verluste unter den eigenen Truppen verlor er kein Wort.

Als Smirnow darauf zu sprechen kam, die Ukrainer seien auf einer Breite von 40 Kilometern rund zwölf Kilometer tief auf russisches Gebiet vorgerückt, fuhr Putin dazwischen. Derartige Angaben will der Kreml-Chef lieber von der Militärführung aufgetischt bekommen, der Politiker solle sich auf die sozioökonomische Situation und die geleistete Unterstützung für die Menschen fokussieren.

Auf seinem Telegram-Kanal stellte Smirnow am Dienstagnachmittag klar: „Die Krise ist noch nicht überwunden.“ Neben Charakter sei auch Geduld gefragt. Dabei nutzte er die Gelegenheit, für die bereitwillige Hilfe von allen Seiten zu danken. Und der Gouverneur vergaß nicht, zu erwähnen, dass die größte Hilfe aus der Politik komme und von Putin kontrolliert werde.

John Kirby steht an einem Rednerpult
Rät Russland zum Rückzug aus der Ukraine: John Kirby ist Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA. © IMAGO / UPI Photo

Russlands Verluste im Ukraine-Krieg: Laut Kiew fast 600.000 Militärangehörige außer Gefecht gesetzt

Die Reaktion auf das ukrainische Vordringen auf russisches Territorium fiel im Westen unterschiedlich aus. Kirby betonte, er werde sich nicht zu Einzelheiten der Kiewer Kriegsführung äußern. Der FDP-Politiker Marcus Faber als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses warb via X bereits für die Lieferung weiterer Leopard 2, um Putin weiter unter Druck und Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Dagegen wurden auch Stimmen erhoben, denen zufolge die Ukraine diesen Vorstoß in der Zukunft noch teuer bezahlen könnte. Bereits in der einen Woche seit dem Einmarsch sollen sich die ukrainischen Verluste bei den dortigen Kämpfen laut dem Telegram-Kanal der Region Kursk unter anderem auf mehr als 2000 Militärangehörige, 35 Panzer, rund 180 gepanzerte Kampffahrzeuge, vier Flugabwehr-Raketensysteme und zwei Mehrfachraketensysteme belaufen.

Diese Zahlen sind ebenso mit Vorsicht zu genießen wie die täglich vom ukrainischen Verteidigungsministerium verbreiteten Verluste auf russischer Seite. Demnach verloren Putins Truppen seit Beginn der russischen Invasion unter anderem 593.160 Militärangehörige, 8455 Panzer, 16.385 bewaffnete Kampffahrzeuge, 1146 Mehrfachraketensysteme, 366 Kampfflugzeuge sowie 28 Kampfschiffe oder -boote. (mg)

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