Erste Klasse für Bichls Störche: Deutsche Bahn stellt Ersatzhorst am Bahnhof auf
Besonderes Bauprojekt in Bichl: Die Deutsche Bahn stellte am Bahnhof ein Storchenhorst auf. Es musste ein Ausgleich sein – ein Nest wich 2023 für Bauarbeiten an den Oberleitungen.
Bichl – Nicht alle Tage stellt die Deutsche Bahn (DB) einen Storchenhorst auf – im Großraum München war es nach Konzernangaben gar eine Premiere. Umso größer war die Freude bei Eva Lutz, Umweltingenieurin der DB, und Mario Orth, Projektingenieur der DB am vergangenen Montag in Bichl. Am dortigen Bahnhof wurde ein elf Meter hoher Stahlmast mit einem Korb aufgestellt.
Bitte Einsteigen: Deutsche Bahn stellt Storchenhorst am Bichler Bahnhof auf
Bereits 2023 hatte die DB die Oberleitungen auf der 35 Kilometer langen Strecke Tutzing-Kochel zu modernisieren begonnen (Rundschau berichtet). Um die Störche, die in Bichl in drei Nestern entlang der Bahnstrecke wohnen, nicht zu stören, wurde bei den Bauarbeiten auf die Brutzeit Rücksicht genommen – von März bis Oktober.

Eines der Nester musste allerdings für die Arbeiten abgerissen werden. Das war im September 2023. Nun sind die Arbeiten an der Oberleitung fast vollständig abgeschlossen. Und deshalb wurde ein neuer Storchenhorst errichtet. Der Nest-Mast „ist fast so eine Art Richtbaum“, freut sich Orth beim Ortstermin. Er hofft „auf reges Interesse“ bei den Störchen.

Der Prozess mit dem Storchen-Nest war nicht einfach, berichtet Umweltingenieurin Lutz. In Absprache mit der Regierung von Oberbayern wurde beschlossen, wie zu verfahren sei. Für das abgerissenen Nest bekam die Bahn als Auflage die Aufgabe, ein neues Storchendomizil zu errichten. Und das stellte sich als schwierig heraus. Denn so ein Nest wird gut und gerne eineinhalb Tonnen schwer. Wie ein Mittelklassewagen auf einem Maibaum, vergleicht Orth.
Schwieriges Bauvorhaben in Bichl
Da die Bahnstrecke von Bichl nach Kochel teilweise im Moor verläuft, war die Installation des Masts eine statische Herausforderung. Um das Ganze zu stabilisieren wurden deshalb Micro-Pfähle in den Untergrund eingebracht.
Weil Erfahrungswerte fehlten, holte sich Lutz Auskunft beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV). Da Storche ortstreu sind, hofft Lutz, dass das Storchenpaar das neue Nest gut annehmen wird. Der Korb misst eineinhalb Meter im Durchmesser und ist aus Weidengeflecht. Der Storchenhorst befindet sich in „unmittelbarer Nähe“ zum dem 2023 abgerissenen Exemplar, erklärt Orth. Und zwar beim Bahnübergang hinter der Kirche St. Georg, Ecke „Am Bühel“ und Herzogstandstraße in Bichl. Nun steht der Mast mit dem Nest.
Vögel schützen: DB installiert Vogelmarker an Oberleitung
Eine weitere Änderung wurde für die Vögel auf der Bahnstrecke zwischen Bichl und Kochel angebracht: Da die Strecke in der Nähe eines Vogelschutzgebietes liegt, wurden spezielle Vogelschutzmarker an die Oberleitung angebracht. Im Abstand von 20 Metern hängen weiß-schwarze Fähnchen von der Leitung. Das soll dafür sorgen, dass vor allem große Vögel die Leitung besser sehen und sich nicht an ihr verletzten, erklärt Lutz der Rundschau.
Für Orth ist der jetzige Nestbau der „krönende Abschluss“ der Bauarbeiten. Und sicher eine willkommene Abwechslung im Bau-Alltag, einem Storchenpaar etwas Gutes zu tun.
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