„Das ist völlig verrückt“: US-Nobelpreisträger zerlegt Trumps Zoll-Tabelle
Donald Trump hat hohe Zölle gegen viele Länder verkündet. Experten warnten schon vorab vor den Folgen. Jetzt ist sogar ein US-Nobelpreisträger überrascht und fassungslos.
New York – „Ich halte es für möglich, dass die Einzelheiten zu Trumps Zöllen niedriger ausfallen werden als gerade angekündigt. Aber nach seinen Aussagen dreht er völlig durch.“ Mit diesen Worten meldete sich Nobelpreisträger Paul Krugman nach der Verkündung hoher Zölle durch Donald Trump zu Wort. Der Wirtschaftswissenschaftler und Professor in New York konnte offenbar nicht fassen, was er da gerade gehört hatte – und ging in einem Social-Media-Beitrag ins Detail.
Trump-Zölle lassen US-Nobelpreisträger fassungslos zurück: „Falsche Behauptungen“
Trump erhebe nicht nur „viel höhere Zölle“, als jeder erwartet habe. „Er stellt auch falsche Behauptungen über unsere Handelspartner auf“, so der Nobelpreisträger in Wirtschaftswissenschaften. Krugman gibt weiter zu Protokoll, dass er sich in diesem Fall nicht sicher sei, „ob es Lügen sind“, oder, ob Trump einfach „wirklich unwissend“ sei. In jedem Fall würden die Zölle die US-Handelspartner „wütend machen“ und ein Rückzieher werde sehr schwer.
Trumps neue Zölle:
Wie Trump bei einem Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses ankündigte, führt die US-Regierung neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus allen Ländern ein. Für viele Staaten sollen je nach Handelsdefizit deutlich höhere Strafabgaben greifen. Auf Einfuhren aus Deutschland und anderen Staaten der Europäischen Union in die USA sind demnach neue Zölle in Höhe von 20 Prozent vorgesehen.
Trump behaupte, dass der Rest der Welt hohe Zölle auf US-Waren erhebe und er nun lediglich Gegenzölle erhebe, die sogar nur halb so hoch seien, wie die, die die USA zahlen müssten. Krugman weist auf Trumps Zoll-Tabelle hin. Darauf ist neben dem jeweiligen Land eine Spalte, die die neuen US-Zölle – und eine, die die vermeintlichen bereits bestehenden Zölle der Handelspartner ausweist, zu sehen. „Das ist völlig verrückt“, fasst Krugman die Daten zusammen.
US-Nobelpreisträger zerlegt Trumps Zoll-Tabelle: „Das ist völlig verrückt“
Er nimmt Trumps Zahlen für die EU als Beispiel. Hier prangt auf Trumps Liste die Zahl 39 Prozent. So hoch sollen demnach die Zölle sein, die die EU auf US-Waren erhebt. Krugman kann es nicht fassen, denn die EU erhebe, genau wie die USA, niedrige Zölle um die drei Prozent. „Woher kommt also diese Zahl von 39 Prozent?“, fragt Krugman. Der Top-Ökonom ist platt und meint: „Ich habe keine Ahnung.“ Der Wirtschaftsexperte macht sich aber auf Spurensuche.
Demnach hatten vorab viele spekuliert, dass Trump Mehrwertsteuern als Zölle betrachten würde. Dem widerspricht Krugman deutlich, da auch europäische Hersteller diese Steuer zahlen würden. Doch „selbst wenn man das falsch versteht“, führt er weiter aus, liege der Mehrwertsteuersatz in der EU im Durchschnitt bei 20 Prozent. So komme man „nicht einmal annähernd an 39 Prozent heran.“
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Für Krugman sind die Zahlen offenbar frei erfunden. Zumindest findet er keine logische Erklärung dafür. Außer einer: Trump hatte einst behauptet, dass Europa „mehr als zehnmal höhere Zölle“ erheben würde. Diese Behauptung würde Trump „niemals aufgeben“ - unabhängig von der Realität, so Krugman. Er verweist als Vergleich auf Trumps wirre Aussage, dass die USA Kanada jährlich mit 200 Milliarden Dollar subventionieren würden. Auch hier sieht Krugman zwei Dinge: Einmal, dass Trump eine wirtschaftliche Tatsache falsch darstellt (Ein kanadischer Handelsüberschuss sind keine Subventionen). Und zweitens würde Trump die Zahlen an sich maßlos aufblähen und übertreiben. „Viele, viele Leute haben auf diesen Fehler hingewiesen, aber Trump bleibt dabei“, so Krugman.
Trumps Zoll-Formel: So berechnete er die Zahlen
Trump posierte am Mittwoch mit einer übergroßen Tabelle, die die Zölle nach Ländern aufschlüsselt. Für die Berechnung der neuen Zölle hat Donald Trump nach Angaben des Handelsbeauftragten der USA eine Zoll-Formel angewandt. Dafür hat man den Handelsüberschuss eines Landes gegenüber den USA durch seine Gesamtexporte geteilt. Diese Zahl halbiert man. Was bei dieser Formel herauskommt, ist die Höhe der Zölle, die Trump gegen das jeweilige Land erhebt.
Der Nobelpreisträger fasst abschließend zusammen: „Falls Sie noch Hoffnung hatten, dass Trump noch einen Schritt zurücktreten würde, dürfte diese Ankündigung – die sehr hohen Zölle und die völligen Unwahrheiten über die Vorgehensweisen anderer Länder – diese Hoffnung zunichte machen.“
Krugman ist dabei nicht der einzige Nobelpreisträger, der Trump für seine Zölle hart kritisiert. (rjs)