Rentner sollen weniger Geld bekommen: Das ist der Merz-Vorschlag für die Reform der Rente im Detail
Die Reform der Rente ist eine der wichtigsten Vorhaben, der sich die neue Regierung annehmen muss. Ein Plan der Union sorgt bei einigen für Alarm.
Berlin – Die Rentenversicherung wartet - wie das ganze Land - sehnsüchtig auf eine neue Regierung. CDU, CSU und SPD verhandeln nun schon seit fast einem Monat, Kanzler in spe Friedrich Merz (CDU) will bis Ostern eine Regierung auf die Beine stellen. An wichtigen Themen hakt es dem Vernehmen nach aber noch, weshalb sich das Land gedulden muss. Die Finanzlage der Rentenversicherung erfordert aber bis 2027 eine Reform, denn danach könnte es zeitweise eng werden.
Union will Berechnung der Rente anpassen – die Idee kam einst auch von Lindner
Ein Weg, die Finanzen zu bessern, hat die CDU in den Koalitionsverhandlungen vorgeschlagen. Die SPD wehrt sich strikt dagegen, da sie darin eine Kürzung der Rente sieht. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält den Unionsvorschlag für fatal und wirft Merz „Rechentricks“ vor.
Der Vorschlag ist aber nicht neu und wurde in der Ampel-Regierung vom damaligen Finanzminister Christian Lindner (FDP) schon ins Spiel gebracht. Dabei soll die Standardrente, die für die Berechnung der Renten herangezogen wird, angepasst werden. Statt wie gehabt von 45 Beitragsjahren auszugehen, soll die Rentenversicherung künftig von 47 Jahren ausgehen. Begründet wird das damit, dass bis 2031 auch die Regelaltersgrenze um zwei Jahre angehoben wird.

Die Standardrente ist eine fiktive Rente, die eine Person erhalten würde, wenn sie 45 Jahre lang ganz genau das Durchschnittsentgelt verdient hat und somit genau 45 Rentenpunkte erzielt. Diese Standardrente beträgt 2024 laut Rentenversicherung 1769,40 Euro. Der Durchschnittslohn beträgt laut DRV 45.358 Euro/Jahr.
Merz-Vorschlag für eine Reform der Rente bedeutet Kürzung an der Rentenerhöhung
Damit würde die Union es auch schaffen, das Rentenniveau von 48 Prozent einzuhalten, ohne dass es zu Beitragserhöhungen für die Rentenversicherung kommt. Denn wenn man für die Standardrente jetzt bereits 47 Beitragsjahre annehmen würde, dann läge das Rentenniveau heute bei 50,1 Prozent. Die Standardrente läge dann heute bei 1848,04 Euro – sie steigt also ohne, dass ein Rentner auch nur einen Cent mehr bekommen hätte. Damit hätte die Rentenversicherung ein größeres finanzielles Polster, denn bis die Renten an das Niveau von 48 Prozent kämen, würde es noch einige Zeit dauern. Also konkret: Die Rentenerhöhung müsste nicht mehr so hoch ausfallen, schließlich ist die Standardrente um fast 100 Euro gestiegen.
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Berechnung des Rentenniveaus
Standardrente nach X Beitragsjahren / Durchschnittslohn x 100 = Rentenniveau
Am 1. Juli 2025 werden sich die Renten um 3,74 Prozent steigen. Ohne die Haltelinie von 48 Prozent, die nur noch dieses Jahr gilt, würde die Erhöhung aber etwas geringer ausfallen. Die Deutsche Rentenversicherung geht davon aus, dass die jährliche Anpassungsrate der Renten bis 2038 etwa drei Prozent betragen wird. Dann wird das Rentenniveau bei 45,2 Prozent liegen. Das heißt: Die SPD möchte, das die Rentenerhöhungen mehr als drei Prozent pro Jahr im Schnitt betragen. Die Union lehnt dies ab und würde auch eine geringere Anpassung gut finden.
Aus diesem Grund sprechen DGB und SPD von einer „Rentenkürzung“: Es ist eine Kürzung an der Rentenerhöhung. Im Gegenzug müssten die Beiträge der arbeitenden Bevölkerung aber dann weniger schnell steigen. Das SPD-Modell würde eine Erhöhung der Beiträge ab 2028 auf 20 Prozent bedeuten. Das Sozialgesetzbuch schreibt vor, dass die Regierung Gegenmaßnahmen ergreifen muss, wenn bis 2030 ein Absinken des Rentenniveaus auf 43 Prozent errechnet wird.