Cafébesitzerin kämpft mit Wasser aus Nachbargrundstück – Nun zieht sie vor Gericht
Wenn es viel regnet, gelangt Wasser in den Keller von Renate Gaukler aus Rott. Sie sagt, dass es von dem Nachbargrundstück komme, auf dem eine Salzlagerhalle des Staatlichen Bauamts steht.
Rott – Eigentlich wollte Renate Gaukler nicht vor Gericht. „Wir haben immer versucht, eine außergerichtliche Lösung zu finden. Aber von den anderen Seiten kommt einfach gar nichts“, sagt die Rotterin seufzend. Ihr ist die Wut, die Verzweiflung anzumerken. Denn die Betreiberin des Ausflugscafés „Gauklerhof“, das am Rotter Ortsausgang Richtung Dießen steht, ist schon lange am Kämpfen – mit Wasser, das es bei viel Niederschlag in ihren Keller drückt. Und für das sie ihrer Meinung nach nichts kann. „Das ist nicht unser Wasser.“
Das Wasser kommt laut Gaukler von dem Grundstück gegenüber ihres Hofs, das dem Freistaat Bayern gehört und auf dem das Staatliche Bauamt Weilheim eine Salzlagerhalle für Winterstreusalz hat. Vor dem großen Stadel befindet sich einer von den zwei Sickerschächten, die das Oberflächenwasser des Grundstücks aufnehmen und ableiten sollen. Der Schacht reiche als Entwässerung aber nicht aus, sagt Gaukler. Sie steht davor und deutet auf den Gulli, der derzeit bis unter den Rand mit Wasser gefüllt ist. Wenn der Schacht so voll ist, drücke es Wasser in die Drainage ihres Hauses, was dazu führt, dass ihre Kellerräume durchnässt und schlimmstenfalls geflutet werden.
Wasser aus Nachbargrundstück belastet „Gauklerhof“ in Rott
Das sei ein Problem, das schon seit Jahren bestehe und mit dem man sich lange mit Gemeinde und Straßenbauamt rumschlage, meint die Rotterin. Vor gut vier Jahren – nach dem mehrmaligen Versuch, den Fall einvernehmlich zu lösen – leitete sie schließlich rechtliche Schritte gegen den Freistaat bzw. das Staatliche Bauamt ein, das sich als Besitzer der Salzlagerhalle um die sachgemäße Entwässerung des Oberflächenwassers zu kümmern habe. Im Januar 2022 ließ sie auch einen gerichtlich vereidigten Gutachter kommen, der die Sache untersuchte. Laut Gaukler entstand ein 62-seitiger Bericht, der ihr „im Grunde recht gibt“. Das Gutachten habe gezeigt, dass Wasser von dem Sickerschacht in Gauklers Drainage gelange. Über das tatsächliche Ergebnis des Gutachtens wird wohl das Landgericht Augsburg bei dem Prozess an diesem Freitag urteilen.
Fakt ist, dass sich die Situation für die Rotterin durch den vielen Regen in diesem Jahr noch einmal zugespitzt hat. Schon seit Juni steht in der Wiese neben Gauklers Grundstück ein regelrechter See. „Der Boden kann das Wasser nicht mehr aufnehmen“, sagt sie. Und wie ein Video auf ihrem Handy zeigt, rinnt das Wasser bei starkem Regen von der Wiese hinter der Salzlagerhalle und aus dem Sickerschacht wie ein Bach über die Römerstraße nach unten in Richtung ihres Gebäudes. „Das ist untragbar.“
Grundwasserstand seit Monaten zu hoch
Als Nebenbeklagte ist auch die Gemeinde Rott an der Sache beteiligt. Sie leite einen Teil des Straßenoberflächenwassers der Römerstraße mit in den Sickerschacht vor der Salzlagerhalle ein, wie Bürgermeister Fritz Schneider auf Anfrage erklärt. Er könne nicht beurteilen, ob bei dem Problem „auch eine schon seit Jahren verschlossene Drainagenleitung aus dem Schacht eine Rolle spielt“. Jedoch könne man „die Vermutung aufstellen“, dass das Oberflächenwasser von Renate Gauklers Parkplätzen vor Ort versickere und dadurch die Vernässung auslöse, oder dass das Wasser vom Parkplatz auf die Straße und somit in den gemeindlichen Straßensinkkasten gelange. „Diese Vermutungen sollen jedoch besser Fachleute beurteilen und nicht ein Bürgermeister.“
Dass es bei starkem Regen dazu kommen kann, dass Wasser über die Straße in Gauklers Keller laufe, will Schneider nicht ausschließen. An der Wiese, die der Gemeinde gehört und von der das Wasser in Richtung „Gauklerhof“ fließt, sei aber zu keiner Zeit eine Veränderung vorgenommen worden, „die eine Wasseransammlung begünstigen könnte“, sagt er. „Ohne es mit offiziellen Daten zu hinterlegen, behaupte ich, dass der Grundwasserstand in unserer Region aufgrund der starken Niederschläge seit Monaten einen Höchststand aufweist.“
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Das Staatliche Bauamt Weilheim wollte wegen des laufenden Verfahrens keine Stellungnahme abgeben. Renate Gaukler hat derweil eine konkrete Forderung: „Ich will mindestens einen Teil des Geldes zurück, das ich schon in das Verfahren gesteckt habe.“ Und ihr Grund solle nicht mehr durch Fremdwasser belastet werden.