Starke Salvator-Premiere: Krüglredner nimmt Lokalpolitik aufs Korn

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Zwei Schläge benötigte OB Christian Götz, um das erste Fass Starkbier anzuzapfen. © Peter Weber

Kabarettist Stefan Kröll feierte mit seiner Krüglrede beim Fürstenfelder Salvator einen furiosen Einstand. Die Derbleckten amüsierten sich köstlich.

Fürstenfeldbruck – Die 15. Ausgabe des Starkbieranstichs im Kleinen Saal des Veranstaltungsforums stellte in doppelter Hinsicht eine Zäsur dar. Mit Josef Wildgruber gab es auf Seiten der Paulaner Brauerei einen neuen Organisator, mit Stefan Kröll einen neuen Krüglredner. Der hielt ganz bescheiden Einzug in den Saal – allein und in Zivil. Nicht im Tross mit der Blasmusik, die bereits auf der Bühne spielte, und nicht in einer Mönchskutte wie sein Vorgänger Jürgen Kirner alias Bruder Barnabas.

Der war zuletzt dafür kritisiert worden, dass es in seinen Reden zu viel um Bundes- und Landespolitik gegangen war und zu wenig um Bruck. Den Vorwurf kann man Kröll definitiv nicht machen. Die klammen Finanzen der Stadt, die OB-Wahl im vergangenen Jahr, die herbeirenovierten beengten Verhältnisse im Sitzungssaal, die Kostenexplosion beim Sportzentrum – in alle Themen hatte sich der 53-Jährige aus Feldkirchen-Westerham gut eingelesen und „aus dunkler Quelle“ Hintergrundinformationen bekommen.

Kabarettist Stefan Kröll hatte sich auf seine erste Krüglrede gut vorbereitet.
Kabarettist Stefan Kröll hatte sich auf seine erste Krüglrede gut vorbereitet. © Peter Weber

Gespannt wartete man im Publikum darauf, was der bis dahin „underbleckte“ OB Christian Götz abbekommen würde. Der hatte zuvor seinen ersten Starkbieranstich lässig mit zwei Schlägen gemeistert. Und das, obwohl er mangels Leibesfülle und Lodenjacke („den sogenannten Sommer-Stoiber“) nicht den klassischen bayerischen Bürgermeister verkörpere, wie der Krüglredner anmerkte – bevor er sich genüsslich über die BBV-Siegesfeier mit Radl-Corso, lautem Klingeln und blumengeschmücktem Lastenrad ausließ. Urteil: „Liebe Leute, so feiert der Bund Naturschutz, wenn er eine neue Müslisorte erfunden hat.“

Als Höhepunkt entwarf Kröll eine Szene auf der Pirateninsel „Tortuga“. Dort ließ er den Seefahrer „Klaus Störtebeker Wollenberg“ mit einer erbeuteten Schatztruhe aus Germering hereinpoltern, eine „grün gekleidete Seemannsbraut“ mit Rikscha-Unternehmen für das gendergerechte „Pirat*Innen“ kämpfen und „Götz den Kapitän“ Feuerwasser-Nachschub bringen – „vier Flaschen Stilles Fachinger Mineralwasser“.

Und dann gab’s noch eine Verneigung vor Bruck, die den Saal in andächtige Stille versetzte. Kröll schwärmte vom Silbersteg, vom Alten Rathaus, vom Café Widemann und der „unfassbar schönen und majestätischen“ Klosterkirche. Und davon, dass es wohl ein Geheimnis gebe, das die Leute zusammenhalte und viele sagen lasse: „I bin gern a Brucka.“

Das kam gut an. „Er hat sich wahnsinnig reingefuchst in die Emotionalität der Stadt“, kommentierte ein begeisterter Markus Droht, FW-Stadtrat und Ex-OB-Kandidat. „Das schaffen nicht viele Externe.“ Christian Götz fand die Krüglrede ebenfalls „sehr gut“. Besonders gefiel ihm Krölls Fokussierung auf die Kommunalpolitik. „Ich habe ihm schon gesagt, er darf wiederkommen“, so der OB augenzwinkernd.

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Ähnliches Lob kam von CSU-Stadtrat und Kreishandwerksmeister Franz Höfels-auer. „Er ist richtig auf die Sachpolitik und die Stadträte eingegangen. Es war sehr lustig und nicht verletzend.“ Und SPD-Stadtrat Mirko Pötzsch, der von Kröll für sein angebliches Dutzend rot-weiß-karierter Hemden hochgenommen worden war, konstatierte: „Ich muss Hemden nachkaufen. Ich hab’ nur drei.“ Die Krüglrede fand er erfrischend. „Es hat Spaß gemacht zuzuhören.“

Spaß machte auch die musikalische Bandbreite der Kapelle So&So, die von Wirtshausmusik bis Vivaldi reichte. Dafür, dass der Heiterkeitspegel auch nach Ende der Krüglrede hoch blieb, sorgte ein Kurzauftritt der Berliner Musikkabarettistin Alice Köfer, die im vergangenen Jahr den Paulaner-Solo+-Wettbewerb gewonnen hat.

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