Trotz Millionenförderung vom Land: Großes Skigebiet in Deutschland meldet Insolvenz an
Anfangs des Jahres gab es noch 14 Millionen Euro vom Land, jetzt meldet der Betreiber des größten Skigebietes in Thüringen Insolvenz an. Der Grund ist simpel.
Steinach – Meteorologen sind derzeit im Rekordfieber, so scheint es. Praktisch jeden Monat verkünden sie neue Höchststände am Thermometer. Auf den höchsten je gemessenen Januar folgte derselbe Rekord für die weltweiten Temperaturen im Februar, und auch in Deutschland war der Februar der mildeste seit Beginn der Messungen. Was kälteempfindliche Menschen freut, ist für Wintersportlerinnen und Wintersportler ein Desaster. In vielen Skigebieten war ob des zeitigen Frühlingswetters schon Wochen vor dem eigentlichen Saisonende Schluss. So auch in Thüringens größtem Skigebiet, der Skiarena Silbersattel in Steinach. Dort musste der Skibetrieb nach Angaben des Betreibers wegen der milden Temperaturen bereits Mitte Februar eingestellt werden – und das hat nun gravierende Folgen.

Die Temperaturen im Februar waren zu hoch: Thüringer Skigebiet-Betreiber meldet Insolvenz an
Berichten vom Mittwoch (6. März) zufolge hat der Betreiber, die Thüringen Alpin GmbH, einen Insolvenzantrag gestellt. Das schreibt der MDR Thüringen und verweist auf Aussagen eines Sprechers des zuständigen Meininger Amtsgericht (Landkreis Schmalkalden-Meiningen). Von einer „finanziellen Schieflage“ beim Unternehmen aus Steinach (Kreis Sonneberg) spricht auch die Deutsche Presse-Agentur. Das Amtsgericht habe die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet, hat die Agentur herausgefunden.
Dem MDR gegenüber begründet Geschäftsführer Axel Müller die finanziellen Probleme mit dem „ungewöhnlich milden Winter“. Dieser führte dazu, dass der Betrieb in der Steinacher Skiarena Silbersattel bereits im Februar eingestellt wurde. Der Monat sei ein „Totalausfall“ gewesen, sagt Müller und nennt auch hohe Summen für die Schneeerzeugung und gestiegene Energiekosten. „Es fehlt uns nun das Geld, um über die umsatzschwachen Sommermonate zu kommen“, zitiert die dpa den Geschäftsführer.
Skigebiete verkürzen Wintersport-Saison wegen wenig Schnee und hohen Kosten
Auch andere Wintersport-Gebiete leiden unter den Rekord-Temperaturen in diesem Winter. In Philippsreut (Landkreis Freyung-Grafenau) etwa hat das bayrische Skizentrum Mitterdorf seine Saison jüngst mehrere Wochen früher als geplant abgebrochen. Auch hier waren die Gründe kein Schnee und hohe Kosten, um die Pisten künstlich zu beschneien. Südlich der Grenze ereilte das Skigebiet im österreichischen Bad Leonfelden ein gleiches Schicksal. „Aufgrund des anhaltenden Warmwetters müssen wir leider früher als geplant die Wintersaison 2023/24 beschließen“, hieß es vom Betreiber.
Mancherorts sind die Gäste das gar das letzte Mal überhaupt die Piste hinuntergesaust. So wird etwa am Jenner am Königssee (Landkreis Berchtesgadener Land) der Skibetrieb gänzlich eingestellt. Gemessen an den Kosten für Beschneiung und Präparierung der Pisten, kamen wohl zu wenig Leute. „Um kostendeckend zu arbeiten, müssten wir sehr hohe Preise für die Skitickets aufrufen. Das kann und will niemand bezahlen“, sagte eine Sprecherin. Zudem wurden auch hier wieder der Klimawandel verantwortlich gemacht. Die Sprecherin verwies auf regelmäßige Wärmeeinbrüche an Weihnachten.
Insolvenzverwalter optimistisch, dass Sanierung des Skigebiet-Betreibers in Thüringen gelingt
Noch erscheint ungewiss, wie es in Thüringen weitergeht. Der Betrieb soll wohl saniert werden, darauf ziele das Insolvenzverfahren ab, heißt es im dpa-Bericht. Es würden alle Möglichkeiten geprüft. Er sei „optimistisch, dass die Sanierung mit Unterstützung der Kommunen, in denen die Liftanlagen betrieben werden, und dem Freistaat Thüringen gelingen wird“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Kai Dellit.
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Gemäß Insolvenzverwalter betreibt die Thüringen Alpin GmbH mit zuletzt zehn Angestellten und 34 Saisonkräften die beiden Skigebiete im Thüringer Wald. In der Skiarena Silbersattel in Steinach rauschen die Fahrer neun Pisten hinunter. Hinzu kommen Strecken für Mountainbiker – im Sommer verwandelt sich die Ski- zur Bikearena.
Dem MDR sagte Geschäftsführer Müller, dass der Bikebetrieb in der Skiarena Silbersattel normal weitergehe. „Der Berg ruft“, heißt es auf der Homepage neben Bildern von behelmten Mountainbikern.
Insolvenz soll keine Auswirkungen auf millionenschweren Umbau der Skiarena in Steinach haben
Der Insolvenzantrag schockt die Region nur zwei Monate, nachdem es Anfang des Jahres eigentlich eine 14 Millionen Euro schwere Förderung vom Land Thüringen gegeben hatte. Damit sollte die Skiarena umgebaut werden, vor allem mit Blick auf die ganzjährige Nutzung. Das insgesamt 16 Millionen Euro schwere Vorhaben unter dem Namen „Erlebnis- und Aktivpark Silbersattel Steinach“ sei nicht von der Insolvenz betroffen, hieß es vom Bürgermeister Steinachs, Ulrich Kurtz. Der parteilose Rathauschef sprach gegenüber dem MDR von einer „schwierigen Situation“. Zusätzlich zur Skiarena betreibt die Thüringen Alpin GmbH auch die Winterwelt Schmiedefeld mit zwei Pisten, einem Funpark sowie Kinder- und Rodelland.
Zurückgezogen werde die Förderzusage nicht, versicherte auch das thüringische Wirtschaftsministerium. Mit der Investition solle der „Betrieb dieser touristischen bedeutsamen Attraktion dauerhaft“ gesichert werden, „auch unter Berücksichtigung künftig immer kürzerer und milderer Winter“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Die Insolvenz zeige einmal mehr, „dass ein überwiegend auf den Wintertourismus ausgerichtetes Betreibermodell nicht mehr tragfähig ist“. (Florian Neuroth)