Aufbruchstimmung bei der Feldafinger Feuerwehr

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Der neue Schulungsraum der Feldafinger Feuerwehr im ersten Stock des Feuerwehrhauses gefällt (v.l.) Bürgermeister Bernhard Sontheim, Vereinschef Florian Stiegler, Vizekommandantin Janina Schramm und Taktik- und Strategiekoordinator Peter Scheibengraber. © Andrea Jaksch

Neue Aktive, ein Plan für Umbau und Erweiterung des Gerätehauses, für die Schulung der Neuen und ein anderes Fahrzeugkonzept: Darüber sprach Kommandant Markus Mörtl im Gemeinderat und warnte vor einem zu starken Wachstum Feldafings, bei dem die Feuerwehr personalbedingt kaum mitkommt.

Feldafing - Das Jahr 2023 war in mehrfacher Hinsicht herausragend für die Feldafinger Feuerwehr. Es war das Jahr der drei Kommandanten, des Aktiven-Schwunds und der schlechten Nachrichten. Es war aber auch das Jahr, in dem sich die Feuerwehr erneuert hat und mit neuem Selbstverständnis an ihre Aufgaben herangeht, wie aus dem Bericht von Kommandant Markus Mörtl im Gemeinderat hervorging.

Allein die Tatsache, dass nach dem Rücktritt von Kommandant Dirk Schiecke zum 1. August mit Maximilian Maenner ein Notkommandant ernannt werden musste, zeigte, wie durcheinander alles war. „Ein seltener Vorgang in Bayern“, sagte Mörtl über die Ernennung eines Notkommandanten. Maenner und seine im Oktober gewählten Nachfolger, Kommandant Markus Mörtl und Stellvertreterin Janina Schramm, haben nun eine andere Struktur geschaffen. Deren Früchte machen sich bereits an acht neuen Aktiven bemerkbar, am seit einem knappen halben Jahr laufenden Umbau des Feuerwehrhauses und einem Bereitschaftsdienst am Wochenende. Mörtl sprach am Dienstagabend darüber, wie sich die Feldafinger Feuerwehr die Zukunft vorstellt. Deutlich wurde: Die Stimmung im Team ist sehr gut.

Die Feldafinger haben den Tiefpunkt von vor einem Jahr, als nur noch 14 Aktive in der Mannschaft waren, überwunden. „Jetzt haben wir 24 einsetzbare Feuerwehrleute“, sagte Mörtl. Zwei der Neuen waren bereits ausgebildete Feuerwehrmänner. Peter Scheibenpflug etwa, ehemaliger Berufsfeuerwehrmann und früherer Feldafinger Freiwilliger. Inzwischen ist er Taktik- und Strategiekoordinator und managt den Umbau im Feuerwehrhaus. Die anderen „haben wir im Eilverfahren auf Lehrgänge geschickt“, sagte Mörtl.

Doch noch fehlt es weiter an Kräften, wie Mörtl im Gemeinderat sagte. „Neun Personen müssen wir zu jeder Zeit stellen können.“ Damit das auch sicher funktioniere, verlange der Gesetzgeber, dass es dreimal so viele Aktive gebe – im Fall Feldafings also mindestens 27. Laut dem Feuerwehrbedarfsplan von 2021 müssten es sogar 48 sein, so Mörtl. „Mit den derzeit 24 Aktiven sind wir immer noch in dem Bereich, in dem wir Leute verpflichten könnten“, erinnerte er den Gemeinderat. Doch das war für Mörtl keine Option.

Das Ziel, dass die Zahl der Aktiven auf 48 Feuerwehrleute wächst, ist laut dem Kommandanten in vermutlich innerhalb von fünf Jahren erreichbar. Mörtl äußerte an dieser Stelle eine weitere Sorge. Nimmt man nämlich die Bautätigkeit plus die in Feldafing überdurchschnittlich vielen besonderen Einrichtungen wie Hotels, Tagungsstätten, Altenheim und Mittelschule in der Kaserne, erhöht sich der Personalbedarf. Mehr als 200 Wohnungen sind in den kommenden Jahren geplant, das sorgt für ein starkes Bevölkerungswachstum. Deshalb geht Mörtl davon aus, dass es sogar 58 Aktive sein müssen, um die Einsatzbereitschaft zu sichern. Dieses Wachstum sei „unter idealen Bedingungen“ erst in sieben Jahren möglich. „Wir sind nicht mehr weit weg von der Mindeststärke“, sagte er. „Aber Feldafing wächst schneller als wir.“

Die aktuell geforderte Notbesetzung von sechs Aktiven – einem Gruppenführer, einem Maschinisten, zwei Atemschutzträgern und zwei Feuerwehrmännern – könne Feldafing stellen, unterstrich Mörtl. „Weil wir eine höhere Eigengefährdung riskieren.“ Das sei möglich, „weil wir wissen, dass die Nachbargemeinden ziemlich schnell da sind“.

„Wir beschaffen die simpelsten Dinge, die möglichst einfach zu bedienen sind. Alles andere würde uns überfordern. 

Die Nachbargemeinden haben Feldafing ohnehin viel geholfen. Vor allem Pöcking, wie Mörtl unterstrich. Seit vergangenem Jahr gibt es einen bezahlten Bereitschaftsdienst der Feuerwehr, um die Einsatzfähigkeit tagsüber zu gewährleisten, wenn viele Feuerwehrleute auswärts bei der Arbeit sind. Eine der fünf Führungskräfte ist täglich von 7 bis 19 Uhr sowie am Wochenende rund um die Uhr in Feldafing. Diese Führungskraft sei Ansprechpartner für die Nachbarfeuerwehren und treffe Entscheidungen, was in Feldafing passieren soll.

Der Personalmangel macht sich vor allem bei den Atemschutzträgern bemerkbar. „Wir haben jetzt mehr Geräte als Geräteträger“, sagte Mörtl. Derzeit gibt es nur vier Atemschutzträger in Feldafing, und vor allem gibt es für die Anwärter, die die Ausbildung machen wollen, keine Plätze im Landkreis. Zum Personalmangel gesellt sich also der Ausbildungsplatzmangel. Starnberg habe ein ähnliches Problem, so Mörtl. „Es kann sein, dass ich nochmal wiederkomme und Geld brauche, weil wir unsere Leute zu privaten Einrichtungen schicken müssen“, kündigte er an.

Der geringere Personalumfang schlägt sich auch auf das Fahrzeugkonzept nieder. Mörtl stellt sich kleinere Fahrzeuge vor und lediglich ein Schlauchboot für die Wehr. „Wir beschaffen die simpelsten Dinge, die möglichst einfach zu bedienen sind“, forderte er. „Alles andere würde uns überfordern.“ Bei den Fahrzeugen sei es wichtig, dass die Feuerwehrleute sie auch fahren dürften. „Einen 7,5-Tonner kann jeder Führerscheinbesitzer nach einem halbtägigen Kurs bedienen“. Beim Boot sei es dasselbe: „So klein, wie es geht..“ Damit auch nur zwei, drei Mann das Boot zu Wasser lassen könnten.

Für uns ein Quantensprung. Wir müssen für die Fortbildungen nicht mehr hinter den Fahrzeugen sitzen. Vor einem halben Jahr waren wir noch im Pfarrheim.

Mörtl nahm die Gemeinde auch in die Pflicht. Er unterstrich die Notwendigkeit von Feuerbeschauen, um Brandgefahren von baulicher Seite her rechtzeitig auszuschließen. Drei Gebäude seien angeschaut worden, darunter das Altenheim in Garatshausen. Und er mahnte an, dass nicht an allen Stellen im Gemeindegebiet die Löschwasserversorgung ausreichend sei. „Wenn ich bei mir in Wieling den Hydrant aufdrehe, hat das Hotel Linde kein Wasser mehr.“ Einige Löschwasserstandorte müssten verbessert werden. Gleichzeitig müsse man rechtzeitig vorbauen. „Das kann die Gemeinde bei einer Bebauungsplanaufstellung schon steuern, dass ausreichend Löschwasser vorhanden sein muss.“

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Umbau des Feuerwehrhauses, der sukzessive erfolgt. „Wir machen das Beste aus dem Standort“, unterstrich der Kommandant. Eine der beiden Wohnungen im Obergeschoss ist inzwischen entkernt und als Raum für Schulungen hergerichtet. „Für uns ein Quantensprung“, sagte Mörtl. „Wir müssen für die Fortbildungen nicht mehr hinter den Fahrzeugen sitzen. Vor einem halben Jahr waren wir noch im Pfarrheim.“.

Im Herbst ist schätzungsweise die zweite Wohnung im Obergeschoss frei, sodass dort weitere Büros und ein Sozialraum unterkommen können. Die Elferhalle soll abgerissen werden, um mehr Parkflächen zu schaffen – Parkplätze sind sehr rar. „Wir haben acht derzeit“, berichtete Mörtl. Viele Feuerwehrleute parkten woanders und liefen dann zum Feuerwehrhaus – eine nicht tragbare Situation. Zusätzlichen Raum für Spinde, Duschen und eine demnächst gesetzlich vorgeschriebene Schwarz-Weiß-Trennung soll in einem Anbau hinter dem Feuerwehrhaus entstehen. Dafür wird der Schlauchturm abgerissen, der schon lange nicht mehr gebraucht wird – die Schläuche werden in Starnberg gereinigt und kontrolliert. Eine zusätzliche Fahrzeug- und Logistikhalle soll zwischen der Turnhalle und dem alten Polizeihaus entstehen.

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