Aus Mangel an Nachschub: Ukraine-Armee schiebt Hybrid-Panzer auf Schlachtfeld hin und her
Die ukrainischen Streitkräfte setzen im Süden und Osten der Front wieder verstärkt alte Panzer gegen Russlands Invasion ein. Das zeigt das Dilemma Kiews.
Saporischschja - Die militärische Lage wird für die Ukraine im Krieg mit Russland immer schwieriger. Während die ukrainische Armee sehnsüchtig auf weitere Leopard-2-Panzer wartet, werden ihre Stellungen zunehmend von den russischen Luftstreitkräften mit FAB-Freifallbomben bombardiert.
Gegen Wladimir Putins Truppen: Ukrainische Armee muss Panzer verlegen
Nicht zuletzt hakt es bei den Ukrainern am Nachschub modernerer westlicher Panzer, während immer mehr amerikanische M1 Abrams sowie britische Challenger 2 auf dem Schlachtfeld zurückbleiben und die Invasionstruppen von Moskau-Autokrat Wladimir Putin regelrecht Jagd auf deutsche Leopard-2-Kampfpanzer machen.
Deswegen sind die Verteidiger im Ukraine-Krieg offenbar zunehmend dazu gezwungen, ihre verbliebenen Panzer aus Beständen der Nato an der Front hin- und herzuschieben. Und zwar zwischen Osten und Süden über viele Kilometer hinweg. Darauf lassen Video-Aufnahmen der ukrainischen Armee schließen, die diese bei X (vormals Twitter) geteilt hat.
Waffen für die Ukraine: Leopard 2, M1 Abrams, Challenger – viele Panzer verloren
Heißt: Panzer werden flexibel immer dorthin geschickt, wo es am meisten brennt. Das kostet Zeit und Treibstoff, und es ist nur einer unter vielen Hinweisen, dass den Streitkräften Kiews mittlerweile neben Munition immer öfter auch schweres Kampfgerät fehlt, um dem Ansturm der Russen robust standhalten zu können.
Bitter: Wie das US-Magazin Foreign Affairs Ende Januar berichtet hatte, hatten die ukrainischen Bodentruppen bis dahin angeblich 26 „Leos“ verloren – von (mindestens) 76 gelieferten Leopard 2 aus verschiedenen Nato-Staaten wie Deutschland. Wie dagegen die viel zitierte niederländische Open-Source-Website Oryx Anfang März schrieb, waren unter den Panzer-Verlusten bis dahin sogar 17 Leopard 2A4 und zwölf Leopard 2A6.
M-55S aus Slowenien: Ukraine-Armee setzt verstärkt auf Hybrid-Panzer
Laut des ukrainischen Portals Defence Express gingen bis Mitte März zudem etwa zwei Challenger-2-Kampfpanzer aus Großbritannien durch Feindeinwirkung verloren. Fünf weitere Challenger können offenbar mangels Ersatzteilen nicht repariert oder gewartet werden. London hatte insgesamt 14 Exemplare geliefert. Die Ukrainer setzen auch deshalb verstärkt wieder auf so bezeichnete Hybrid-Panzer M-55S aus Slowenien.
Ljubljana hatte bereits Ende 2022 insgesamt 28 Exemplare der M-55S bereitgestellt. Das Besondere: Der Panzer verbindet die Wannen und Türme sowjetischer T-55-Panzer aus den 1950er-Jahren mit modernen israelischen Feuerleitsystemen und einem klassischen britischen 105-Millimeter-Hauptgeschütz L7. Wie das amerikanische Nachrichtenmagazin Forbes zu dem Video der Ukrainer schreibt, fällt eines auf: Im Herbst waren die M-55S noch bei der bekannten 47. mechanisierten Brigade „Magura“ im Osten des geschundenen Landes im Einsatz, zum Beispiel im Raum Awdijiwka im Donbass.
Gegen Russland: Ukraine hat nicht mehr genügend Panzer für mehrere Verbände
Die 127. Brigade, die das Video teilte, hält dagegen südlich von Saporischschja und westlich von Orichiw die Frontlinie unweit des Kachowkaer Stausees – also im Süden der Ukraine. Das Video zeigt noch etwas: So nutzen die Soldaten den Panzer offenbar als Art Haubitze. Das heißt: Sie schießen mit einzelnen Panzern auf weiter entfernte Ziele, meiden eine direkte Konfrontation. Wohl auch, weil nicht mehr genügend Panzer verfügbar sind, um daraus an mehreren Stellen der Front Kampfverbände mit mehreren Fahrzeugen zu bilden.
Lücken sollten eigentlich mit einem riesigen Waffenpaket aus Leopard 1A5 aus den 1960er Jahren aus Beständen der deutschen Rüstungsindustrie geschlossen werden. Bis Ende 2023 wollte das Bundesverteidigungsministerium in Kooperation mit Dänen und Niederländern der ukrainischen Armee eigentlich 80 Stück zur Verfügung stellen. Geliefert sind aber, Stand 22. März, erst 30 „Leos“ 1. (pm)