Ein außergewöhnliches Projekt führt den Skisportler Christian Flühr an das Sudelfeld. Der 54-Jährige will im Rahmen von „#Project3M“ weltweit in nur einem Jahr drei Millionen Höhenmeter auf Skiern bewältigen – verteilt auf 250 Skitage in bis zu 30 Skigebieten. Für Flühr ist die Station im Oberland auch eine Rückkehr zu seinen Anfängen.
Bayrischzell – „Mein erster Skikurs war 1979 ganz in der Nähe – bei Marie Luise von der Skischule Berauer“, erinnert sich Flühr. „Meine allererste Liftfahrt war am Pfannilift in Neuhaus – den kann ich vom Sudelfeld aus quasi sehen.“ Die Rahmenbedingungen am Sudelfeld seien ideal, sagt Egid Stadler, Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld. „Besonders spannend ist, dass der Rekordversuch im normalen Skibetrieb stattfindet – unsere Drehsperren registrieren automatisch jede Fahrt. Und mit der Achter-Sesselbahn in der Grafenherberg haben wir eine der schnellsten Bahnen Deutschlands.“
Saisonstart mit zusätzlichem Reiz
Stadler kennt Flühr seit Jahren, war anfangs jedoch überrascht von der Anfrage. „So ein Rekordversuch ist nicht alle Tage – das macht uns stolz.“ Am 14. Dezember beginnt die Wintersaison am Sudelfeld. Zum Auftakt lädt die Bergbahn zu einem Tag der offenen Tür mit kostenlosen Skitests ein. Dass Flühr zu diesem Zeitpunkt seine Höhenmeter sammelt, verleiht dem Saisonstart zusätzlichen Reiz. Eine wichtige Rolle spielt auch Michael Maier. Der Leiter der Skischule brachte die Idee ins Gebiet und gehört zum Begleitteam von Flühr. „Als ich das Projekt vorgestellt habe, war die Begeisterung sofort spürbar“, sagte er.
Weltrekorde und neuer „Porzellanschaden“
Der offizielle Startschuss für #Project3M fällt im Herbst. In Kürze will Flühr Details zu seiner Route bekannt geben. Neben dem Sudelfeld sind Skigebiete von Armenien bis Südamerika Teil der Stationen. Für Flühr, der beruflich als Pressesprecher tätig ist, ist das Projekt ein neuer Meilenstein in einer langen Karriere. Der gebürtige Oberhausener lebt inzwischen in Feldkirchen-Westerham und hält bereits 14 Weltrekorde im Skisport. So stand er zum Beispiel 264 Stunden am Stück im Tiroler Obergurgl auf Skiern, legte in 24 Stunden mehr als 53 000 Höhenmeter zurück und fuhr im vergangenen Winter 80 verschiedene Skilifte an nur einem Tag. „Wenn man einmal einen Rekord aufgestellt hat, muss man niemandem mehr etwas beweisen“, sagt er. Trotzdem reizt ihn die neue Herausforderung, die er mit einem Augenzwinkern als „Porzellanschaden“ bezeichnet – in Anspielung auf den Vorwurf, nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben.
Training, Team und Finanzierung
Die Vorbereitung ist akribisch. Radfahren, Joggen, detaillierte Planung von Routen und Notfallplänen gehören ebenso dazu wie die Unterstützung durch ein rund 30-köpfiges Team. Stets dabei sind drei Begleiter, außerdem unabhängige Zeugen zur offiziellen Verifizierung. GPS-Tracking, Liftkarten-Auswertungen und unterschriebene Protokolle sichern den Rekordversuch. Flühr erklärt: „Ich fahre nicht wie ein normaler Skifahrer ein paar Abfahrten, sondern den ganzen Tag hoch und runter.“
Besonders wichtig sei für ihn, dass der Rekordversuch nicht abgeschottet, sondern im normalen Skibetrieb stattfindet. „Der Skisport lebt von Begegnungen und Gesprächen. Deshalb ist es schön, die Höhenmeter mitten unter den Gästen zu sammeln.“ Damit er seine Vorgaben einhalten kann, darf Flühr allerdings die Warteschlangen an den Liften überspringen und direkt wieder einsteigen.
Die Finanzierung des Projekts sei ebenfalls aufwendig. „Es gibt eine Reihe von Partnern und Sponsoren, die diese Reise überhaupt erst ermöglichen“, sagt Flühr. „Natürlich sind auch die Skigebiete auch eingebunden.“
„Noch Luft nach oben“
Für seine Mutter sei das Vorhaben beängstigender als für ihn selbst, sagt er schmunzelnd. Immerhin habe er bereits 14 Weltrekorde aufgestellt. „Ich habe ihr versprochen, dass ich aufhöre, wenn irgendwann eine 20 davorsteht – bis dahin habe ich also noch etwas Luft nach oben.“