„Interessiert niemanden“: Badeverbot im Schlierseer Kurpark wird weiter ignoriert

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Schliersee

Kommentare

Soll verbessert werden: die Beschilderung im Schlierseer Kurpark. © Archiv TP

Erst ein Sicherheitsdienst, dann die Videoüberwachung: Doch trotz allem herrschte im Schlierseer Kurpark zuletzt wieder ein buntes Treiben. Das muss sich ändern, finden Anwohner.

Schliersee – Wer an den heißen Ferientagen im Schlierseer Kurpark unterwegs war, hätte vermuten können, er wäre versehentlich ins Strandbad abgebogen. Handtuch an Handtuch lagen die Badegäste in den gepflegten Rasenflächen, Musikboxen dröhnten, SUP-Boards trockneten in der Sonne, Picknick-Körbe standen bereit. Ja sogar kleine Zelte war als Sonnenschutz aufgebaut. „Keiner kümmert sich um irgendwelche Regeln“, stellt Karl Hiermeyer bitter fest. Die Folgen, so der PWG-Gemeinderat, „nerven alle Schlierseer“. Viele seien am Ende ihrer Geduld. „Es wird Zeit, dem Einhalt zu gebieten“, bestätigt Anwohner Markus Sachs. „Sonst schaukelt es sich immer weiter auf.“

Woher der Andrang stammt, ist laut Sachs längst kein Geheimnis mehr: Die günstige Anfahrt mit dem 58 Euro-Ticket zum nur wenige Meter vom Kurpark entfernten Schlierseer Bahnhof und die vielen schönen Bilder im Internet und in den sozialen Medien würden die Leute quasi magnetisch anziehen. Und kaum hätten die Ersten ihr Badelager aufgeschlagen, würden auch die übrigen Besucher die auf Schildern beschriebenen Verhaltensregeln nicht mehr interessieren. „Das ist dann der Herdeneffekt“, sagt Sachs.

Badeverbot interessiert kaum jemanden

Probleme, die im Schlierseer Rathaus bestens bekannt sind. Auch er selbst habe schon Leute auf ihr Fehlverhalten angesprochen, berichtet Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer. „Die einen geben einem eine blöde Antwort, und die anderen behaupten, sie hätten nichts vom Badeverbot gewusst.“ Kaum sei man dann ein paar Schritte weiter, würden sie sich wieder auf ihre Handtücher legen. Schnitzenbaumer gibt unumwunden zu: „Dieses Thema haben wir leider noch nicht im Griff.“ Der Versuch mit einem privaten Sicherheitsdienst sei gescheitert, weil dieser wegen entnervter Mitarbeiter den Vertrag gekündigt habe. Auch die Polizei könne nur stichprobenartig kontrollieren, wenn gerade eine Streife verfügbar sei. Die heuer im Frühjahr in Betrieb genommene Videoüberwachung ziele derweil auf etwas anderes ab: die gezielte Verfolgung von Straftaten wie Vandalismus oder abendliche Partys mit Alkoholexzessen. „Da haben wir schon das Gefühl, dass es etwas gebracht hat“, findet der Bürgermeister.

Immerhin das bestätigt auch Anwohner Sachs: „Wir spüren eine Verbesserung.“ Damit das bald auch für den Ärger mit den Badegästen gilt, schlagen er und Hiermeyer eine Mischung aus verstärkten Kontrollen und klarer formulierten sowie besser platzierten Schildern vor. Letztere sollten am besten mit Piktogrammen versehen und damit auch für internationales Publikum unmissverständlich gestaltet sein sowie unmittelbar an den Eingängen zum Kurpark aufgestellt werden, damit alle Bereiche erfasst werden. „Bis zu 50 Prozent der Besucher können kein Deutsch“, hat Sachs an besonders stark frequentierten Tagen beobachtet. Symbole im Stil von „Halt“ oder „Stopp“ seien daher besser als bloße „Verhaltensregeln“. Am besten wäre es natürlich, wenn tatsächlich auch mal Bußgelder verhängt würden. „Das spricht sich dann schon rum.“

Einzäunung als Ultima Ratio

Bei der Idee mit den Schildern geht der Bürgermeister mit. Die Gemeinde werde sich dies definitiv auf die Agenda setzen. Nächste Eskalationsstufe wäre dann eine Einzäunung des Kurparks mit drei Eingängen in Form von Toren. Eine Art sichtbare Barriere, die zweifelsfrei erkennen lassen würde, dass hier andere Regeln gelten als an anderen Uferbereichen. An Spitzentagen könnte man hier dann auch Personal postieren, dass Menschen mit Badesachen, SUP-Boards oder Grills direkt zurückweist. Dennoch will Schnitzenbaumer dieses schärfere Schwert erst als Ultima Ratio nutzen. Zumal Schliersee längst nicht allein sei mit diesem Problem, wie Beispiele aus anderen Teilen Bayerns – Stichwort Chaos am Eibsee – zeigen würden. „Das ist leider ein Ausdruck unserer gesellschaftlichen Entwicklung.“

Der man sich aber keinesfalls beugen dürfe, wie Hiermeyer betont. „Zur Not protestieren wir eben.“

Auch interessant

Kommentare