VW-Krise und habgierige (Ex-)Manager: Volkswagen-Chef soll bei Lohnkürzungen „mit gutem Beispiel vorangehen“
Bei Volkswagen geht es in der Krise drunter und drüber. Während die IG-Metall-Chefin die Führungsebene zum Verzicht auffordert, scheitern VW-Manager mit einer Klage.
Wolfsburg/Braunschweig - Bei Volkswagen steht nicht mehr nur die Kernmarke VW Pkw unter Druck. Die Gewinnspanne pro Fahrzeug entspricht nicht den Erwartungen und die Produktionswerke sind nicht ausgelastet. Gleichzeitig gibt es einen Tarifkonflikt, der die Spannungen zwischen VW-Management und Belegschaft weiter anheizt. IG-Metall-Chefin Christiane Benner fordert den Vorstand auf, Gehaltseinbußen hinzunehmen, um in der Absatzkrise ein Zeichen zu setzen.
VW-Krise: IG-Metall-Chefin fordert Manager zum Gehaltsverzicht auf
Während VW-Manager eine Lohnkürzung von zehn Prozent für die Angestellten fordern, strebt die Gewerkschaft für die Mitglieder eine Lohnerhöhung an.
Gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe betonte sie das Unverständnis vieler Mitarbeiter darüber, dass trotz Sparmaßnahmen und dem Streichen von Jubiläumsprämien in der Krise der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume als bestbezahlter DAX-Manager geführt wird. „Was ausbleibt, sind Angebote des Managements. Will der Vorstand Lohnkürzungen durchsetzen, dann könnte er doch mit gutem Beispiel vorangehen“, führte die IG-Metall-Chefin aus. Wie das funktionieren könnte, zeigt der japanische Autobauer Nissan.

Volkswagen: Managementfehler und die Debatte um Lohnkürzungen
Benner sieht in einer klaren Zukunftsstrategie den Schlüssel zu einer stabilen Entwicklung - und dies hätte die Führungsetage versäumt. Die alleinige Sicherung von Arbeitsplätzen bringe wenig, wenn ungelöste strukturelle Probleme bestehen blieben.
Zudem weist die Gewerkschaftsfunktionärin darauf hin, dass auch drastische Lohnkürzungen nicht ausreichen, um Verluste aus Managementfehlern auszugleichen. Zur Dividendenpolitik mahnte Benner, diese müsse zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens passen.
Eine Rückzahlung von Dividenden an Großaktionäre von Volkswagen hält die 56-Jährige dagegen für „moralisch schwierig“: „Es ist wichtig, Investoren, die Vertrauen in das Unternehmen haben, auch angemessen zu entlohnen. Geld in guten Zeiten an Investoren zurückzuführen, halte ich für gerechtfertigt.“
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Weitere VW-Manager scheitern mit Klage um Prämien und Boni
Derweil sind am Montag (11. November) weitere VW-Manager mit ihren Klagen auf Zahlung von Prämien und Lohnerhöhungen vor dem Braunschweiger Arbeitsgericht gescheitert. Einer veröffentlichten Mitteilung zufolge wurden die Forderungen in zwei Fällen vollständig abgewiesen. Mitte Oktober hatte das Gericht bereits 23 Klagen ehemaliger VW-Manager gegen den neuen Sparkurs aufgrund der Krise von Volkswagen abgelehnt. Die zumeist im Ruhestand befindlichen Kläger begründen ihre Forderungen mit einer angeblich verbindlichen Zusage des Herstellers im März 2023. Insgesamt handelt es sich Berichten zufolge um über 100 Personen.
VW-Krise: Gericht schmettert Forderung von Ex-Managern ab
Die außertariflich Beschäftigten - vorrangig aus Managementkreisen - fordern vom Wolfsburger Konzern die Zahlung des zweiten Teils einer Inflationsausgleichsprämie (1000 Euro) sowie die Weitergabe einer Tariferhöhung von 3,3 Prozent (ab 1. Mai 2024).
VW hingegen hatte bereits im Frühjahr dieses Jahres im Rahmen eines Sparprogramms beschlossen, dass auch Führungskräfte Einbußen hinnehmen sollen. Somit müssen die Betroffenen einerseits auf die Ausgleichsprämie verzichten, sowie die Gehaltserhöhung.
In einem der drei nun verhandelten Fälle sprach das Gericht dem Kläger jedoch zumindest die 1000 Euro zu, aufgrund einer rechtsverbindlichen Zusage von Volkswagen im Arbeitsvertrag.
Unterlegene VW-Vorruheständler wollen wohl Berufung einlegen
Bei den Klagenden in Braunschweig handele es sich fast ausnahmslos um Mitarbeiter im Vorruhestand. Sie seien im Rahmen sogenannter Zeit-Wertpapiere bereits aus dem Arbeitsleben ausgeschieden, stehen aber weiter auf der Gehaltsliste bei VW.

Die meisten der unterlegenen früheren Führungskräfte wollen sich laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit dem Scheitern nicht abfinden und kündigten eine Berufung an.