Forscher beobachtet seltene Hybrid-Pinguine: „Evolution vor den eigenen Augen“

Pablo Borboroglu, ein renommierter Pinguin-Forscher, filmt in einer Dokumentation für National Geographic erstmals Hybrid-Pinguine an der Küste Patagoniens in Argentinien. Die „Rockaroni“-Küken sind eine Kreuzung zwischen Felsenpinguinen (Eudyptes chrysocome) und Goldschopfpinguinen (Eudyptes chrysolophus). Ihr Name ist eine Kombination aus den englischen Namen ihrer Eltern: rockhopper und macaroni penguin.

Im Gespräch mit dem Magazin „People“ erklärt Borboroglu: „Wenn zwei unterschiedliche Arten sich fortpflanzen, sind die Chancen extrem gering, dass die Eier schlüpfen und die Küken überleben. Daher ist dieser Befund wirklich bemerkenswert.“

Küken könnten eine neue Spezies begründen, wenn sie erwachsen werden

Laut dem Pinguin-Forscher und Tierfilmer könnte die Paarung der Felsenpinguin-Mutter mit einem Goldschopfpinguin-Vater auf die begrenzte Verfügbarkeit von geeigneten Partnern zurückzuführen sein. Eine andere Erklärung sei, dass die größeren und lauteren Goldschopfpinguine auf die Mutter besonders fit wirken. Borboroglu äußert sich gegenüber dem Magazin tief beeindruckt davon, „die Evolution vor den eigenen Augen mitzuerleben“.

Besonders bewegt ist er von den Schwierigkeiten, die den Eltern bevorstehen. Neben unterschiedlichem Brutverhalten und Lebensräumen bräuchten die Küken auch deutlich mehr Futter. Dass sie später eine neue Spezies begründen, sei kein Selbstläufer, auch wenn sie als Erwachsene einige „evolutionäre Vorteile“ besäßen. Es ist das erste Mal, dass die Geburt solcher Hybrid-Pinguine in einer Tierdokumentation verfolgt werden kann.

50 Prozent aller Pinguin-Arten weltweit bedroht

Borboroglu hofft, dass sein Film über die Pinguine Tierliebhaber inspiriert, sich für den Naturschutz der Vögel einzusetzen. „Ich hoffe, die Menschen werden mit einem tieferen Gefühl von Empathie und Bewunderung für Pinguine und alle Meerestiere zurückkehren“, sagt er. Aktuell stehen 50 Prozent der weltweit 18 Pinguinarten auf der Roten Liste der Gefährdeten Arten der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN).

Die Vögel weisen einige Besonderheiten auf:

  • Verbreitung: Goldschopf- und Felsenpinguine gehören weltweit zu den Pinguin-Arten mit den meisten Exemplaren. 18 Millionen Goldschopfpinguine gibt es auf der Welt. Trotzdem gelten beide als bedrohte Art. Ihre Population sank seit den 1970er Jahren drastisch.
  • Größe und Gewicht: Die kleineren Felsenpinguine werden nur 58 Zentimeter groß und bis zu 4,5 Kilogramm schwer. Goldschopfpinguine erreichen dagegen bis zu 71 Zentimeter und können 6,4 Kilogramm auf die Waage bringen.
  • Nest: Felsenpinguine bleiben ihrem Nistplatz sehr treu. Sie kehren jedes Jahr zum selben Nest zurück und bessern es mit Steinen, Stöcken, Pflanzenteilen oder Ähnlichem aus.
  • Brutverhalten: Generell ähnelt sich das Brutverhalten von Goldschopf- und Felsenpinguinen stark. Sie brüten an felsigen Küsten und niedrigen Klippen. Beide Eltern teilen sich die Brutpflege. Allerdings brüten Felsenpinguine etwas kürzer und die Aufteilung funktioniert anders als bei Goldschopfpinguinen.
  • Schwimmen statt fliegen: Alle Pinguine sind hervorragende Schwimmer und können dafür nicht fliegen. Im Jahr 2024 schwamm sogar ein Kaiserpinguin von der Antarktis bis nach Australien
Ein Paar Felsenpinguine putzen sich gegenseitig
Felsenpinguine putzen sich gegenseitig (Symbolbild). Getty, Huapu Zhao

Trennungsrate von Pinguin-Pärchen bedroht Bestand

Auf Phillip Island in Australien trennt sich laut „Tribune“ ein Drittel der Pinguin-Paare nach der Brutsaison. Monash University-Forscher Richard Reina leitet die Studie und untersucht seit 20 Jahren die Population. In der Regel bleiben die Brillenpinguine in guten Jahren zusammen, in schlechten suchen sie neue Partner.

Die Studie, die über 13 Brutsaisons 1000 Paare beobachtete, dokumentierte 250 Trennungen. Laut „Tribune“ kann die hohe Trennungsrate den Bruterfolg mindern