Bissspuren an uralten Knochen enthüllen Gladiatoren-Mythos
Forscher haben ein 1800 Jahre altes Skelett aus dem römischen Britannien untersucht. Es weist Bisswunden auf, die auf einen tödlichen Angriff durch eine große Katze, möglicherweise einen Löwen, hindeuten. Die Wissenschaftler hinter der neuen Studie, die in der Fachzeitschrift „PLOS One“ veröffentlicht wurde, argumentieren, dass die Form und Tiefe der Wunden mit dokumentierten Bissen von Großkatzen übereinstimmen.
Der Mann starb im Alter zwischen 26 und 35 Jahren und ist wahrscheinlich ein ausgebildeter Gladiator. Laut „Live Science“ erklärt Co-Autor und Archäologe John Pearce vom King’s College London: „Die Wahrscheinlichkeit ist in diesem Fall hoch, da der Friedhof ein Gladiatorenfriedhof ist“.
Forscher: „Es gibt Hinweise auf verheilte Traumata, die auf wiederholte Kämpfe hindeuten“
Auch andere Skelette auf dem Friedhof weisen Verletzungen auf. „Es gibt Hinweise auf verheilte Traumata, die auf wiederholte Kämpfe hindeuten“, sagte Timothy Thompson, Erstautor der Studie, laut „Live Science“. Viele der Begrabenen waren enthauptet, ein häufiges Schicksal besiegter Gladiatoren.
Die Großkatze könnte den ganzen Weg von Nordafrika nach York gebracht worden sein. Der Transport erfolgte wahrscheinlich über Flüsse und gut ausgebaute Straßen.
Wissenschaftler zweifeln an Gladiatorenkämpfen mit Großkatzen
Andere Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass die Bissspuren eher von einheimischen Wölfen stammen. Mike Bishop, ein unabhängiger Wissenschaftler, sagte laut „Live Science“: „Die Arbeit bestätigt, dass es in den nordwestlichen Provinzen des Reiches Kämpfe zwischen Menschen und großen Tieren gab.“
Einige Experten bezweifeln auch, dass es sich um einen Gladiator handelte. Der Forscher Alfonso Mañas von der Universität von Kalifornien in Berkeley hält ihn für einen verurteilten Gefangenen. Er betont, dass Gladiatoren selten gegen Tiere gekämpft hätten, so „Live Science“.
Antike Kämpfer setzten auf Bohnen und Getreide statt Fleisch
Aber nicht nur die Kämpfe der Gladiatoren werden erforscht, sondern auch ihre Ernährung. Historische Studien zeigen ein überraschendes Bild der Gladiatoren in den römischen Arenen. Im Gegensatz zu modernen Fitnessidealen bevorzugten die antiken Kämpfer pflanzliche Kost statt proteinreicher Fleischgerichte. Nach den Aufzeichnungen des griechischen Arztes Galenos von Pergamon ernährten sich die Gladiatoren hauptsächlich von Bohnen und Getreide, was ihnen den Beinamen „Gerstenfresser“ einbrachte. Diese Kost war nicht nur nahrhaft und erschwinglich, sie lieferte auch die nötige Energie für die Kämpfe.
Wissenschaftliche Untersuchungen österreichischer Anthropologen belegen, dass die Gladiatoren ihre pflanzliche Ernährung durch einen speziellen „Cocktail“ aus Asche ausglichen. Dieses Getränk aus Essig, Holz- und Knochenasche versorgte sie nach intensivem Training oder Kämpfen mit wichtigen Mineralstoffen wie Magnesium. Die pflanzliche Ernährung erwies sich als ausreichend für die körperlichen Anforderungen der Gladiatoren, die trotz ihrer Bezeichnung als "Pummelchen" wohl äußerst durchtrainiert waren.
Gladiatorenkämpfe im Römischen Reich
- Gladiatorenkämpfe waren im Römischen Reich ein beliebtes und wichtiges Ereignis.
- Sie dauerten von 264 v. Chr. bis ins 5. Jh. n. Chr. und hatten ursprünglich einen religiösen Hintergrund bei Totenfeiern, wurden aber später von reichen Privatleuten als Spektakel veranstaltet, um Anerkennung bei der Bevölkerung zu finden.
- Kaiser Augustus machte die Kämpfe zu einem kaiserlichen Privileg und verband sie eng mit dem Kaiserkult.
- Ihr Leben war jedoch kurz, da sie oft aus Sklaven, Kriegsgefangenen oder verurteilten Verbrechern bestanden.
- Gladiatorenschulen sorgten für ihre Ausbildung, und ein Kampf endete in der Regel mit einem Sieger und einem besiegten Gladiator, dessen Schicksal von der Gnade des Publikums abhing.
- Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurden die Gladiatorenkämpfe schließlich von Kaiser Honorius verboten.