Kraftstoff-Katastrophe für den Kreml – Ukraine greift Ader von Russlands Wirtschaft an
Russland kämpft mit drastischen Engpässen bei der Treibstoffversorgung. Dafür ist auch die Ukraine verantwortlich. Was steckt dahinter?
Moskau – Die Ukraine lässt nicht nach: Unablässig greift sie wichtige russische Infrastruktur an. Gleichzeitig halten westliche Sanktionen die Ölexporte des Kremls künstlich billig, Fördererhöhungen der Opec+ drücken den Ölpreis weiter. Erst kürzlich berichteten wichtige Ölkonzerne massive Verluste. Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin bedeutet das Milliardenverluste.
Ukraine greift Russlands Wirtschaft an – jetzt gibt es Engpässe beim Öl
In der Nacht zum 5. September sollen Drohnen eine Ölraffinerie in der Region Rjasan angegriffen haben. Im offiziellen russischen Statement dazu heißt es, acht ukrainische Drohnen seien von der Luftabwehr unschädlich gemacht worden, allerdings haben Einwohner einer angegriffenen Stadt von Feuer und dichten Rauchsäulen berichtet – dort, wo die Raffinerie liegt.

Der ukrainische Überwachungskanal Supernova+ soll Fotos und Videos vom Feuer analysiert haben und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Drohnen eine primäre Verarbeitungseinheit der Raffinerie beschädigt hätten. Das berichtete die Moscow Times, allerdings ließen sich die Angaben nicht verifizieren. Es wäre nicht der erste erfolgreiche Angriff auf die Ölraffinerie in Rjasan – am 2. August hatten ukrainische Drohnen sie schon einmal ins Visier genommen. Nach Reuters-Angaben hatte das damals dazu geführt, dass wichtige Teile der lokalen Kapazitäten geschlossen werden mussten.
Die Anlage in Rjasan hat angeblich eine Kapazität von 13,8 Millionen Tonnen pro Jahr und gehört zu Rosneft. Unter anderem beliefert das Unternehmen die Region Moskau mit Treibstoff. Die Ukraine greift seit Monaten gezielt die Öl- und Gaskapazitäten Russlands an. Diese Vorgehensweise soll zu einem deutlichen Anstieg der Benzinpreise, zu Versorgungsengpässen und sogar (regional) zu einem Treibstoffausfall geführt haben.
„Verschwundener“ Kraftstoff – Russlands Wirtschaft geht der Treibstoff aus
Die Treibstoffengpässe halten bereits einigen Wochen an. Anfang August hatten Autofahrer aus der russischen Region Primorje sich über Versorgungsprobleme beschwert. Lokale Medien berichteten von Engpässen in einzelnen Städten und Dörfern. Der Kraftstoff sei aus den Zapfsäulen „verschwunden“, hieß es im Nachrichtenportal PrimaMedia. In Primorje sei es zu langen Autoschlangen vor den Tankstellen gekommen.
Viele Tankstellen hätten in der Folge geschlossen. Geöffnete Tankstellen waren nicht immer hilfreicher. Die Regierung in Primorje hatte die Situation kommentiert und die Schwierigkeiten bei der Versorgung mit „kleineren Engpässen“ bei der Lieferung von Erdölprodukten begründet. Das sei möglich, wenn sich zum Beispiel ein Tankwagen verspäte, er leer sei oder die Zapfpistolen wegen erhöhter Auslastung beschädigt seien. So hatte es ein Regierungssprecher auf Anfrage des russischen Nachrichtenportals dvnovosti.ru mitgeteilt.
Rekordpreise an der Tankstelle – Ukraine trifft das Herz der Ölversorgung
Das alles sorgt jetzt für Rekordpreise beim russischen Benzin. Daten der St. Petersburger Handelsbörse zufolge ist der Preis des Treibstoffes AI-95 auf ein historisches Hoch von 82.380 Rubel pro Tonne (856,30 Euro) geklettert. AI-95 ist bei vielen Tankstellen überall in Russland der Standard. Zwar fiel der Preis am Donnerstag (4. September) wieder geringfügig, verharrt aber fürs Erste nahe seines Höchststands.
Der Kreml wiederum hatte darauf mit einem befristeten Export-Stopp für Benzinexporte reagiert. Dieser galt zunächst für August und September, allerdings könnten die Engpässe die Regierung in Moskau nun dazu zwingen, ihn bis durch den Oktober hinweg aufrechtzuerhalten. Am Mittwoch (3. September) habe sich zudem das russische Energieministerium zusammengefunden, um eine Lösung aus dem Dilemma zu finden. Unter anderem sei im Gespräch, dass russische Ölfirmen dazu gedrängt werden können, mehr Benzin aus dem Export zunehmen und dafür für den heimischen Markt zu reservieren.
Zuletzt habe der russische Energieminister Sergei Tsiwelew gesagt, dass die Ölfirmen ihre Reparaturpläne anpassen müssten, um zu verhindern, dass bei der Nachfrage Spitzen entstünden.