Arbeitgeber Bundeswehr: So viel verdient man nach Dienstgrad und Zeit
Das neue Wehrdienst-Gesetz macht die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver. Die Gehaltsspanne bei Soldaten ist beachtlich, Reservisten erhalten Tagessätze.
Berlin – Das am 27. August 2025 vom Bundeskabinett beschlossene neue Wehrdienst-Gesetz soll die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver machen. Die Bundeswehr benötigt laut Medienberichten etwa 80.000 zusätzliche aktive Soldaten. Die NATO hält für Deutschland eine Größenordnung von 260.000 Soldaten für erforderlich, um einem Angriff etwa Russlands standzuhalten. Bundeskanzler Friedrich Merz warnte: „Russland ist und bleibt auf lange Zeit die größte Bedrohung für Frieden und Stabilität in Europa.“
Verteidigungsminister Boris Pistorius sprach von der „Attraktivität des Dienstes“ und verwies auf eine „optimierte Ausbildung und Qualifikationsmodule“. Doch wie viel verdienen Soldaten tatsächlich bei der Bundeswehr? Eine detaillierte Analyse der aktuellen Besoldungsstrukturen zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den Laufbahnen.
Besoldung aktiver Soldaten: Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit
Die Besoldung aktiver Soldaten richtet sich nach dem Bundesbesoldungsgesetz und ist deutlich höher als die Vergütung für Reservisten. Laut der aktuellen Besoldungstabelle 2025 – gültig bis zum 30. April 2026 – wurden die Bezüge um 3,0 Prozent, mindestens 110 Euro erhöht.
Für die meisten jungen Menschen beginnt die Bundeswehr-Laufbahn in den Mannschaftsdienstgraden mit dem Beginn der Grundausbildung. Ob als Schütze im Heer, Flieger bei der Luftwaffe oder Matrose bei der Marine, hier sammeln Rekruten ihre ersten militärischen Erfahrungen und können sich für eine längere Laufbahn qualifizieren. Die Besoldung der Mannschaftsdienstgrade im Überblick:
Dienstgrad\t | Besoldungsgruppe\t | Dienstzeit\t | Brutto-Gehalt |
Schütze, Flieger, Matrose | A3 | Keine (Einstieg) | 2.700 € |
Gefreiter | A3Z | 3 Monate | 2.750 € |
Obergefreiter | A4 | 6 Monate | 2.760 € |
Hauptgefreiter | A4Z | 12 Monate | 2.770 € |
Stabsgefreiter | A5 | - | 2.800-3.000 € |
Oberstabsgefreiter | A5Z | - | 2.850-3.100 € |
Ein konkretes Beispiel zeigt die Realität: Ein 18-jähriger lediger Schütze erhält laut Bundeswehrkarriere ein Grundgehalt von 2.706,99 Euro brutto (A3, Erfahrungsstufe 1). Nach Abzug von Lohnsteuer (354,25 Euro) und Kirchensteuer (31,88 Euro) bleiben netto 2.320,86 Euro übrig.
Gehalt von Soldaten: Zusätzliche Leistungen und Zulagen
Neben dem Grundgehalt erhalten Soldaten verschiedene Zulagen und profitieren von besonderen Regelungen. Wichtig: Soldaten auf Zeit sind laut Bundeswehrkarriere nicht sozialversicherungspflichtig und profitieren von unentgeltlicher truppenärztlicher Versorgung. Dies bedeutet faktisch eine höhere Nettovergütung im Vergleich zu zivilen Arbeitnehmern.
Besonders relevant sind die Amtszulagen für bestimmte Dienstgrade. Laut Soldatenfreunde.de erhalten Hauptgefreiter (A4Z), Oberstabsgefreiter (A5Z) und der 2021 neu eingeführte Dienstgrad des Stabskorporals (A6Z) jeweils eine Amtszulage von 49,73 Euro monatlich. Die Befreiung von der Sozialversicherungspflicht und die unentgeltliche medizinische Versorgung stellen zusätzliche finanzielle Vorteile dar, die bei einem Gehaltsvergleich mit der Privatwirtschaft berücksichtigt werden müssen. Hinzu kommen Familienzuschläge für verheiratete Soldaten und solche mit Kindern. Ein praktisches Rechenbeispiel zeigt ein Stabskorporal (verheiratet, 1 Kind):
- Grundgehalt A6 mit Zulage, Erfahrungsstufe 4: 3.105,51 Euro
- Familienzuschlag Stufe 2: 317,66 Euro
- Amtszulage: 49,73 Euro
- Bruttodienstbezüge: 3.472,90 Euro
- Nach Steuerabzug: Netto 3.211,85 Euro
Besoldung der Unteroffiziere ohne Portepee: Erste Führungsverantwortung
Nach der Mannschaftslaufbahn folgt der erste Schritt in die Führungsebene: Unteroffiziere ohne Portepee übernehmen bereits Verantwortung für kleinere Gruppen und bilden das Rückgrat der militärischen Organisation.
Dienstgrad\t | Besoldungsgruppe\t | Dienstzeit\t | Brutto-Gehalt |
Unteroffizier/Maat | A5 | 12 Monate | 2.800 € |
Fahnenjunker/Seekadett | A5 | 12 Monate | 2.800 € |
Stabsunteroffizier/Obermaat | A6 oder A7 | 2 Jahre | 2.900-3.700 € |
Das Portepee am Säbel markiert den Übergang zur gehobenen Unteroffiziersebene – hier beginnt die eigentliche militärische Führungslaufbahn. Feldwebel, Bootsleute und Fähnriche tragen nicht nur mehr Verantwortung für ihre Soldaten, sondern werden auch entsprechend besser entlohnt. Ein Blick auf die Tabelle:
Dienstgrad\t | Besoldungsgruppe\t | Dienstzeit\t | Brutto-Gehalt |
Fähnrich/Fähnrich zur See | A7 | 21 Monate | 2.950 € |
Feldwebel/Bootsmann | A7 | 3 Jahre | 3.000-3.200 € |
Oberfeldwebel/Oberbootsmann | A7 | 5 Jahre | 3.250 € |
Oberfähnrich/Oberfähnrich z. See | A8 | 30 Monate | 3.300 € |
Hauptfeldwebel/Hauptbootsmann | A8 | 8 Jahre | 3.600-3.750 € |
Stabsfeldwebel/Stabsbootsmann | A9 | 16 Jahre | 4.000 € |
Oberstabsfeldwebel/Oberstabsbootsmann | A9 | 19 Jahre | 4.500-4.650 € |
Offizierslaufbahn in der Bundeswehr: Führungsverantwortung wird gut bezahlt
Die Offizierslaufbahn erfordert in der Regel ein abgeschlossenes Studium und bringt die höchste Führungsverantwortung mit sich. Von der Kompanie- bis zur Divisionsebene tragen Offiziere Verantwortung für hunderte bis tausende Soldaten und entsprechend komplexe militärische Operationen.
Dienstgrad\t | Besoldungsgruppe\t | Dienstzeit\t | Brutto-Gehalt |
Leutnant/Leutnant zur See | A9 | 3 Jahre | 3.450-3.600 € |
Oberleutnant/Oberleutnant zur See\t | A11 | 5,5 Jahre | 3.900-4.150 € |
Hauptmann/Kapitänleutnant\t | A12 | 8,5 Jahre | 4.700-5.300 € |
Major/Korvettenkapitän\t | A13 | 13 Jahre | 5.900-6.100 € |
Oberstleutnant/Fregattenkapitän\t | A14 | 16 Jahre | 6.500-7.850 € |
Neuer Wehrdienst und Reservistendienst: 2.200 Euro oder Tagessätze nach Dienstgrad
Für den neuen freiwilligen Wehrdienst ist ein Sold von anfangs 2.200 Euro vorgesehen. Verteidigungsminister Pistorius erklärte: „Ein Sold von 2.200 Euro brutto ohne Sozialbeiträge würde im Netto-Ergebnis ungefähr einem Bruttogehalt von 2.900 Euro entsprechen.“ Bei 41 Stunden pro Woche ergebe das einen Stundenlohn von 16,45 Euro.
Für Reservisten gelten andere Vergütungsregeln. Denn Reservisten sind ehemalige Soldaten oder zivile Freiwillige, die nebenberuflich an Wehrübungen und Ausbildungsveranstaltungen der Bundeswehr teilnehmen. Sie können flexibel einige Tage oder Wochen im Jahr Dienst leisten und erhalten dafür eine tageweise Vergütung – parallel zu ihrem zivilen Beruf. Die Mindestleistungstabelle vom Stand 1. Mai 2024 zeigt folgende Tagessätze:
Dienstgrad\t\t | Tagessatz ohne Kinder\t | Tagessatz mit 1 Kind | Tagessatz mit 3 Kindern |
Grenadier, Jäger, Panzerschütze, Panzergrenadier, Panzerjäger, Kanonier, Panzerkanonier, Pionier, Panzerpionier, Funker, Panzerfunker, Schütze, Flieger, Sanitätssoldat, Matrose, Gefreiter | 76,85 € | 89,52 € | 105,34 € |
Obergefreiter, Hauptgefreiter | 78,04 € | 90,88 € | 106,29 € |
Stabsgefreiter, Oberstabsgefreiter, Unteroffizier, Maat, Fahnenjunker, Seekadett\t | 78,48 € | 91,39 € | 106,44 € |
Stabsunteroffizier, Obermaat | 80,31 € | 93,29 € | 107,26 € |
Feldwebel, Bootsmann, Fähnrich, Fähnrich zur See, Oberfeldwebel, Oberbootsmann\t | 82,74 € | 96,04 € | 109,89 € |
Hauptfeldwebel, Hauptbootsmann, Oberfähnrich, Oberfähnrich zur See | 86,35 € | 100,09 € | 113,81 € |
Stabsfeldwebel, Stabsbootsmann, Oberstabsfeldwebel, Oberstabsbootsmann, Leutnant, Leutnant zur See\t | 91,66 € | 106,29 € | 119,88 € |
Oberleutnant, Oberleutnant zur See | 96,75 € | 111,74 € | 125,24 € |
Hauptmann, Kapitänleutnant\t | 106,84 € | 123,11 € | 136,56 € |
Stabshauptmann, Stabskapitänleutnant, Major, Korvettenkapitän, Stabsapotheker, Stabsarzt, Stabsveterinär\t | 126,36 € | 145,38 € | 158,91 € |
Oberstleutnant, Fregattenkapitän, Oberstabsapotheker, Oberstabsarzt, Oberstabsveterinär\t | 128,97 € | 148,44 € | 161,76 € |
Oberst, Kapitän zur See, Oberstapotheker, Flottenapotheker, Oberstarzt, Flottenarzt, Oberstveterinär und höhere Dienstgrade\t | 160,07 € | 186,02 € | 198,70 € |
Angesichts des Fachkräftemangels und der sicherheitspolitischen Herausforderungen stellt sich derzeit die Frage, ob die aktuelle Besoldungsstruktur ausreicht, um die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren und die ambitionierten Personalziele zu erreichen. Bundeskanzler Merz kündigte bereits einen „Mechanismus“ an, der „zu einer höheren Verpflichtung führen wird“, falls die Freiwilligenziele nicht erreicht werden. Dies könnte auch weitere Auswirkungen auf die Besoldungsstruktur haben, um die geforderten 80.000 zusätzlichen Soldaten zu gewinnen. (ls)