Neuwirt baut Personalwohnungen in Hartpenning

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Umgebaut und erweitert werden soll der Gasthof Neuwirt in Großhartpenning. Mittlerweile wird er in vierter Generation geführt. © Stefan Schweihofer

Fachkräftemangel, sündhaft teure Wohnungen und veränderte Ansprüche: Hotellerie und Gastronomie im Oberland stehen vor Herausforderungen. Der traditionsreiche Neuwirt in Hartpenning stellt sich jetzt neu auf.

Holzkirchen – Mit seinen 28 Zimmern, dem Gasthof mit bis zu 100 Plätzen sowie dem Biergarten zählt der Neuwirt an der Tölzer Straße in Hartpenning nicht gerade zu den Riesen der Branche. Dafür aber zu den Investitionsfreudigen: Die Inhaber Stefan und Manuela Ellmer-Heiss, die den 1878 gegründeten Gasthof in vierter Generation führen, wollen das Anwesen umbauen und erweitern, um den Betrieb zukunftssicher zu machen für ihre Kinder, wie Stefan Ellmer-Heiß erklärt.

Fünf Apartments am Gasthaus

Konkret wollen die Wirtsleute den Flachbau an der Längsseite des Anwesens in Holzständerbauweise aufstocken, um fünf Apartments mit Koch- und Wohnbereich zu bauen. Drei dieser etwa 45 Quadratmeter großen Apartments sollen dann als Mitarbeiterwohnungen dienen. „Bezahlbare Wohnungen zu finden, die mit dem ÖPNV gut erreichbar sind, das ist hier so gut wie unmöglich“, sagt Stefan Ellmer-Heiß. Für Gastronomie und Hotellerie, die ohnehin unter Fachkräftemangel leiden, ein großes Problem.

„Viele unserer Mitarbeiter kommen aus dem ehemaligen Ostblock, aus Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei“, so der 45-Jährige, der lange in der Sterne-Gastronomie gekocht hat, unter anderem mit Karl Ederer und Ali Güngörmüs. Meist handelt es sich bei den Mitarbeitern um junge Singles. Wie der Koch, der seit Oktober im Neuwirt tätig ist und keinen Führerschein hat. Der Rufbus Hoki kann die branchentypischen Arbeitszeiten bis in die Nacht, frühmorgens und an Sonn- und Feiertagen nicht abdecken. „Wir hatten zwei Zimmermädchen, die wir am Bahnhof in Holzkirchen abholen und wieder hinbringen mussten“, erzählt Ellmer-Heiß.

Zwei Ferienwohnungen für Gäste

Ihm ist es ein Anliegen, dass sich seine Mitarbeiter wohlfühlen. „Mann kann sich aber nicht wohlfühlen, wenn man einen Zweitjob braucht, um die Wohnung zu bezahlen.“ Lediglich ein Zimmer anzubieten und die Mitarbeiter im Gasthof essen zu lassen, das sei nicht mehr zeitgemäß.

Zwei der neuen Apartments sollen als Ferienwohnungen dienen. „Gäste wollen heutzutage Flexibilität, und die wollen wir ihnen bieten.“ So wünschten sich einige ein spätes Frühstück, andere gar keines. Auch die Möglichkeit, selbst zu kochen, wünschten sich viele Gäste. Insbesondere jene, die ein bis zwei Wochen bleiben. „Für einen längeren Aufenthalt sind unsere Zimmer aber nicht ausgelegt“, erklärt Ellmer-Heiss. Seine Tochter Leonie (17), die eine Ausbildung zur Hotelfachfrau in den Egerner Höfen absolviert, wolle den Betrieb eines Tages übernehmen. Sohn Maximilian (14) habe sich noch nicht entschieden. „Einerseits ist er sehr traditionsbewusst, andererseits will er nicht so viel arbeiten wie wir“, sagt Ellmer-Heiß. 13 bis 15 Stunden am Tag seien eher die Regel, als die Ausnahme.

Die Wirtsleute Stefan und Manuela Ellmer-Heiss vor ihrem Gasthof.
Die Wirtsleute Stefan und Manuela Ellmer-Heiss vor ihrem Gasthof. © Stefan Schweihofer

Bauausschuss genehmigt Antrag

Der Bauausschuss erteilte dem Antrag auf Baugenehmigung in seiner Sitzung am Donnerstagabend sein Einvernehmen. „Ich find‘s schön“, sagte Michael Wohlschläger (CSU). „Wir beobachten ein Wirtshaussterben, auch, weil die Wirte keine Mitarbeiter mehr finden.“ Wenn auf diese Weise die Wirtshauskultur erhalten werden könne, sei das zu begrüßen.

Martin Taubenberger (FWG) sagte: „Ich freue mich, wenn in Hartpenning ein Wirtshaus gesichert ist.“ Robert Wiechmann (Grüne) ergänzte: „Ich bin sehr froh, dass die Wirtsleute investieren.“

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