Trump und Selenskyj im „Schreiduell“: „Wenn Putin es will, wird er dich zerstören“

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Trumps Treffen mit Selenskyj verlief Insidern zufolge äußerst angespannt. Der US-Präsident soll Selenskyj zur Aufgabe des Donbass aufgefordert haben.

Washington, D.C. – Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Washington am Freitag (17. Oktober) ist nach Berichten der Financial Times (FT) alles andere als harmonisch verlaufen. Demnach sei das Gespräch zeitweise laut und konfliktgeladen gewesen, berichtet die britische Zeitung unter Berufung auf mehrere mit dem Treffen vertraute Quellen. Nach Berichten gipfelte das Treffen zwischen Trump und Selenskyj in einem „regelrechten Schreiduell“.

Trump empfängt Selenskyj im Weißen Haus
Trump und Selenskyj sprechen im Weißen Haus. © Alex Brandon/AP/dpa

Trump habe nach Angaben Selenskyj gedrängt, die russischen Forderungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs zu akzeptieren, darunter auch die Abtretung des gesamten Donbass an Russland. Trump soll während des Treffens geflucht haben, berichten Insider nach Angaben der FT. Zudem habe der US-Präsident Dokumente und Schlachtfeld-Landkarten zur Seite geworfen und gesagt: „Diese rote Linie, ich weiß nicht einmal, wo das ist. Ich war noch nie dort.“

Trump soll Selenskyj zu Donbass-Abgabe gedrängt haben – „Wenn Putin es will, wird er dich zerstören“

Die Financial Times beruft sich auf europäische Beamte, wonach Trump mehrfach Argumente des russischen Präsidenten Wladimir Putin aus einem vorangegangenen Telefonat zitiert habe, teilweise wortwörtlich. Ein europäischer Beamter ergänzte, Trump habe Selenskyj mit den Worten unter Druck gesetzt: „Wenn Putin es will, wird er dich zerstören.“

Die Zeitung berichtete, dass Trump Selenskyj bei dem Treffen am Freitag dazu gedrängt haben soll, im Gegenzug für ein Ende des Ukraine-Kriegs den gesamten Donbass an Russland abzutreten. Ein solcher Schritt würde dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eines seiner zentralen Ziele im seit 2022 andauernden Ukraine-Krieg sichern. Laut Angaben der Deutschen Presse-Agentur wurde Trump gefragt, ob er Selenskyj tatsächlich zur Abgabe des Donbass aufgefordert habe. Der US-Präsident wies dies zurück und erklärte, das Thema sei bei dem Treffen nicht besprochen worden.

Trump übernimmt Putins Forderungen – Selenskyj warnt Verbündete vor Beschwichtigungspolitik

Laut dem Bericht der Financial Times, der sich auf europäische Beamte stützt, schien US-Präsident Trump viele der Forderungen von Russlands Präsident Wladimir Putin übernommen zu haben. Zuvor hatte Trump ein weiteres Telefonat mit Putin geführt. Dem Bericht zufolge soll Trump betont haben, dass die russische Invasion in Russland offiziell als „Spezialoperation“ bezeichnet werde. Außerdem habe er die wirtschaftliche Lage Russlands positiv dargestellt: „Der russischen Wirtschaft, der er zuvor noch ein schlechtes Zeugnis ausgestellt hatte, gehe es großartig“, zitiert die Financial Times.

Während des Treffens habe Trump Selenskyj erneut dazu gedrängt, Zugeständnisse gegenüber Russland zu machen. Am Sonntag (19. Oktober) richtete sich Selenskyj eindringlich an die Verbündeten der Ukraine und warnte vor einer Beschwichtigungspolitik gegenüber Russland. Im Onlinedienst Telegram schrieb er: „Die Ukraine wird Terroristen niemals eine Belohnung für ihre Verbrechen gewähren, und wir zählen auf unsere Partner, diese Position zu unterstützen.“ Außerdem forderte er ein weiteres Treffen der sogenannten Koalition der Willigen, um gemeinsame Maßnahmen gegen Russland zu besprechen. (Quellen: Financial Times, dpa, Bild, Tagesspiegel, Reuters) (jal)