Im Fadenkreuz des Kremls: Das gefährliche Leben des Rheinmetall-Chefs Papperger

Die Gefährdungsstufe ist hoch. Der Personenschutz für Rheinmetall-Chef Armin Papperger gleicht jenem für den Bundeskanzler. Seit den Warnungen vor Attentatsplänen durch russische Geheimdienstkreise auf den 62-jährigen Vorsitzenden des größten deutschen Rüstungskonzerns im Sommer 2024 gilt an seinem Privathaus in der Nähe von Düsseldorf ein hoher Sicherheitsgrad. 

Wenn der umtriebige Manager auf eine seiner häufigen Reisen geht, begleiten ihn nach FOCUS-online-Informationen Personenschützer der Polizei nebst Mitarbeitern aus seiner Sicherheitsabteilung.

Nato bestätigt: Russland wollte Rheinmetall-Chef töten

Seit dem Überfall der russischen Föderation auf die Ukraine vor dreieinhalb Jahren hat die deutsche Rüstungsschmiede die Zusammenarbeit mit Kiew sukzessive ausgebaut. Rheinmetall liefert militärisches Gerät wie Panzer und Munition an die Ukraine.

Papperger hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weitere Unterstützung zugesagt: "In der Ukraine wird ein Munitions- und Pulverwerk gebaut. Das ist schon alles finanziert. Die Verträge sind unterschrieben", sagte der Top-Manager im Juli der "Welt".

Das ist der Grund, warum die hiesigen Geheimdienste als auch das Nato-Verteidigungsbündnis den Konzernchef zu einer der Hauptzielpersonen des russischen Autokraten Wladimir Putin eingestuft haben.

Zu Jahresbeginn hatte ein hochrangiger Nato-Beamter bestätigt, dass Russland Papperger töten wollte. Dieser Plan fügte sich demnach in eine Strategie ein, wichtige Persönlichkeiten der Verteidigungsindustrie in Europa auszuschalten.

Anschlag auf Pappberger konnte verhindert werden 

James Appathurai, bei der Nato für die Innovation und Cyber-Sicherheit zuständig, schilderte einem EU-Ausschuss etliche Sabotageakte in den vergangenen Jahren. Dabei handelte es sich unter anderem um die arrangierte Entgleisung von Zügen, Brandanschläge sowie Angriffe auf Politiker.

Letztlich konnten deutsche und amerikanische Geheimdienste den Mordanschlag auf Papperger verhindern. Seither aber steht der Vorsitzende von Rheinmetall unter ständiger Bewachung.

Seit vielen Monaten lebt Papperger offenbar mit der Anschlagsgefahr. Als der Manager am 10. Juni 2024 in der Westukraine mit Industrieminister Oleksandr Kamyschin ein Reparatur-Zentrum für Leopard- und Marder-Panzer der Rheinmetall Ukraine Defense Industry LLC eröffnete, posierte er mit einer schusssicheren Weste.

Rheinmetall wird zum Global Player im Rüstungsgeschäft

Nach und nach baut der Rheinmetall-Lenker die Unternehmensgruppe zu einem der Global Player im Rüstungsgeschäft aus. Von den jährlich geplanten Ausgaben für die Verteidigung der deutschen Bundesregierung in Höhe von 155 Milliarden Euro will er sich ein großes Stück abschneiden. Derzeit, so hieß es aus Unternehmenskreisen, verhandle man um den Absatz mehrerer Tausend Einsatzmittel für die Bundeswehr.

Am kommenden Mittwoch wird Rheinmetall das größte Munitionswerk in Unterlüß in der Lüneburger Heide mit großer in- wie ausländischer Politprominenz eröffnen. Unter anderem haben sich Verteidigungsminister Boris Pistorius und Vizekanzler Lars Klingbeil (beide SPD) angekündigt.

In Zeiten der Bedrohung durch Russland geht es darum, die nationale Sicherheitsvorsorge zu stärken. 200.000 Schuss Artilleriemunition pro Jahr sollen hier gefertigt werden sowie 1900 Tonnen Sprengstoff, Raketenantriebe und Gefechtsköpfe. Binnen eines Jahres stellte Rheinmetall das Werk mit 500 Mitarbeitern auf die Beine. Kosten: 400 Millionen Euro.

Linksradikale veröffentlichen Privatadresse des Managers

Spätestens seit dem Ukraine-Krieg rückt die deutsche Rüstungsindustrie aus ihrem Schattendasein heraus, allen voran Rheinmetall. Längst haben Politik und größere Teile der Bevölkerung die Zeitenwende erkannt. Im Konzern heißt es: "Wir erleben immer mehr Zuspruch, die Proteste gegen unser Unternehmen gehen deutlich zurück."

So ganz stimmt das allerdings nicht. Das Protestbündnis "Rheinmetall Entwaffnen" macht mobil. Am 28. August wollen die Linksradikalen vor dem Haus des Konzernchefs demonstrieren. Seine Privatadresse wurde bereits im Netz veröffentlicht.

Schließlich trage der Vorstandschef persönliche Verantwortung für unzählige tote Zivilisten, die durch Rheinmetall-Bomben und -Munition starben, lautet der Vorwurf. So etwa im palästinensischen Gazastreifen durch das israelische Militär. Dass Rheinmetall gar keine Kriegswaffen an die Israelis liefert, kümmerte die Veranstalter nicht.

Streit um das Versammlungsrecht: Wie weit darf Protest gehen?

Nun ist umstritten, ob das Versammlungsrecht eine Demo vor dem privaten Anwesen der Zielperson erlaubt. Ein Konzernsprecher von Rheinmetall kritisierte gegenüber FOCUS online das Vorgehen der Protestler scharf.

"Die Meinungs- und die Versammlungsfreiheit sind wichtige Grundrechte in unserer Demokratie. Mit Produkten für die Sicherheitsvorsorge leistet Rheinmetall in Deutschland einen relevanten Beitrag dazu, eben diese freiheitlich demokratische Grundordnung zu schützen", so seine Erklärung.

"Zudem leisten wir wichtige Beiträge für die Ausrüstung der Streitkräfte in Europa und zur Selbstverteidigung der Ukraine. Wir respektieren das Recht zur freien Meinungsäußerung und lassen auch kritische Positionen Andersdenkender gelten. Keinerlei Verständnis hingegen haben wir dafür, wenn dazu aufgerufen wird, Menschen in ihrem privaten Umfeld aufzusuchen, um sie beispielsweise zu nötigen oder zu bedrängen."

Polizei prüft Demo-Antrag für Pappergers Wohnort

Ob es dazu kommen wird, erscheint zweifelhaft. In Köln ist bereits ein Protestcamp des Protestbündnisses "Rheinmetall Entwaffnen" im Grüngürtel vom 26. bis zum 30. August durch die Polizei und das Verwaltungsgericht verboten worden. Offenbar rechnet man mit ähnlicher Randale wie bei Kundgebungen in Kassel 2022 und in Kiel 2024.

Nun muss das Oberverwaltungsgericht Münster nach Angaben einer Justizsprecherin in letzter Instanz über den Fall entscheiden. Die Entwaffnen-Organisatoren geben derweil die Losung aus: "Jetzt erst recht, das Camp findet statt, jetzt nach Köln!"

Papperger: "Deutschland sorgt dafür, dass ich gut geschützt bin"

Offen ist derzeit noch, ob der angedachte Aufzug "Für Frieden und Abrüstung" am 28. August vor der Villa des Rheinmetall-Vorsitzenden stattfinden darf. "Aufgrund themengleicher Versammlungen" im Grüngürtel und am Wohnort des Konzernchefs steuert die Kölner Polizei die Einsätze. 

Der Antrag auf einen Protestzug vor das Anwesen Pappergers werde nun "durch die Versammlungsbehörde der Polizei Köln geprüft", berichtete ein Polizeisprecher.

Nur selten äußerst sich Rheinmetall-Lenker Papperger zur Risikolage. Auf der Bilanzpressekonferenz im Frühjahr 2025 betonte er jedoch kurz und knapp: "Die Bundesrepublik Deutschland sorgt dafür, dass ich gut geschützt bin, und ich fühle mich auch wohl."