Auf dem Tennet-Gelände probten mehrere Feuerwehren die Personenrettung und testeten eine kilometerlange Wasserversorgung.
Um 9.15 Uhr schrillte der Alarm bei der Ottenhofener Feuerwehr: Eine Explosion habe sich in der Heizungsanlage eines Arbeiterwohnheims an der Waldstraße ereignet. 17 Personen müssten gerettet werden. Also ab in die Fahrzeuge und los. Wie die Einsatzkräfte wussten, handelte es sich um keinen echten Notfall, sondern um eine geplante Großübung, bei der auch die Feuerwehren aus der Umgebung, wie Markt Schwaben, Finsing, Neuching, Pastetten oder Eicherloh mitmachten.
Das Szenario fand in einem leerstehenden Hof statt, der dem Unternehmen Tennet gehört, welches wenige Meter weiter das Umspannwerk betreibt. Geplant sei, das Haus abzureißen und das Gelände vermutlich vorerst als Lagerfläche zu nutzen, erklärte Catherin Krukenmeyer, Referentin für Bürgerbeteiligung von Tennet. Bis dahin stelle man es gerne der Feuerwehr für Übungen zur Verfügung. Diese sei die bisher größte, aber kleinere Szenarien habe man dort auch schon durchgespielt.
Mehr Personen im Haus als angegeben
In dem Haus hatten sich 18 aufwendig mit Wunden geschminkte Komparsen verteilt und warteten auf ihre Rettung. Zwei Sandsäcke stellten noch weitere Personen dar, davon hing einer aus dem Fenster im zweiten Stock. Ein Fall für die Markt Schwabener Drehleiter.
Man habe absichtlich mehr Personen in dem Gebäude verteilt, als beim Alarmsignal angegeben, erklärte Kommandant Florian Wagner. Als die Kollegen schon meinten, alle 18 gefunden zu haben, hakte er deshalb nochmal nach: „Seid ihr sicher?“, und schickte die Feuerwehrler nochmal ins Gebäude. Denn nur, wenn man wirklich jeden Raum abgeklappert hat, kann man auch sicher sein, dass wirklich niemand vergessen wurde.
Trotz Übung nahmen die Feuerwehrler mit Ausrüstung und Atemschutz ihren Job so ernst wie möglich. Schließlich sollte im Ernstfall dann auch alles klappen. Gut hatte dabei so mancher noch den vorangegangenen Mittwoch im Kopf, als ein Brand in einem Ottenhofener Einfamilienhaus Am Anger gelöscht werden und der Bewohner gerettet werden musste.
Gleichzeitig legten die Feuerwehren gemeinsam noch eine über einen Kilometer lange Leitung zur zusätzlichen Wasserversorgung. Dabei fand teils Material Verwendung, das vermutlich seit mehreren Jahren in verstaubten Kisten auf seinen Einsatz wartete. Auch wenn der Aufwand, samt dem wieder Einsammeln, groß sei, wollte man sehen, wie schnell und gut das funktioniert.
Eine lange Leitung braucht immer Zeit
Das Fazit nach gut zwei Stunden, bis das Wasser aus dem Schlauch kam: „Lange Schlauchstrecken, das haben wir gerade gelernt, dauern und brauchen sehr viel Ressourcen, also Mann und Material“, so Hermann Brandlmeier, ehemaliger Kommandant der Ottenhofener.
Dass bei so einer langen Strecke immer irgendwo ein Schlauch platze oder eine Pumpe nicht funktioniere, komme vermutlich immer vor. Das müsse man bei der Planung mit einkalkulieren: „Einfach abspeichern: Eine lange Schlauchstrecke ist nichts für schnell schnell“, ergänzte Wagner.
Deutlich schneller war man hingegen bei der Rettung der Personen: Innerhalb von knapp 40 Minuten nach der Sirene in der Wache hatte man alle 20 Komparsen aus dem Gebäude befreit: „Wir waren bei weit unter zwei Minuten, wo jeweils eine Person gerettet wurde, bei null Sicht und versperrten Türen“, freute sich der Kommandant. „Das ist unglaublich schnell und eine gute Leistung.“