Mit Memes und bissigen Posts macht sich Trumps größter Widersacher über ihn lustig - das wirkt

Während viele führende Demokraten dem scheinbar übermächtigen Donald Trump seit Monaten kaum etwas entgegensetzen können, gibt es einen, der sich nicht einschüchtern lässt: Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom.

Seine Strategie: Mit Spott, Memes und bissigen Kommentaren auf Social Media imitiert er Trumps eigenen Stil – und verwendet ihn gegen den US-Präsidenten. Das Ergebnis: Newsom gewinnt an Profil, während Trump wieder und wieder öffentlich verhöhnt wird.

„Wochenend-Stinker": Kaliforniens Gouverneur schießt gegen Fox News

Jüngstes Beispiel: In einem Beitrag am Sonntagmorgen europäischer Zeit erklärte ein Post von Newsoms Pressestelle auf X, der konservative Haussender des Präsidenten „Fox News“ müsse sofort abgesetzt werden. 

Ganz in Trump-Manier und triefend vor Ironie heißt es in Großbuchstaben und mit zahlreichen Ausrufezeichen: „Fox („schneidet die Aufnahmen“) News muss ihre Wochenend-Stinker sofort absetzen! Sie sind sehr unehrlich und alles, was sie tun, ist, mich, Gavin C. Newsom, Amerikas Lieblings-Gouverneur (und viele sagen, der gutaussehendste aller Zeiten, danke!), zu beschmutzen.“

Die Sendung von Trumps Schwiegertochter Lara Trump sei ein „totales Desaster“, heißt es weiter und Moderator Mark Levin ein „Niemand“. Der Tenor: Fox dürfe die amerikanische Fernsehlandschaft „nicht länger verpesten“ – und negative Propaganda gegen Newsom habe gefälligst aufzuhören.

  • „Verpiss dich“ : Newsoms Direktangriff auf Trump und seine Minister

Während Trump und seine Anhänger in Newsoms bissigen Posts ihr Fett wegkriegen, inszeniert er sich selbst humorvoll als Trumps glorreichen Gegenspieler. So stellt er sich in KI-Bildern etwa selbstironisch als König auf der Titelseite des „Time Magazine“ dar oder zeigt sich in einer Szene, in der Trump-Anhänger wie Sänger Kid Rock oder der Fernsehmoderator Tucker Carlson ihm ehrfürchtig die Hände auflegen. 

Mit Sprüchen in Großbuchstaben wie „FOX UND MAGA LEIDEN UNTER DEM NEWSOM-STÖRUNGSSYNDROM!!! SIE SOLLTEN LAUTER HEULEN! TRAURIG!!!“ verspottet er den Kommunikationsstil der MAGA-Bewegung. 

Manchmal wird es auch sehr direkt: Als Trumps Wohn- und Stadtentwicklungsminister Scott Turner öffentlich verkündete, dass die Website seines Ressorts künftig nur noch auf Englisch abrufbar sei – zuvor waren dort auch Informationen auf Spanisch, Französisch und Deutsch verfügbar gewesen –, reagierte Newsom ohne Umschweife. Auf Spanisch schrieb er: „Vete a la chingada“ – zu Deutsch: „Verpiss dich“.

Politischer Schlagabtausch um Wahlkreise

Diese offensive Strategie scheint einen Nerv zu treffen– die Reichweite des Gouverneurs wächst rasant. Seit Mitte Juni sind Newsoms Follower-Zahlen auf X laut "n-tv" um 450 Prozent gestiegen, auch auf TikTok und Instagram legt er stark zu. Bei Google hat sich das Suchvolumen nach seinem Namen geradezu verzehnfacht.

„Die wichtigste Währung im Trump-Zeitalter ist aktuell Aufmerksamkeit“, sagte USA-Expertin Sarah Wagner von der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz im „SRF“. Newsom gelinge es, genau diese Aufmerksamkeit von Trump zurückzuerobern – und damit seine eigene Anhängerschaft zu mobilisieren.

Doch Newsom beschränkt sich nicht nur auf Social Media. Auch in der politischen Auseinandersetzung greift er Trump an – derzeit vor allem beim Thema Wahlkreise.

In Texas haben die Republikaner jüngst die Grenzen neu zugeschnitten, um sich zusätzliche Sitze im Kongress zu sichern. Newsom reagierte darauf mit einem Gegenschlag: Auch in Kalifornien sollen die Wahlkreise neu gezogen werden, damit die Demokraten mehr Mandate gewinnen können. Ex-Präsident Barack Obama bezeichnete diesen Schritt als „verantwortungsvoll“.

Mehrheitsstimmung in USA gegen Trump

Umfragen zeigen, dass die US-Bevölkerung mit vielen Projekten von Trump unzufrieden ist. Auch innerhalb der Demokraten hat sich die Stimmung gewandelt: 

Wollten 2017 noch drei Viertel ihrer Anhänger eine Zusammenarbeit mit den Republikanern, so plädieren inzwischen fast 60 Prozent dafür, die Konservativen klar zu blockieren. Genau an diesem Punkt setzt Newsom an – und erntet Zustimmung bei einer zunehmend konfrontationsbereiten Basis.

Blick auf 2028

Noch ist die nächste Präsidentschaftswahl weit entfernt. Aber Newsom gilt schon jetzt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten seiner Partei für 2028. In Kalifornien würde er die Vorwahlen laut den aktuellen Umfragen klar gewinnen, in Texas liegt er Kopf an Kopf mit Verkehrsminister Pete Buttigieg. National hat er in den letzten Monaten deutlich an Sichtbarkeit gewonnen.

Für die Demokraten, die seit Jahren im Umfragetief stecken, ist Newsoms neuer Stil ein Hoffnungsschimmer. Und für Trump ist er ein Gegner, der ihn genau dort trifft, wo es weh tut.