Nach Trumps Iran-Angriff im Nahost-Krieg ist die heikelste Frage noch immer ungeklärt

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Donald Trump hat die Atomanlagen im Iran angegriffen. Die Berichte über Schäden gehen auseinander. Derweil kocht eine andere höchst relevante Frage jetzt erst richtig hoch.

Teheran – Die USA haben in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingegriffen und drei iranische Atomanlagen bombardiert, laut Präsident Donald Trump „vollständig ausgelöscht“. Doch einiges an waffenfähigtem Uran hat den Angriff wohl überstanden. Konkret geht es um etwa 400 Kilogramm. Laut eines Berichts der New York Times mit Berufung auf israelische Beamte gibt es Hinweise darauf, dass Teheran das Material vor dem Angriff in Sicherheit brachte - auch, weil die USA den Iran vorab über den Angriff informiert haben soll.

Iran: 400 Kilogramm Uran würden in zehn Autos passen und könnten verlegt worden sein

Zwei israelische Beamte mit Kenntnis der Geheimdienste erklärten demnach, dass der Iran in den letzten Tagen Ausrüstung und Uran von dem Standort abtransportiert hatte. Zudem mehrten sich laut dem Medium die Hinweise darauf, dass die Iraner rund 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran entfernt hatten. Das liegt knapp unter den 90 Prozent, die üblicherweise in Atomwaffen verwendet werden.

Der auf 60 Prozent angereicherte Brennstoff war demnach tief in einem anderen Atomkomplex nahe der alten Hauptstadt Isfahan gelagert worden. Rafael Mariano Grossi, der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieagentur, teilte der New York Times mit, dass der Brennstoff zuletzt etwa eine Woche vor Beginn der israelischen Angriffe auf den Iran von seinen UN-Inspektorenteams gesehen worden sei. In einem Interview mit CNN am Sonntag fügte er hinzu: „Der Iran hat keinen Hehl daraus gemacht, dieses Material geschützt zu haben.“ Er bestätigte, dass die Brennstoffvorräte, die in Spezialfässern gelagert werden, die so klein sind, dass sie in den Kofferraum von etwa zehn Autos passen, verlegt worden seien.

Wie die Nachrichtenplattform Amwaj unter Berufung auf eine iranische Quelle mitteilte, soll Washington die iranische Regierung über die Angriffe im Vorfeld informiert haben. Daraufhin soll der Iran das Uran in der Anlage evakuiert haben. Später bestätigte eine iranische Quelle auch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters die Evakuierung.

Hat der Iran auch Ausrüstung aus den Atom-Anlagen in Sicherheit gebracht?

Die Frage nach dem fehlenden Uran beschäftigt auch das Weiße Haus. „Wir werden in den kommenden Wochen daran arbeiten, etwas mit diesem Brennstoff zu unternehmen, und das ist eines der Dinge, über die wir mit den Iranern sprechen werden“, sagte Vizepräsident JD Vance am Sonntag in der ABC-Sendung „This Week“. Er bezog sich dabei auf eine Uranmenge, die für den Bau von neun oder zehn Atomwaffen ausreicht. Dennoch behauptete er, das Potenzial des Landes, diesen Brennstoff waffenfähig zu machen, sei erheblich zurückgegangen, da es nicht mehr über die nötige Ausrüstung verfüge, um ihn in funktionsfähige Waffen umzuwandeln.

Nahostkonflikt - Uran-Anreicherungsanlage in Fordo
Vorher/Nachher: Der Einschlag von US-Bomben in der iranischen Atomanlage Fordo ist aus dem Weltall sichtbar. © Uncredited/Maxar Technologies via AP/dpa

Doch wie viel Uran konnten die Iraner vor dem US-Angriff schützen? Etwa auch Ausrüstung, um Bomben zu bauen? Ein US-Beamter sagte, es wäre unrealistisch gewesen, die gesamte Ausrüstung nach Beginn des Konflikts mit Israel aus Fordo zu entfernen. Die riesigen Zentrifugen, die sich mit Überschallgeschwindigkeit drehen und Uran reinigen, sind durch Rohre miteinander verbunden und mit dem Zementboden verschraubt.

Unterirdische Schäden an Fordo auch für Atomengerieagentur nicht abzuschätzen

Atomenergieagenturchef Grossi beschrieb dem UN-Sicherheitsrat nach dem Angriff den seiner Behörde bekannten Zustand der drei attackierten Anlagen. An der gut befestigten unterirdische Uran-Anreicherungslage Fordo seien Krater zu sehen, sagte Grossi bei einer Dringlichkeitssitzung des Gremiums in New York. „Zu diesem Zeitpunkt ist niemand – auch nicht die IAEA – in der Lage, unterirdische Schäden an Fordo zu bewerten.“

In Isfahan seien anscheinend Tunneleingänge, die zur Lagerung von angereichertem Material benutzt worden seien, getroffen worden. In Natans sei eine Kraftstoffanreicherungsanlage getroffen worden. Der Iran habe die IAEA darüber informiert, dass es außerhalb der drei Anlagen keinerlei Strahlungsanstieg gegeben habe. (cgsc mit dpa)

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