Bestzeiten am laufenden Band

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Menschenmassen am Tegernsee: 5000 Läuferinnen und Läufer starteten beim 22. Tegernseelauf – tausende Zuschauer verfolgten das Großereignis. © Annika Prem

5000 Läufer genossen beste Lauf-Bedingungen beim 22. Tegernseelauf. Tausende Zuschauer waren am Sonntag um den Tegernsee verteilt, um die Sportler anzufeuern.

Gmund – Die 22. Auflage des Tegernseelaufs am Sonntag dürfte als eine der schnellsten in die Geschichte eingehen. Bestzeiten am laufenden Band wurden erzielt, egal ob über die 21,1 oder die zehn Kilometer lange Strecke. Knapp 5000 Läufer, unter ihnen zahlreiche Prominenz aus Sport, Kultur und Fernsehen, genossen perfekte Bedingungen.

Es ist ja auch kein Wunder, dass schnelle Zeiten erzielt werden, wenn man die deutsche Langstrecken-Elite am Start hat. Vor kurzem noch beim Berlin-Marathon aktiv, ließen sich Sebastian Hendel und Johannes Motschmann den Sieg über die zehn Kilometer lange Distanz nicht nehmen: Nach 30:57 Minuten liefen die beiden Freunde, die sich noch aus Collegezeiten gut kennen, gemeinsam ins Ziel. Beide mussten dann aber doch zugeben: „Wir hätten uns die Strecke vorher anschauen sollen.“

Gemeinsam ins Ziel: Die Sieger über zehn Kilometer (v.l.) Sebastian Hendel und Johannes Motschmann.
Gemeinsam ins Ziel: Die Sieger über zehn Kilometer (v.l.) Sebastian Hendel und Johannes Motschmann. © Annika Prem

Der Stich von Gut Kaltenbrunn hoch ins Ziel forderte wie jedes Jahr die letzten Körner von den Teilnehmern. „Der Berg oben, der war Wahnsinn“, sprudelte es auch aus Kristina Hendel heraus, die mit 35:55 Minuten bei den Damen gewann. Erwartet wurden die beiden Gewinner schon von ihrem Sohn Jonathan, der bei den Kindern über die 1,5 Kilometer am Start war.

Bei den Kindern wäre rückblickend wohl lieber Max Ploschka mitgelaufen, wie er selbst zugeben musste: Der Triathlet war gestern als Guide für Anja Renner im Einsatz. Die Para-Triathletin aus Gmund, die bei den Olympischen Spielen in Paris die Bronzemedaille geholt hatte, hatte es sich nicht nehmen lassen, bei ihrem Heimspiel zu starten. Aufgrund ihrer Sehbehinderung benötigte sie aber einen Guide für die zehn Kilometer. Nach 39:38 Minuten kam Anja Renner als Dritte überglücklich ins Ziel und bedankte sich bei Ploschka, der sichtlich erleichtert war, mit der Paralympionikin mitgehalten zu haben.

Schnellste Frauen: (v.l.) Kristina Hendel und Lucia Hemeling liefen auf der zehn Kilometer-Strecke.
Schnellste Frauen: (v.l.) Kristina Hendel und Lucia Hemeling liefen auf der zehn Kilometer-Strecke. © Annika Prem

„Was tu ich mir da nur an?“ Diese Frage stellte sich Marietta Walterscheid-Müller ziemlich oft. „Eigentlich immer vor einem Rennen, währenddessen auch, aber im Ziel, da ist alles wieder gut.“ Mit einer Zeit von 1:26:35 Stunden gewann die Marathonläuferin die 21,1 Kilometer.

Die allermeisten Teilnehmer strahlten im Ziel übers ganze Gesicht. Aufgrund der perfekten Bedingungen – trocken, nicht zu kalt, nicht zu warm – purzelten die persönlichen Bestzeiten nur so. Das war auch bei Kai Pflaume nicht anders. Der Moderator war schon ein paar mal am Tegernsee zu Gast. Am Vormittag sagte er noch, angesprochen auf seine Bestzeit beim Tegernseelauf von 1:41 Stunden: „Ich hab’ mir heute gar nichts vorgenommen, ich möchte einfach nur genießen.“ Anscheinend ist Pflaume Anhänger von schnellem Genuss, denn mit 1:39:46 Stunden stellte er eine neue persönliche Bestzeit auf. „Das hab’ ich aber nur meiner Pacemakerin zu verdanken“, gab er die Komplimente im Ziel gleich an Katja Fischer weiter, die ebenfalls zur deutschen Marathon-Spitze zählt, und die prompt erwiderte: „Aber bei Kai ist auch noch viel drin.“

Neue Bestzeit: Kai Pflaume mit Katja Fischer.
Neue Bestzeit: Kai Pflaume mit Katja Fischer. © Annika Prem

Hand in Hand liefen Sina Wende und ihr Vater Jens nach 2:24:09 Stunden ins Ziel. Die BR-Moderatorin war vom Tegernseelauf und dem gemeinsamen Erlebnis begeistert, ihr Papa fast noch mehr: „Ich kann das nur jedem empfehlen: Macht Sport mit Euren Kindern, macht es gemeinsam.“

Derweil war Tobias Gröbl schon lange im Ziel. Auch er ist deutsche Spitze, auch wenn er, wie er selbst sagt, „schon ein alter Hase“ ist. Diesmal aber gewann „das Alter“ vor „der Jugend“: Gröbl dominierte auf der Halbmarathonstrecke einmal rund um den Tegernsee. Der 42-Jährige gewann mit 1:10:18 Stunden, und das, obwohl ihm der 22-jährige Samuel Demetz, Seriensieger der vergangenen Jahre, auf den kürzeren Strecken auf den Fersen war. „Ich hab’ ihn schon immer gesehen, aber ich kam nicht ran, keine Chance“, bemerkte der Kastelruther lachend im Ziel. Mit 1:10:47 Stunden musste sich Demetz diesmal mit dem zweiten Rang begnügen.

Sieger des Halbmarathons: Tobias Gröbl.
Sieger des Halbmarathons: Tobias Gröbl. © Annika Prem

Die Südtiroler, die jedes Jahr mit einer großen Mannschaft am Tegernsee anreisen, hatten auch so genug zu feiern. Cristina Pallanch, Bürgermeisterin von Kastelruth, ließ es sich nicht nehmen, das Trikot überzustreifen, genauso wie Alexander Rier, Schlagersänger und Sohn von Norbert Rier, dem Frontmann der Kastelruther Spatzen. „Es ist einfach immer so schön hier und man muss ja auch sportliches Vorbild sein“, sagte Pallanch, die damit sogleich den Staffelstab an die anwesenden Bürgermeister Alfons Besel (Gmund), Josef Bierschneider (Kreuth) und Gerhard Braunmiller (Stadt Miesbach) sowie an Landrat Olaf von Löwis weitergab.

Letzterer ließ es sich nicht nehmen, den vielen Kindern und Jugendlichen im Ziel zu gratulieren und ihnen die Medaillen umzuhängen. „Da geht einem einfach das Herz auf“, schwärmte Löwis. Denn einmal mehr präsentierten sich auch die Nachwuchsläufer über die 1,5 und fünf Kilometer in Top-Form – angefeuert von tausenden Zuschauern. David Klinger von der LAZ Rhein-Sieg war mit 19:07 Minuten der Schnellste über die fünf Kilometer, Alexander Mair (Kastelruth) mit 6:36 Minuten der Sieger über die 1,5 Kilometer.

Nachwuchssportler: Knapp 150 Kinder gingen beim 1,5 Kilometer-Lauf an den Start.
Nachwuchssportler: Knapp 150 Kinder gingen beim 1,5 Kilometer-Lauf an den Start. © Annika Prem

Dass bei der Siegerehrung die besten Kinder und Jugendlichen in den jeweiligen Altersklassen ihre Pokale dann auch noch aus den Händen der großen Laufstars wie Sebastian Hendel, Kristina Hendel und Johannes Motschmann überreicht bekamen, die damit dem Nachwuchs ihren Respekt bekunden wollten, rundete die 22. Auflage des Tegernseelaufs ab. Schnelle Zeiten, strahlende Gesichter, große und kleine Helden.

Annika Prem

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