Auto-Anschlag von München: Nach Unklarheiten um Verdächtigen – welche Fragen sich jetzt stellen
Mutmaßlicher Auto-Anschlag in München: Unklarheiten um Verdächtigen – Fragen, die jetzt in den Fokus rücken
In München ist ein Auto in eine Demo gerast, Menschen werden zum Teil schwer verletzt. Welches Motiv hatte der nach dem Anschlag festgenommene Mann?
München – Die bayerische Landeshauptstadt München steht unter Schock – und sucht nach Antworten darauf, warum ein 24-jähriger Mann aus Afghanistan in einen Demonstrationszug gerast ist. Mindestens 30 Menschen wurden dabei am Donnerstag (13. Februar) verletzt, einige von ihnen schwer.
„Es besteht das Risiko für schlimmere Folgen. Wir müssen heute alle hoffen und beten, dass es keine Todesfälle gibt, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Der Tatverdächtige wurde festgenommen, im Laufe des Freitags soll er einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Gibt es dann Hinweise auf sein Motiv? Die Polizei will um 11 Uhr in einer Pressekonferenz informieren. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird zu einem stillen Gedenken am Tatort erwartet.
Nach mutmaßlichem Anschlag von München: Was über Verdächtigen bekannt ist
Am Tattag hatte es zunächst Unklarheiten über den Aufenthaltsstatus des Tatverdächtigen gegeben. Am Abend kristallisierte sich heraus: Der junge Afghane hatte nach Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig.“
Zugleich berichtete der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war. Nach Worten Herrmanns kam der Afghane Ende 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Sein Asylverfahren wurde demnach im Jahr 2020 endgültig abgeschlossen, mit einem Ablehnungsbescheid und der Aufforderung zur Ausreise.
Fuhr in München in Menschenmenge: Angaben zu 24-jährigem Afghanen korrigiert
Im April 2021 habe die Landeshauptstadt München dann einen Duldungsbescheid erlassen, im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis. Der junge Mann habe eine Schule besucht, eine Berufsausbildung gemacht und als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen gearbeitet. Deshalb habe es zunächst auch ein Missverständnis gegeben, eben weil der Mann in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei. „Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge“, korrigierte Herrmann seine Angaben von Donnerstagmittag.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte am Abend im ZDF, der Tatverdächtige sei „wohl bislang eher unauffällig“ gewesen. „Er war nicht ausreisepflichtig.“ Weiter sagte Söder: „Und auch bisherige extremistische Hintergründe sind jedenfalls nicht auf den ersten Blick so leicht erkennbar.“ Deshalb müsse jetzt weiter ermittelt werden, was der Grund für die schlimme und furchtbare Tat sei.
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Wie der mutmaßliche Anschlag von München abgelaufen ist
Polizeisprecher schilderten den mutmaßlichen Anschlag am Donnerstag so: Gegen 10.30 Uhr fuhr der Mann zunächst hinter der Demo her, überholte einen Polizeiwagen, der die Gruppe absichern sollte, beschleunigte – und fuhr in das Ende des Demozugs, zu dem mehrere Menschen auch ihre kleinen Kinder mitgebracht hatten. Die Polizei schoss in Richtung des Verdächtigen und nahm ihn fest. Augenzeugen schilderten gegenüber unserer Redaktion ihre Eindrücke.
Die Demonstration hatte die Gewerkschaft Verdi organisiert – im Rahmen eines Warnstreiks im öffentlichen Dienst. Am Donnerstagabend waren am Tatort Blumen abgelegt und Kerzen entzündet worden. Das Tatfahrzeug wurde mit einem Abschleppwagen abtransportiert. Bis in die Nacht hinein waren Kräfte der Spurensicherung und des Landeskriminalamts im Einsatz.
Am Freitag soll in München die Sicherheitskonferenz beginnen – nicht weit vom Tatort entfernt. Ob es konkrete Auswirkungen auf die Zusammenkunft der mehr als 60 Staats- und Regierungschefs gibt, war zunächst unklar. (lks/dpa)
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