Polizeibekannt, konnte nicht abgeschoben werden: Was über den mutmalichen München-Täter bekannt ist
Ein 24-jähriger Afghane steuert am Donnerstagvormittag ein Auto in einen Verdi-Demonstrationszug. Was bisher über den Fahrer bekannt ist.
München – Es ist ein kühler, ungemütlicher Februarvormittag in München. Leichter Regen, der gerade noch kein Schnee ist, fällt in der Münchner Maxvorstadt. Gerade marschiert ein Protestzug von Verdi-Demonstranten über die Seidlstraße, die südlich vom Stiglmaierplatz in Richtung Hauptbahnhof führt. Die Demonstranten fordern mehr Lohn für ihre Arbeit im öffentlichen Dienst. Es sind Münchner Erzieher, Bademeisterinnen, Müllfahrer, die an diesem Donnerstag, 13. Februar, dem widrigen Februarwetter trotzen.

Anschlag mit Mini-Cooper in München? Fahrer ist 24-jähriger Afghane
Gegen 10.30 Uhr fährt ein 24-jähriger Afghane in einem weißen Mini Cooper auf die Seidlstraße, beschleunigt, überholt einen Streifenwagen, der den Zug von am hinteren Ende absichert und fährt und steuert den Wagen ungebremst in die demonstrierende Menschenmenge. Der 24-Jährige verletzt mit seinem Auto 28 Menschen, viele davon schwer. Die Münchner Polizeistreife, die den Demonstrationszug begleitet, kann den Fahrer sofort festnehmen und die Rettungskette in Gang setzen. Einige Opfer schweben in Lebensgefahr, darunter ein zweijähriges Kind, das im Schockraum des Haunerschen Kinderklinikums liegt. Ein weiteres Kind wird in der Kinderklinik Dritter Orden notoperiert. (Alle aktuellen Entwicklungen zu dem mutmaßlichen Anschlag lesen Sie immer in unserem Live-Ticker.)
Mutmaßliche Amokfahrt in München: Fahrer (24) ist Asylbewerber und polizeibekannt
„Nach gegenwärtigem Stand wissen wir, dass der Täter schon mit Betäubungsmittel und Ladendiebstählen aufgefallen ist. Näheres wird noch ermittelt“, sagt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), auf die Frage, ob der Täter polizeibekannt sei. Klar ist: Der 24-Jährige ist afghanischer Staatsbürger und hat den Status eines Asylbewerbers. Laut Spiegel wurde der Afghane 2001 in Kabul geboren und kam 2016 als Jugendlicher nach Deutschland. Der Teenager erhielt damals eine sogenannte „Duldung“, bei der die Abschiebung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wird.
Was ist eine „Duldung“ bei Asylbewerbern?
Ein Asylbewerber in Deutschland, dessen Asylantrag abgelehnt wurde, aber eine Duldung erhält, befindet sich in einem besonderen rechtlichen Status. Eine Duldung ist kein Aufenthaltstitel, sondern eine vorübergehende Aussetzung der Abschiebung. Das bedeutet, dass der Betroffene zwar ausreisepflichtig ist, aber aus bestimmten Gründen nicht abgeschoben werden kann. Die Gründe für eine Duldung sind sehr unterschiedlich. Etwa, wenn sich der Asylbewerber in einer Ausbildung befindet, oder aber aus familiären oder gesundheitlichen Gründen. Eine Duldung kann kurzfristig aufgehoben werden, wenn Abschiebehindernisse entfallen.
Joachim Herrmann (CSU) bestätigt, dass es sich um einen abgelehnten Asylbewerber handelt. Der Mann sei als Asylbewerber ins Land gekommen, sein Asylantrag sei aber „wohl“ abgelehnt worden. Gleichzeitig sei festgestellt worden, „dass er eben im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte“.
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Mutmaßlicher Anschlag in München: Welches Motiv hatte der Täter?
Das Motiv des Täters ist noch völlig unklar. Die Ermittlungen dauern an. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagt: „Es handelt sich wohl mutmaßlich um einen Anschlag. Darauf deutet vieles hin. Alles Weitere muss ermittelt werden.“ Laut Spiegel soll der Fahrer vor der Tat islamistische Posts in den sozialen Medien abgesetzt haben. Gegen einen Unfall und für eine bewusste Tat spricht ebenfalls die Tatsache, dass der 24-Jährige offenbar gezielt das Streifenfahrzeug umfuhr, bevor er den Mini-Cooper in den Demonstrationszug steuerte.