Kritik am Schlierseer Hof nun auch vom Heimatpflege-Verein

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Würde ein um einiges größerer Schlierseer Hof (r.) das Ortsbild Schliersees zerstören? Die Kritiker meinen ja. Ob die Pläne verwirklicht werden können, wird wohl Gegenstand eines Bürgerentscheids. Der Gemeinderat muss über dessen Zulässigkeit noch entscheiden. © thomas plettenberg

Der Kreis der Kritiker an den Plänen für den Neubau des Schlierseer Hofs bekommt Zuwachs. Der Landesverein für Heimatpflege sieht das Vorhaben ebenfalls ausgesprochen kritisch.

Schliersee – Die Bürgerinitiative, die sich gegen die Dimensionierung eines neuen Schlierseer Hofs wendet, bekommt neuerlich Unterstützung von dritter Seite. Neben dem Architekturforum Miesbacher Kreis rund um den früheren Kreisbaumeister Werner Pawlovsky wendet sich nun auch der Bayerische Landesverein für Heimatpflege gegen die Pläne. Er sehe die Hotelpläne „mit großer Skepsis“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Ortsbild der Gemeinde würde nach Auffassung des Vereins erheblich beeinträchtigt, sollten die Pläne realisiert werden. Diese sehen bekanntlich den Abriss des am See gelegene Hotels sowie des nördlich anschließenden Geschäftshauses (Ex-Siebzehnrübl) und den Bau einer großen Anlage vor – des „begehrenswertesten Hotels Deutschlands“, wie es Marcel de Alwis einst bei der Vorstellung im Gemeinderat nannte.

Vereins-Architekt spricht von „überdimensioniertem Größenmaßstab“

Das wollen die Kritiker der Eigentümer-Familie auch gar nicht verwehren. Wie üblich ist die Größe der Stein des Anstoßes. Die Länge von knapp 90 Metern (ab erstes Obergeschoss) und die maximale Firsthöhe von 24 Metern bei sechs Geschossen (einschließlich Erdgeschoss) stößt bei Architekt und Stadtplaner Vinzenz Dufter, beim Landesverein für den Fachbereich Haus und Siedlung zuständig, auf Kritik: „Ein Gebäude mit diesem überdimensionierten Größenmaßstab fügt sich nicht in das bestehende Ortsbild ein und wird dem dörflichen Charakter Schliersees nicht gerecht.“ Die Gliederung in drei Bauteile könne das „massive Erscheinungsbild nicht abmildern, da die drei Bauteile durch fast bis zur Traufe reichende Zwischenbauten verbunden sind“. Das Hotel würde vom Seeniveau aus gemessen nur zwei Meter unterhalb des Kirchenschiffs von St. Sixtus enden. Das hatten die Planer stets als positiven Aspekt angeführt. Der Landesverein betrachtet dies aber höchst kritisch.

Auch das zur Verfügung stehende Ufergrundstück erscheint dem Landesverein für eine Hotelanlage der geplanten Größenordnung zu klein. Dufter zufolge drückt sich dies „in einer übergenutzten Terrassenlandschaft aus, die mit einer ufernahen Erholungsfläche nichts mehr gemein hat“.

Geschäftsführer rät „dringend ab“ und schlägt Architektenwettbewerb vor

Der Geschäftsführer des Landesvereins, Rudolf Neumaier, zieht den Schluss: „Wir raten dringend, von der gegenwärtig geplanten Bebauung abzusehen und alternative Lösungen für ein Hotel zu finden, das sich in den lokalen Kontext einfügt.“ Am besten wäre es aus seiner Sicht schon aus ökologischen Gründen, das bestehende Gebäude zu erhalten und gemäß den Anforderungen eines modernen Hotelbetriebs umzubauen. Dies hatte die Eigentümerfamilie de Alwis für sich bereits ausgeschlossen. Mit dem Bestand sei man auch nach einer Sanierung nicht konkurrenzfähig. Neumaier weiter: „Wenn wirklich ein Abriss nötig sein sollte, würde sich ein Architektenwettbewerb aufdrängen, bei dem die Teilnehmer sicher bessere Entwürfe liefern würden, als der vorliegende einer ist.“

Der Landesverein befürchtet zudem, dass die Hotelgäste hermetisch vom Ort ferngehalten würden, statt ihn touristisch teilhaben und profitieren zu lassen. Auch hier nennen die Bauherren gegenteilige Ziele. Der Heimatpflegeverein hatte sich in der Vergangenheit auch kritisch zur Saurüsselalm und zum Forsthaus Valepp („Nobelrestaurant für exklusives Publikum“) geäußert.

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