US-Wahlkampf läuft auf Hochtouren: Wo Harris haushoch führt
In Pennsylvania, dem vielleicht wichtigsten Swing State, liegt Kamala Harris deutlich vor Donald Trump. Bedeuten muss das aber nicht viel.
Washington DC - Seit gestern ist auch Barack Obama im Wahlkampf unterwegs. Der frühere US-Präsident hatte in Pittsburgh seinen ersten Auftritt vor der diesjährigen US-Wahl. Dass seine Kampagne für Kamala Harris in Pennsylvania beginnt, kommt nicht überraschend. Der Staat ist einer der sieben besonders umkämpften „Swing States“, mit 19 zu vergebenden Wahlleuten der größte und wohl wichtigste. Wer hier verliert, so besagen es die Statistiken, hat kaum noch Chancen aufs Weiße Haus
Umso spannender sind die jüngsten Zahlen zur US-Wahl aus Pennsylvania. Es sind nicht nur Meinungserhebungen, sondern konkrete Zwischenstände von der Briefwahl. Der Datenanalyst Joshua Smithley verbreitet sie tagesaktuell. Er stützt sich dabei auf die von eingetragenen Wählern der Republikaner und Demokraten angeforderten Briefwahlunterlagen sowie jene, die ausgefüllt bei den Behörden eintreffen. Bis Donnerstag hatten 238 877 Demokraten abgestimmt, aber erst 76 236 Republikaner.

Deutlich mehr Demokraten stimmen bei US-Wahl per Brief ab
In Deutschland wären solche Zwischenstände nicht denkbar, in den USA sind sie völlig normal. Die Wahlbehörde von Pennsylvania verbreitet täglich eine Tabelle mit den neuesten Zahlen aus allen Bezirken.
Die Kolonnen lesen sich eindrucksvoll, sind aber nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich lässt sich mit der Statistik lediglich belegen, dass als Demokraten registrierte Wähler bisher deutlich häufiger abgestimmt haben. Für wen, geht daraus nicht hervor. Zu vermuten ist zwar, dass ein Fremdeln mit dem eigenen Kandidaten eher bei Republikanern ein Thema sein könnte, wo sich mancher Wähler schwertut mit dem aggressiven Stil Donald Trumps. Aber das ist Spekulation.
Es wird spannend im US-Wahlkampf
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Donald Trump sät seit Jahren Misstrauen an der Briefwahl in den USA
Völlig unklar ist zudem, ob die Dominanz der Demokraten einen Trend widerspiegelt oder lediglich eine Folge der Euphorie der ersten Wahltage ist. Smithley geht von Letzterem aus. Dass Demokraten gegenüber der Briefwahl aufgeschlossener sind, ist bekannt. Republikanische Wähler, vor allem Senioren, aber auch Menschen mit geringerem Bildungsgrad, bevorzugen den direkten Urnengang.
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Hinzu kommt, dass Trump seit Jahren Misstrauen an der Briefwahl sät. 2020 führte das dazu, dass der Republikaner etwa in Pennsylvania aufgrund der direkt abgegeben Stimmen am Wahlabend zunächst deutlich vorne lag, ehe das massive demokratische Plus bei der Briefwahl Joe Biden doch noch zu einem knappen Sieg verhalf. Für Trump war dieser Verlauf wiederum ein Indiz für angebliche Manipulationen.
Harter Kampf um Swing State Pennsylvania bei US-Wahl
Die Republikaner haben aus den Erfahrungen von 2020 gelernt. Sie ermuntern ihre Wähler nun, die Möglichkeit der Briefwahl stärker zu nutzen. Auch die aktuell deutlichen Zahlen dürften sie als Ansporn nutzen, um die Basis noch mehr zu mobilisieren. „Trump hat mehr Zeit und Geld in Pennsylvania verbraucht als in allen anderen Bundesstaaten“, sagt der Berliner Strategieberater Julius van de Laar, der selber für Obama Wahlkampf machte, auch in Pennsylvania. Er ist überzeugt, dass die Republikaner alles daran setzen werden, sich vor Harris zu schieben.
Selbst Trump rief im Frühjahr zur Briefwahl auf, zuletzt aber verbreitete er wieder Verschwörungstheorien. Seine Partei hat es immerhin geschafft, in Pennsylvania mehr Anhänger zur Registrierung zu bewegen. Mitte September waren es 40,2 Prozent aller eingetragenen Wähler, 2020 nur 36,9. Noch immer liegen sie zwar vier Punkte hinter den Demokraten, doch für die sind die 44,0 der niedrigste Wert seit Jahrzehnten. Auf dem Höhepunkt 2009 betrug er noch 51,2.
Demokraten in Pennsylvania vor US-Wahl siegessicher
Im demokratischen Lager sorgt Smithley, der sich offen für Harris ausspricht, mit seiner Datenoffensive für Begeisterung. Er warnt allerdings davor, dass es statistisch gesehen noch ein weiter Weg bis zum Sieg ist. Um den republikanischen Ansturm am Wahltag abfedern zu können, brauchen sie ein Polster von mindestens 390 000 Briefwahlstimmen. Momentan ist es noch nicht mal die Hälfte.