Die für 2028 angepeilte Nahwärmeverlegung ist für den Miesbacher Marktplatz die große Chance, vielleicht doch noch eine abschließende Lösung bei Gestaltung und Nutzung zu finden. Die Freie Liste suchte daher das Gespräch mit dem Gewerbeverband. Großes Thema waren die Parkplätze.
Die Freie Liste (FL) steigt in die Diskussion um die Zukunft des Miesbacher Marktplatzes ein. In einem Gespräch mit Vertretern des Gewerbeverbands Gemeinschaftswerbung Miesbach (GWM) wollte die im Stadtrat vertretene Vereinigung eruieren, welche Wünsche und Bedürfnisse es auf Seiten der Geschäftsleute in Miesbachs guter Stube gibt.
„Deren Meinung ist uns sehr wichtig, da der Marktplatz nur funktionieren kann, wenn es den Ladeninhabern gutgeht“, erklärt FL-Fraktionssprecher und Vorsitzender Markus Seemüller. Unvermeidbar sei dabei die Rolle der Parkplätze. „Ein sensibles Thema“, weiß Seemüller. Das zeigte sich auch im Gespräch mit den acht GWM-Vertretern.
Dauerthema Marktplatz
Der Marktplatz ist eines der großen Dauerthemen in Miesbach. Parkplätze vor der Ladentür oder doch autofrei – eine Frage, die seit Jahren bewegt und polarisiert. Mit dem kostengünstigen Kompromiss von 2018 mit neuer Raumaufteilung schien sich zu bewahrheiten, dass Übergangslösungen die dauerhaftesten ist. Bis im vergangenen Jahr mit der Entscheidung, den Marktplatz 2028 ans geplante Nahwärmenetz anzuschließen, sich die Chance bot, endlich eine große Lösung zu schaffen. Der Arbeitskreis wurde reaktiviert, Lösungen werden gesucht.
Aus Sicht der Ladeninhaber sind die Parkplätze unverzichtbar. „Das wurde uns ganz deutlich mitgeteilt, dass die nahen Stellplätze für die Geschäfte überlebenswichtig sind“, berichtet Seemüller. Das habe sich seit dem Stadtentwicklungsprozess von 2014 bis 2018 nicht geändert. „Wir wollen hier ganz bewusst zuhören und die Erfahrungen der Ladeninhaber mitnehmen, denn mit falschen Entscheidungen entsteht schnell großer Schaden, der sich in der Innenstadt nicht so leicht beheben lässt.“
„Wir können die Kunden nicht ändern“
GWM-Vorsitzender Peter Bayerschmidt, Inhaber der gleichnamigen Parfümerie-Kette, verdeutlicht das Problem: „Für die Geschäfte wäre ein autofreier Marktplatz ein schwerer Fehler. Viele wollen diese kurzen Wege – schnell mal zum Bäcker, da mal was mitnehmen. Die Kunden wünschen das so. Sie wollen ihre Einkäufe nicht weit tragen, und manch Ältere sind nicht so gut zu Fuß. Deshalb profitieren wir von den Parkplätzen am Marktplatz. Und wir können die Kunden nicht ändern.“
Zumal die Frage bleibe, wie ein autofreier Marktplatz als Fläche ansonsten genutzt werden soll. „Wir haben schon einiges an Gastronomie“, sagt Bayerschmidt. „Bei noch mehr Gastro halte ich es für fraglich, ob das mehr Frequenz bringen würde. Und es ist nicht jeden Tag Sommer und gutes Wetter.“ Nicht zu vergessen der grüne Wochenmarkt, der bauliche Veränderungen auf der freien Fläche nahezu ausschließt.
Problemfall Stadtplatz
Wie wichtig das Vor-dem-Laden-Parken ist, zeigt sich für Bayerschmidt am Stadtplatz. Dort bietet der Habererplatz hinter der Moser-Passage viel Stellfläche, dennoch ist die Kundenfrequenz nicht optimal. „Viele Autos fahren dort vorbei, aber man kann nicht vor dem Laden parken.“ Mit Ernsting‘s Family sei ein Magnet weggefallen, und beim Café Elisabeths Platzerl müsse man abwarten, wie es weitergeht. „Ein attraktives Geschäft und ein Café bedeuten viel.“
Als Lösungsansatz rückt nun das sogenannte Schott-Konzept aus dem Jahr 1997 in den Mittelpunkt, das damals auf der Ostseite beim Bräuwirt bis zur Mitte umgesetzt wurde, mangels Geld aber nicht auf die Westseite erweitert wurde. Dort seien die Stufen das Problem, die es zu ebnen gelte. Hier Barrierefreiheit zu schaffen könnte ein guter Schritt sein, sagen Bayerschmidt und Seemüller unisono.
Die GWM will sich in die Diskussion um den Marktplatz einbringen. „Wir wollen mit dem Arbeitskreis reden und Gehör finden“, sagt Bayerschmidt. Schon allein der Umbau mit einer großen Baustelle sei schwierig zu überstehen. „Das wird nicht einfach für die Geschäfte.“