Munitionsbedarf der Ukraine: Ein Blick auf Deutschlands Unterstützung
Deutschland liefert Munition an die Ukraine, doch die Beschaffungswege sind komplex. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart die Herausforderungen.
Hamburg – Seit mehr als zwei Jahren sind die ukrainischen Streitkräfte in ständige Gefechte verwickelt, bei denen Munition in hohem Tempo verbraucht wird. Die Vorstellung, dass die Munition während des Nachladens ausgeht, ist ein Alptraum. Der Bedarf an Waffen und insbesondere Munition steigt stetig. Die Beschaffung ist komplex, aber der Westen liefert kontinuierlich.
Deutschland und die USA sind die größten Unterstützer der Ukraine. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums erklärte gegenüber Ippen.Media: „Die Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung für die Ukraine hat als einen Schwerpunkt die Versorgung mit Munition definiert“. Doch wie gelangt die Munition von Deutschland an die ukrainische Front? Ein Blick hinter die Kulissen gibt Aufschluss.
Enorme Nachfrage im Ukraine-Krieg – Deutschland liefert weiter Munition
Es gibt keine offiziellen Angaben über den konkreten Munitionsbedarf der Ukraine. Der Sicherheitsexperte Rafael Loss schätzte im März 2024 in einem Interview mit der Tagesschau, dass täglich etwa 5.000 bis 6.000 Schuss benötigt werden. Besonders wichtig sei Artilleriemunition mit einem Kaliber von 155 Millimeter.

Deutschland wird regelmäßig über den Bedarf informiert. Christian Senebald, Offizier des Sonderstabs Ukraine im Verteidigungsministerium, erklärte Februar 2024 in einem Interview mit der Bundeswehr, dass man sich wöchentlich mit Vertretern der Ukraine trifft, um über den Bedarf an Waffen, Munition und Material zu sprechen. „Wenn wir die ukrainischen Bedarfe mitgeteilt bekommen, gucken wir, wie wir schnell und zielgerichtet diese Bedarfe decken. Das machen wir entweder, so wie am Anfang geschehen, aus Beständen der Bundeswehr, oder über industrielle Unterstützungsleistungen: das heißt, über Verträge mit der Industrie.“
Wie wird Munition in Deutschland für die Ukraine produziert?
Die Bestellungen der Bundeswehr für Munition scheinen jedoch problematisch zu sein. Hermann Mayer, Geschäftsführer von MEN (Metallwerk Elisenhütte GmbH), kritisierte im SWR im Februar 2024, dass die Bestellungen der Bundeswehr bürokratisch und unzuverlässig seien, was seiner Firma Planungssicherheit nehme. Aufgrund knapper Lieferketten sollte bereits jetzt Munition für 2026 bestellt werden. Andere Länder wie Frankreich oder Schweden würden wesentlich vorausschauender bestellen. MEN ist einer der Munitionshersteller in Deutschland.
Die Bundeswehr hat bisher vor allem große Aufträge an Rheinmetall vergeben, das führend in der Munitionsherstellung in Deutschland ist. Im Februar 2024 beauftragte die Bundeswehr das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen mit der Herstellung und Lieferung von 40-mm-Munition für die Nutzung in der Granatmaschinenwaffe. Im Dezember 2023 wurde Rheinmetall auch mit der Lieferung von Geschossen im Wert von rund 142 Millionen Euro an die Ukraine beauftragt. Die Bestellung umfasst eine fünfstellige Anzahl kompletter Artilleriegranaten im Kaliber 155 mm.
Kann die Munitionsherstellung in Deutschland den Bedarf der Ukraine decken?
Rheinmetall plant, im Jahr 2024 rund 700.000 155-mm-Artilleriegeschosse zu produzieren. Fast alle davon sollen in der Ukraine eingesetzt werden. Dies bestätigte der Rheinmetall-Chef gegenüber dem Handelsblatt. Die Munitionsherstellung in Deutschland läuft auf Hochtouren. „Im September letzten Jahres wurden drei große Rahmenverträge geschlossen, die sich schon in diesem Jahr auswirken. Ebenso gibt es zusätzliche Verträge mit industriellen Partnern, die für weitere substanzielle Munitionszuläufe sorgen und eine Nachversorgung der Ukraine mit Munition sicherstellen sollen“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums zu unserer Redaktion.
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Die industriellen Lieferungen werden durch gezielte direkte Abgaben aus Beständen der Bundeswehr ergänzt. „Zudem bauen die deutschen industriellen Partner ihre Produktionskapazitäten aus, wie man zuletzt beim Spatenstich zur Werkserweiterung von Rheinmetall in Unterlüß verfolgen konnte.“
Wie wird die Munition von den Rüstungsunternehmen an die Kriegsfront in der Ukraine transportiert?
Sobald die Munition hergestellt ist, wird sie in die Ukraine transportiert. Die Transportwege sind jedoch geheim. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte auf Anfrage, dass man sich aus Gründen der militärischen und operationellen Sicherheit nicht zu den Transportwegen äußern könne.
Laut den Kieler Nachrichten wird Munition offenbar auch über die Ostsee in die Ukraine transportiert. Frachter, die Munition transportieren, kommen demnach aus den USA, Frankreich, Südafrika, Saudi-Arabien und auch aus Hamburg. Offiziell gibt es keine Daten und Schiffsnamen der Transporte. Auch die genauen Mengen und die Art der Munition sind nur den Absendern und Empfängern sowie den deutschen Behörden bekannt. Welche Schiffe Munition transportieren, ist geheim. Es ist jedoch unklar, ob es sich dabei um Munition aus Deutschland handelt.