Kritik an Trumps Visa-Reform: Melanias Anwalt stellt sich gegen Plan der US-Regierung

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Die Trump-Regierung plant die Reform eines wichtigen Visaprogramms. Im Land kommt Kritik auf. Eine der prominentesten Stimmen hat ausgerechnet mal First Lady Melania juristisch vertreten.

Washington, DC - Seit gut 35 Jahren existieren in den USA sogenannte H-1B-Visa. Dieses Visaprogramm ist ein zentrales Instrument für US-Unternehmen, um hochqualifizierte ausländische Arbeitskräfte einstellen zu können, vor allem Firmen aus den Sektoren Wissenschaft, Technologie und Ingenieurwesen profitieren.

Dass die Regierung von US-Präsident Donald Trump die Vergabe der H-1B-Visa nun reformieren will, stößt im Land auf Kritik. Bislang werden die Visa durch eine zufällige Lotterie vergeben, weil die Nachfrage nach dem H-1B die staatlich gesetzte Obergrenze von 85.000 Visa pro Jahr deutlich übersteigt. Das Weiße Haus will nun ein System einführen, das Bewerbern mit höheren Löhnen oder besseren Bildungsabschlüssen Vorrang einräumt.

Trump will H-1B-Reform: „Besten und Klügsten“ sollen ins Land kommen

Das will die Trump-Regierung als Möglichkeit verstanden wissen, die „Besten und Klügsten“ zu belohnen. Kritiker argumentieren jedoch, dass so der Zugang zum US-Arbeitsmarkt grundlegend verändert werden könnte. Das neue System würde vor allem Technologieunternehmen bevorzugen - die stellen häufig hochqualifiziertes Personal zu überdurchschnittlichen Löhnen ein -, kleinere Firmen oder Bildungseinrichtungen wären dabei aber im Nachteil.

Einer der prominentesten Kritiker der geplanten H-1B-Reform ist Einwanderungsanwalt Michael Wildes. Wildes war unter anderem tätig für die Familie von Melania Trump, der First Lady der USA. Melania Trump kam als Melania Knavs in Novo mesto im heutigen Slowenien zur Welt und wanderte Mitte der 1990er Jahre in die USA aus. 2005 erlangte sie die US-Staatsbürgerschaft. Wildes begleitete den Prozess und half auch ihren Familienmitgliedern bei der Erfüllung von Einwanderungsauflagen der USA.

Die First Lady der USA, Melania Trump, am 4. Juli 2025
Die First Lady der USA, Melania Trump, am 4. Juli 2025 (Archivbild). © IMAGO/Bonnie Cash/Pool / ZUMA Press Wire

Trump-Regierung forciert H-1B-Reform: Lotteriesystem soll abgeschafft werden

Gegenüber dem US-Magazin Newsweek sagte Wildes, der Plan, das derzeitige Lotteriesystem bei H-1B-Visa abzuschaffen, würde kleine Unternehmen, Arbeitgeber in ländlichen Gebieten und US-Universitäten benachteiligen. Wildes‘ Stimme hat in den USA bei Einwanderungsfragen großes Gewicht, er gilt als Experte für Einwanderungsrecht, doziert als Professor an der Yeshiva University in New York und tritt immer wieder in US-Talkshows auf.

Laut Wildes hätten die vom Weißen Haus vorgeschlagenen Änderungen „sehr negative“ Folgen für viele US-Arbeitgeber und Studenten. Er befürchte, dass internationale Studenten fernbleiben könnten, weil ihnen mit der Reform nach einem Abschluss der Verbleib in den USA erschwert würde. Dabei würden die nicht nur die Hörsäle füllen, sondern auch dazu beitragen, Stipendien und Studiengebühren für einheimische Studenten zu finanzieren. Sollten die ausbleiben, wäre die globale Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Universitäten geschwächt. „Ohne einen klaren Weg, um in den USA zu bleiben, werden hochbegabte Studenten sich dafür entscheiden, woanders zu studieren“, sagte Wildes dem US-Magazin.

Visaprogramm in den USA soll reformiert werden: Kritiker warnen vor Einfluss der Tech-Konzerne

Der US-Anwalt warnte zudem davor, dass die großen US-Technologieunternehmen noch mehr Einfluss erhielten: „Es zwingt Arbeitgeber dazu, höhere Löhne anzubieten, was zwar gut aussehen mag, aber letztendlich die Einkommensungleichheit in der Belegschaft erhöht.“ Ein Ranglistensystem würde „den Giganten aus dem Silicon Valley einen massiven Vorteil verschaffen“. Andere Unternehmen könnten da schlicht „nicht mithalten“, sagte Wildes.

Das Department of Homeland Security hatte vorgeschlagen, das derzeitige Zufallslosverfahren durch ein „gewichtetes Auswahlverfahren“ zu ersetzen. Frühere Regierungen verfolgten ähnliche Ansätze, reformierten das Programm aber wegen Bedenken nicht. Die Änderungen der Trump-Regierung würden eine der bedeutendsten des H1-B-Programms seit Jahrzehnten darstellen.

US-Anwalt Michael Wildes (Archivbild).
Der prominente US-Anwalt Michael Wildes (Archivbild). © IMAGO/Chris Pedota

Trump will Visa-Reform: Jobmarkt in den USA könnte sich dramatisch verändern

Von den jährlich 85.000 Plätzen gehen bislang 65.000 an allgemeine Bewerber und 20.000 an diejenigen mit Abschlüssen von US-amerikanischen Universitäten oder ähnlichen Einrichtungen. Da in der Regel Hunderttausende Bewerbungen pro Jahr eingehen, sollte die Lotterie eine faire Chance ermöglichen.

Die Umstellung auf ein lohn- oder qualifikationsbasiertes System könnte die Anreize für Einstellungen im Job dramatisch verändern. Arbeitgeber könnten sich genötigt sehen, die Löhne für ausländische Arbeitnehmer zu erhöhen. Das könnte Auswirkungen auf den Lohn der US-Arbeitnehmer haben. Finanzschwächere Unternehmen würden zudem aus dem H-1B-System ausgeschlossen. (fmü)

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