USA blockieren Visa für Studierende: Was Bewerber jetzt wissen müssen

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Hochschulverband kritisiert die „Geisterfahrt“ der Trump-Regierung: Laut Anordnung der US-Regierung werden diese Visa vorerst nicht mehr ausgestellt.

Washington D.C. – „Erschreckend“ findet Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, die Entscheidung der US-Regierung. Ein Stopp der Visa-Vergabe für Studierende sei ein Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und den internationalen akademischen Austausch, sagte er. Letztlich schadeten die USA sich aber vor allem selbst „als weltweit führender Forschungsnation“, so Anbuhl weiter. Das US-Außenministerium hatte am Dienstag (27. Mai) einen Stopp der Vergabe von US-Studentenvisa angeordnet.

Die Auslandsvertretungen sollen „keine weiteren Termine für Studenten- oder Austauschvisa“ vergeben, hieß es in einer internen Mitteilung des Außenministeriums an Botschaften und Konsulate der USA, die der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (afp) vorlag. Grund dafür sei demnach eine geplante umfassendere Überprüfung von Online-Aktivitäten der Antragstellenden durch die US-Regierung.

Marco Rubio spricht an einem Rednerpult. (Archivbild)
Die US-Regierung stoppt die Visa-Vergabe für ausländische Studenten und Teilnehmer von Austauschprogrammen. © Jose Luis Magana/dpa

USA ordnen Visa-Stopp an: Wer ist davon betroffen?

Die Regierung von Präsident Donald Trump will angehende ausländische Studierende und Teilnehmende von Austauschprogrammen in Zukunft stärker überprüfen. Nach den Informationen der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) hat das US-Außenministerium seine Botschaften und Konsulate weltweit angewiesen, vorerst „keine neuen Termine“ für die entsprechenden Visa-Anträge zu vergeben. Bereits vereinbarte Termine sollen aber zunächst bestehen bleiben.

Von dem Visa-Stopp sind demnach die Visa-Kategorien F, M und J betroffen, berichteten der Nachrichtensender CNN und das Nachrichtenportal Politico. Diese gelten etwa für Studierende, Austauschschülerinnen und -schüler und Au-pairs. Insgesamt studieren laut Statistischem Bundesamt pro Jahr zwischen 8000 und 9000 Deutsche in den USA.

Welche USA-Visa-Typen sind betroffen und für wen sind sie relevant?

Visum J: Au-Pairs, Praktikanten, Austausch-Studierende, Austausch-Wissenschaftler/-Forscher/-Lehrkräfte, Forschungsstipendiaten, sowie Teilnehmende weiterer anerkannter Austauschprogramme für Besucher der USA.

Visum F: Studierende, Schüler und sonstige Bewerber, die eine der folgenden Institutionen in den USA besuchen wollen: Universität oder Hochschule, Höhere Schule, Private Grundschule, Priesterseminar, Musikhochschule, sowie weitere akademische Einrichtungen, inklusive Sprachkurse.

Visum M: Bewerber für berufliche oder andere anerkannte nicht-akademische Einrichtungen, die kein Sprachprogramm sind.

(Quelle: Travel.state.gov)

Besonders gegenüber Studierenden aus China kündigte US-Außenminister Marco Rubio ein „aggressives“ Vorgehen an.

Der Visum-Stopp für USA: Warum kommt es dazu?

Die Regierung der USA will laut Medienberichten die Social-Media-Aktivitäten der Visa-Antragstellenden genauer überprüfen lassen. Frühere Prüfungen dieser Art betrafen laut Politico vor allem die Studierenden, die bereits an US-Universitäten eingeschrieben waren und sich an propalästinensischen Protesten beteiligt haben könnten. Im Frühjahr gab der US-Außenminister Marco Rubio eine Warnung an alle Studierenden mit einem Visum ab: Wer Unruhe stifte, dem werde das Dokument entzogen.

Außerdem will die US-Regierung die Universität Harvard daran hindern, internationale Studierende anzunehmen. Zwischen der Trump-Regierung und der Elite-Universität brodelt es seit geraumer Zeit: Trump nannte die Harvard eine „antisemitische, linksextreme Institution“. Er begründet dies unter anderem mit pro-palästinensischen Demonstrationen auf dem Campus seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023.

Die Universität Harvard hingegen wirft Trumps Regierung vor, die Hochschule mit einer rechtswidrigen Vergeltungsmaßnahme unter Druck setzen zu wollen. Harvard hatte sich überdies geweigert, Regierungsforderungen wie der Streichung von Diversitätsprogrammen und der Durchleuchtung seiner Studierenden nachzukommen.

Kein Visum für die USA: Was können Interessierte jetzt tun?

Von der US-Botschaft in Berlin gab es auf Nachfrage laut dpa keine konkreten Informationen, wie Interessierte jetzt vorgehen sollten. Die Hochschulrektorenkonferenz rate unter anderem, „sich individuell beim International Office der eigenen Hochschule zu erkundigen“. Für Personen, die ein Stipendium erhalten haben, seien die jeweiligen Förderorganisationen eine mögliche Anlaufstelle.

Zudem sei es sinnvoll, sich fortlaufend auf den Webseiten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des Auswärtigen Amtes zu informieren. Der DAAD gibt mit dem jetzigen Stand noch keine Einschätzung ab und teilt auf Anfrage mit: „Wir warten als DAAD zunächst ab, was offiziell von der US-Regierung in den nächsten Tagen kommuniziert werden wird. Wir beobachten die Lage genau und werden dann entsprechend handeln.“ Bis dahin heißt es also: Geduld.

US-Studenten bei Abschlussfeier mit den typischen Roben und Kopfbedeckungen. (Archivbild)
Die US-Regierung stoppt die Visa-Vergabe für ausländische Studenten und Teilnehmer von Austauschprogrammen. © Davis Turner/dpa

Visa-Stopp der USA – Deutscher Hochschulverband kritisiert „Geisterfahrt“ der Trump-Regierung

Die deutschen Hochschulen haben den von der US-Regierung angekündigten Stopp der Visa-Verfahren für ausländische Studierende ebenfalls scharf kritisiert. „Internationale Mobilität ist die Lebensader freier Wissenschaft“, sagte der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Lambert T. Koch, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Wer dies infrage stelle, mache sich „nicht nur zum Feind der Wissenschaft, sondern schadet sich massivst selbst – kurz- und vor allem längerfristig“, so Koch weiter.

Koch sieht nach eigenen Angaben wenig Chancen, die Einschränkungen auch für deutsche Studierende zu verhindern. „Externe Einwirkungsmöglichkeiten auf die US-Regierung sind derzeit leider begrenzt“, sagte Koch. Daher stehe zu befürchten, „dass unter deren Geisterfahrt demnächst auch deutsche Studierende, die in die USA wollen oder dort sind, leiden werden“. Für Europa und Deutschland könne das nur heißen, „in hohem Maße Offenheit zu signalisieren und noch stärker als bisher für internationale Studierende und Forschende attraktiv zu sein“. Derweil stoppt ein Gericht Trumps Zölle. (nana/dpa/afp)

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