„Bin nicht gezwungen worden“: Trotzdem fällt Pfarrer Stephan Rauscher der Abschied schwer

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Verlässt die Hallertau: Pfarrer Stephan Rauscher © Archiv

Es ist ein Abschied, der schwerfällt: Pfarrer Stephan Rauscher kann sich noch nicht vorstellen, was es bedeutet, die Hallertau zu verlassen. Das Ordinariat sieht in der Versetzung einen „Aufbruch“.

Hallertau – Seine Jugendlichen, wie er sie nennt, waren sehr betroffen, die Mesnerin habe geweint, zahlreiche Gläubige konnten es gar nicht fassen. Und auch Pfarrer Stephan Rauscher selbst musste, nachdem er seinen Wechsel nach Grafing öffentlich gemacht und ausgesprochen hatte und ihm die Angelegenheit also nochmals so richtig bewusst geworden war, das Ganze erst einmal verkraften.

Zum 1. September ist Rauscher, wie berichtet, zum Leiter der Pfarrverbände Grafing und Aßling berufen, verlässt nach zehn Jahren im wahrsten Sinne des Wortes segensreichen Wirkens die Hallertau – jene Hallertau, die ihm so ans Herz gewachsen ist, und deren Menschen auch er ans Herz gewachsen ist. Er war einer, der fast immer seinen Talar trug (seine „Arbeitskleidung“, wie er einmal sagte), einer, der wegen seiner Art, mit Menschen umzugehen und das Priesteramt auszufüllen, in mehreren Fernsehbeiträgen porträtiert wurde, einer, der bei gutem Wetter auf seiner Vespa auf den Straßen durch die Hopfengärten schnurrte, einer, der in „Loisl“ einen treuen vierbeinigen Begleiter hat, einer, der die Menschen durch seine Art, seine Worte und seine Taten zu begeistern wusste. Jetzt also der Abschied, bei dem sich Rauscher „noch gar nicht vorstellen kann, was es bedeutet, die Hallertau zu verlassen“.

Das alles klingt nicht nach einem freiwilligen Abschied. Ganz freiwillig sei er auch nicht gewesen, sagt Rauscher, aber „ich bin auch nicht gezwungen worden“. Eine Versetzung in eine andere Pfarrei sei in den vergangenen Jahren immer wieder mal im Gespräch gewesen, und dass er jetzt nach Grafing gehe, sei die Konsequenz aus vielen sehr konstruktiven Gesprächen im Ordinariat gewesen. Er wäre gerne in der Hallertau geblieben, aber irgendwann habe er sich eben einer Versetzung nicht mehr versagen können, schließlich sei Attenkirchen seine erste Pfarrstelle gewesen und es heutzutage unüblich, dass Pfarrer 30 Jahre oder länger in einer Pfarrei verbleiben und wirken. Dass seine Versetzung damit zu tun haben könnte, dass er Flüchtlingen Kirchenasyl gewährt, sich auch politisch geäußert und vor der AfD gewarnt habe, schließt Rauscher aus. Da habe er noch nie den leisesten Hauch von Gegenwind aus dem Ordinariat verspürt.

Er habe von seiner Versetzung bereits vor Weihnachten gewusst, habe das aber für sich behalten, um den Weihnachtszauber und die Weihnachtsfreude nicht zu trüben. Am meisten werde er die Menschen hier, die vielen Kontakte und seine Jugendlichen vermissen. Und ob er in Grafing auch wieder Theater spielen darf, weiß er noch nicht. „Aber ich hoffe es.“ Überhaupt habe er sich über Grafing, Aßling und den Landkreis Ebersberg noch nicht näher informiert, sagt Rauscher. Er habe da ein gewisses Gottvertrauen. „Der Herrgott wird sich schon was dabei gedacht haben, dass er mich dorthin schickt.“ Und deshalb schmiede er jetzt auch noch keine Pläne, was er an seiner neuen Wirkungsstätte anpacken und gestalten wolle. Und ganz allein wird sich Pfarrer Rauscher in Grafing sicherlich nicht fühlen. Denn seine Vespa und den „Loisl“ nimmt er selbstverständlich mit.

Aus dem Ordinariat heißt es auf FT-Nachfrage, dass sich die Verantwortlichen bewusst seien, „dass der Weggang eines beliebten Pfarrers für den Pfarrverband immer einen Aufbruch bedeutet, und sowohl für den Pfarrer als auch für die Gläubigen der Abschied oft nicht leicht ist“. Tatsächlich sei es aber für Priester üblich, nach einiger Zeit ihre Pfarrstelle wieder zu wechseln.

Das diene zum einen dazu, dass die Pfarrer sich beruflich und persönlich weiterentwickeln und neuen Herausforderungen stellen können, und zum anderen dazu, vor Ort ein gesundes und eigenständiges pfarrliches Leben zu erhalten, das nicht allein auf die Persönlichkeit des Pfarrers hin ausgerichtet ist. Einer Veränderung gingen Gespräche mit dem Priester voraus, sodass sich am Ende eine Lösung ergibt, der beide Seiten mit einem guten Gefühl zustimmen.

Die Bürger in den (Pfarr-)Gemeinden Nandlstadt und Attenkirchen hat die Nachricht vom bevorstehenden Abschied des Pfarrers schwer getroffen. Denn für sie ist Rauscher mehr als nur ein Seelsorger – „er ist ein guter Freund“, sagt etwa Doris Tafelmaier, die zusammen mit anderen engagierten Bürgern eine Petition für den Verbleib des Pfarrers in der Hallertau gestartet hat.

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