Chaos um Grönland: Waltz rückt Trumps wirre Ideen gerade

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Der künftige US-Sicherheitsberater Mike Waltz erklärt, warum der Erwerb Grönlands für den designierten Präsidenten von wesentlicher Bedeutung ist. 

Kopenhagen/Nuuk/Washington D.C. – Der designierte Präsident Donald Trump macht kurz vor seinem Amtsantritt mit einem wirren Plan erneut weltweite Schlagzeilen: Er will die Kontrolle über die Insel Grönland erlangen. In einer Rede hatte Trump am Dienstag (7. Januar) seine Drohungen bekräftigt, den Panamakanal und das rohstoffreiche Grönland zu annektieren; ein militärisches Vorgehen wollte er dabei nicht ausschließen. „Es kann sein, dass man etwas tun muss“, sagte er.

Waltz über Trumps Interesse an Grönland: „Russland versucht, König der Arktis zu werden“

Bisher gab es nur Vermutungen, warum die arktische Insel für den Republikaner von großer Bedeutung ist. Jetzt sprach auch der Kongressabgeordnete Mike Waltz, der in der kommenden Regierung Trumps nationaler Sicherheitsberater werden soll, über die Gründe. „Russland versucht, König der Arktis zu werden, mit über 60 Eisbrechern, einige davon mit Atomantrieb“, sagte er. „Wir haben zwei, und einer hat gerade Feuer gefangen“, so Waltz in einem Interview mit Fox News am Mittwoch (8. Januar).

Der republikanische Abgeordnete Mike Waltz
Mike Waltz spricht über Trumps Beweggründe die Insel Grönland zu erwerben. © Nigel Cook/News-Journal/Imago

Weiter hieß es: „Es geht um wichtige Mineralien. Es geht um natürliche Ressourcen. Es geht darum, dass die Chinesen, während sich die Polkappen zurückziehen, jetzt auch Eisbrecher aussenden und dort vordringen. Es geht also um Öl und Gas. Es geht um unsere nationale Sicherheit.“

Das Territorium ist tatsächlich reich an natürlichen Ressourcen. Dazu zählen Öl, Gas, Gold, Diamanten, Uran, Zink und Blei. Doch bei Trumps Überlegungen dürfte auch die strategische Lage der Insel in der Arktis eine Rolle spielen, wo sich bereits ein US-Militärstützpunkt befindet.

Dänemark stellt klar: Grönland steht nicht zum Verkauf

Die Insel, die als autonomes Gebiet zu Dänemark gehört, steht aber nicht zum Verkauf. Das machte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Dienstag (7. Januar) klar. Sie habe nicht die Fantasie, sich vorzustellen, dass Trumps Pläne für Grönland jemals umgesetzt werden könnten. Sie erinnerte daran, dass „Grönland den Grönländern gehört“. Dänemark sei jedoch offen für einen Dialog über die Arktis-Interessen der USA, sagte Außenminister Lars Lökke Rasmussen am Mittwoch. Kopenhagen sei zur Zusammenarbeit mit Washington bereit. Nähere Angaben machte der dänische Außenminister nicht.

In kolonialer Attitüde: Trump versucht erneut Grönland zu kaufen. © picture alliance/dpa/FR157181 | Rick Scuteri | Britta Pedersen/ Collage: Ippen.Media

Zur Erklärung: Grönland ist durch die Mitgliedschaft Dänemarks Teil der Nato und liegt auf der kürzesten Route zwischen Europa und Nordamerika. Es ist für das US-Militär und sein Frühwarnsystem für ballistische Raketen von strategischer Bedeutung, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Grönland war im 18. Jahrhundert von Dänemark kolonisiert worden und hat seit dem Jahr 1979 Autonomiestatus. Auf der Insel, die rund zwei Millionen Quadratkilometer groß und zum größten Teil von Eis bedeckt ist, leben nur rund 56.000 Menschen, vor allem Angehörige der ethnischen Gruppe der Inuit.

Kreml kommentiert Trumps Pläne zurückhaltend: Diskussion um Grönland betreffe nur USA und Dänemark

Der Kreml äußerte sich zu Waltz Begründungen, aufgrund russischer Präsenz in der Arktis die Insel unter amerikanische Macht bringen zu wollen, bisher zurückhalten. Die Arktis sei eine Zone nationalen Interesses für Russland, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Wir sind an der Erhaltung einer Atmosphäre des Friedens und der Stabilität in der arktischen Region interessiert und sind bereit, dafür mit allen Ländern weltweit zusammenzuarbeiten.“

Moskau beobachte die „dramatische Entwicklung“ aufmerksam, dies sei aber eher eine bilaterale Angelegenheit zwischen den USA und Kanada beziehungsweise Dänemark, so Peskow. Der Kremlsprecher nutzte den Streit aber für einen Seitenhieb gegen Europa und den Westen. „Europa hat darauf sehr schüchtern reagiert“, behauptete Peskow trotz des scharfen Widerspruchs mehrerer EU-Staatschefs gegen Trumps Anmerkungen. 

Peskow zog eine Parallele zwischen Grönland, wo Regierungschef Múte B. Egede und seine Regierung seit längerem daran arbeiten, die Rahmenbedingungen für eine mögliche Unabhängigkeit von Dänemark zu schaffen, und der Ostukraine. Dort sind die Menschen seiner Darstellung nach für die Loslösung von Kiew eingetreten.

Moskau hat nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine in den vier teilweise besetzten Gebieten Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja Scheinreferenden abgehalten. Dabei haben sich die dort lebenden Menschen angeblich für einen Anschluss an Russland entschieden. International werden die unter Waffengewalt geführten Abstimmungen nicht anerkannt, von der zudem Hunderttausende ausgeschlossen waren – teils durch Vertreibung, teils weil sie in nicht besetzten Teilen der Gebiete lebten. (bg/dpa).

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