Erhitzte Gemüter beim Feuerwehrtreffen in Hallbergmoos
Beim Jahrestreff der Freiwilligen Feuerwehr Hallbergmoos krachte es gewaltig: 1. Kommandant Richard Busl beschwerte sich über mangelnde Unterstützung. Der Bürgermeister widersprach entschieden.
Hallbergmoos – Ein nagelneues Einsatzfahrzeug, mächtig Zulauf in den Reihen der Aktiven und eine Feier zur Fahnenweihe mit 1000 Gästen im vergangenen Jahr: Bei der Freiwilligen Feuerwehr Hallbergmoos sollte die Welt eigentlich ganz in Ordnung sein. Ist sie aber nicht. Kommandant Richard Busl beschwerte sich beim Jahrestreffen nun bitter über die mangelnde Unterstützung von Bürgermeister und Gemeinderat.
Die Anschaffung des Tanklöschfahrzeug 4000 als Ersatz für den 36 Jahren alten Vorgänger und die Feier kann er damit nicht gemeint haben: Für das Fahrzeug hat die Kommune gut eine halbe Million Euro ausgegeben. Für die Feier 2023 gab’s einen Zuschuss von 10 000 Euro. Nichtsdestotrotz sieht der 1. Kommandant Anlass zur Klage: „Dass die Kameraden in Goldach das neue Feuerwehrhaus bekommen, ist aus meiner Sicht völlig richtig und wichtig. Weil die genauso wenig Platz haben wie wir.“ Beide Wehren seien, so Busl weiter, an die Kapazitätsgrenzen gekommen. „Jetzt kommt das große ,Aber’: Bei der Mannschaft und auch bei mir ist der Eindruck entstanden, dass bei uns, was das Feuerwehrhaus angeht, einfach Stillstand herrscht.“ Die weiteren Planungen würden, wie Busl meinte, nicht mit dem nötigen Schwung vorangetrieben. „Dadurch fühlen wir uns von unserem Bürgermeister und vielen Gemeinderäten ein bisschen im Stich gelassen.“
Busl bittet Ortschef und Gemeinderäte um Unterstützung

Das Gerätehaus, so Busl, sei aus dem Jahr 1985. Damals habe die Gemeinde rund 4000 Einwohner gezählt und die Feuerwehr 40 bis 50 Einsätze gefahren. Heute sind es knapp 12 000 und laut Statistik 191 Einsätze, Fortbildungen und Versammlungen mit knapp 6000 Arbeitsstunden im Jahr 2023. Was damals und heute laut Busl maßgeblich unterscheidet: Es gab damals „kein Gewerbegebiet, keine Bundesstraße, keine Autobahn, keinen Schienenverkehr und keinen Flughafen in unmittelbarer Nähe, Biolabore mit unbekannten Substanzen und demnächst die Welle, wo die Gefahren mit Chloren noch nicht abschätzbar sind.“ Allesamt heute Einsatz-Schwerpunkte der Feuerwehr. Das Wachstum der Gemeinde ließ auch die Geräte und den Fuhrpark der Feuerwehr größer werden: „Aber es fehlt uns eindeutig der nötige Platz. Das bestehende Feuerwehrhaus erfüllt keinerlei Anforderungen an Sicherheit und Schutz für die Einsatzkräfte“, beschwerte sich Busl. Hinzu komme, „dass man sich mit dem Bürokratismus unserer Verwaltung herumschlagen“ müsse und sich „teilweise als Bittsteller“ vorkomme, wenn es um die Nutzung von gemeindlichen Räumlichkeiten wie dem Gemeindesaal gehe. „Ich bitte, Bürgermeister und Gemeinderäte, uns zu unterstützen, damit wir vorwärtskommen. Die Zahlen machen deutlich, dass wir Enormes für die Gemeinde leisten.“
Bürgermeister „schockiert“ über Busls Aussagen
Bürgermeister Josef Niedermair (CSU) zollte den Feuerwehrlern Hochachtung für ihre Arbeit, reagierte allerdings verärgert auf Busls Worte: „Was mich ein bisschen schockiert, ist die Aussage, ich lasse die Feuerwehr im Stich. Das ist überhaupt nicht gerechtfertigt“, so der Rathauschef. Er empfahl dem Kommandanten, sich besser über Ratsentscheidungen zu informieren. Mit Thomas Henning, dem Vorsitzenden des Feuerwehrvereins und Gemeinderat der Freien Wähler, habe er eine gute Informationsquelle an seiner Seite. „Aber anscheinend telefoniert’s ihr doch nicht so oft.“ Niedermair weiter: „Neue Feuerwehrgeräte, Fahrzeuge, neue Klamotten, Zuschuss für die Fahnenweihe – wir tun alles für die Feuerwehr. Kein Euro ist uns zu schade.“ In den drei Jahren seiner Amtszeit habe man in puncto Neubau der Feuerwehrhäuser bei Null angefangen, Grundstücke gekauft, europaweit ausgeschrieben und nun Pläne für Goldach auf dem Tisch.

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„Ich gehe davon aus, dass die beiden Feuerwehren eine Einheit sind und es nicht heißt: Die da unten und wir da oben.“ Den Bau von zwei Feuerwehrhäusern gleichzeitig habe die Kommune, so Niedermair weiter, finanziell nicht im Kreuz. Weil es in Goldach aktuell beengter sei, beginne man dort. Der Neubau in Goldach wird im März 2025 beginnen und gut zehn Millionen Euro kosten. „Wir bauen auch in Hallbergmoos eine Feuerwehr“, erinnerte der Bürgermeister an den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss. Auch wenn dies aller Voraussicht nach nicht während Niedermairs Amtszeit sein wird, die regulär 2026 endet. „Für die Wache in Hallbergmoos sei der Bebauungsplan bereits auf den Weg gebracht. Weiter kann man überhaupt nicht sein.“ Ein Stück weit zur Beruhigung trug abschließend Kreisbrandinspektor Helmut Schmid bei: In der Umsetzung der Pflichtaufgaben und des Feuerwehrbedarfsplans sei die Gemeinde „vorbildlich“: Und weiter: „Es freut mich, dass das Thema vorangetrieben wird.“
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