Heilbrunner Kindertagesstätten tief in den roten Zahlen: Gebühren steigen um 20 Prozent

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Sorgenvolle Gesichter: Dietlind von Plettenberg, Leiterin des katholischen Kindergartens St. Kilian, und Kassenverwalter Armin Wahner. © pr

Die hohen Tarifabschlüsse und die spärlich fließenden staatlichen Zuschüsse bringen die Bad Heilbrunner Kindergärten in Bedrängnis. Allesamt schlossen das vergangene Jahr mit einem deutlich höheren Defizit ab als kalkuliert.

Bad Heilbrunn – Besonders übel traf es den katholischen Kindergarten St. Kilian, der zum ersten Mal in seiner Geschichte das Konto überziehen musste. Um das Personal weiter bezahlen zu können, genehmigte der Gemeinderat nun eine kurzfristige Finanzspritze, die in einem Bereich zwischen 30 000 und 40 000 Euro liegen wird. Damit soll die Zeit überbrückt werden, bis der Kindergarten ein eigenes Kontokorrentkonto besitzt, sprich ein Konto, mit dem er ins Minus gehen darf. Zudem müssen die Eltern für ihre Kinder 20 Prozent mehr Kindergartengebühr bezahlen.

„Wir haben leichte Sorgenfalten“, sagte Bürgermeister Thomas Gründl. Der staatliche Anteil an den Kosten der Kindergärten steige nicht so schnell wie die Gehälter: „Das bringt die Kindergärten Stück für Stück in Schieflage.“ Bad Heilbrunn bringe in diesem Jahr 1,6 Millionen Euro für die Kinderbetreuung im Gemeindegebiet auf. Der Staat müsse nachziehen, „ansonsten können die Gemeinden die Kindergärten in dieser Form nicht mehr tragen“.

St. Kilian: 80 Prozent des Defizits muss Gemeinde tragen

Der Kindergarten St. Kilian habe das Jahr mit einem Defizit von gut 76 000 Euro abgeschlossen, berichtete Kassenverwalter Armin Wahner. Nie in den vergangenen 25 Jahren seien die Zahlen vergleichbar schlecht gewesen: „Wir waren bisher immer gut ausgestattet, 2022 haben wir noch einen Überschuss erwirtschaftet.“ 80 Prozent des Defizits muss die Gemeinde tragen, 20 Prozent die Pfarrgemeinde. In diesem Jahr rechnet Wahner mit einem deutlich höheren Defizit von 189 000 Euro.

Konrad Specker wollte wissen, warum das Defizit heuer so sprunghaft ansteigen wird. „Gleich, ob Personal oder Versicherungsbeiträge: Alles wird teurer“, antwortete Wahner. Er rechnete vor, dass heuer alleine die Personalkosten um 80 000 Euro steigen werden. Hinzu komme die große Anzahl an Teilzeit-Kräften, ergänzte Leiterin Dietlind von Plettenberg: „Eine Vollzeitkraft ist billiger als zwei Teilzeitkräfte.“

Das kommt jetzt auf die Eltern zu

Um das Defizit etwas aufzufangen, sei der Beschluss gefasst worden, die Gebühren für die Eltern um 20 Prozent zu erhöhen. Dabei gebe es im bayerischen Kindergartengesetz die Empfehlung, diese nur um zehn Prozent pro Jahr zu erhöhen. Gründl sagte, man habe sich intensiv mit dem Haushalt beschäftigt. Ursprünglich sei von einem Defizit in Höhe von 300 000 Euro die Rede gewesen: „Das wäre eine Summe gewesen, die wir in unserem Haushalt nicht mehr schaffen. Von Plettenberg kündigte an, dass die Gebühren in den nächsten Jahren kontinuierlich um zehn Prozent steigen werden. „Eltern, Träger, Kommune – wir dürfen uns nicht auseinanderdividieren lassen“, forderte Konrad Specker. „Wir sind die unterste Ebene und müssen alles auffangen, was auf Bundes- und Landesebene beschlossen wird.“

Evangelische KiTta Himmelszelt nur noch knapp im Plus

In der evangelischen Kita Himmelszelt lief es finanziell auch nicht so gut wie erhofft. Die Verantwortlichen kalkulierten mit einem Überschuss in Höhe von 49 000 Euro, tatsächlich lag das Plus aber nur bei knapp über 7000 Euro. „Grund dafür sind vor allem Kostensteigerungen beim Personal“, erläuterte Pfarrer Urs Espeel. „Wobei unser Personal jeden Euro wert ist.“ Dass das „Himmelszelt“ das Haushaltsjahr überhaupt im Plus abschließen konnte, liege vor allem daran, dass es sich um eine junge Kita handle, in der keine Renovierungskosten anfallen. Sein Wunsch: „Der Staat sollte mehr Geld in die Hand nehmen. Mit soliden Finanzen könnten wir ganz anders mit dem Personal reden.“

16 Kinder auf der Warteliste

Leiterin Anna Kaltenhauser berichtete, dass 93 Kinder das „Himmelszelt“ besuchen. Im September 2024 würden 21 Kindergarten- und 11 Krippenkinder neu aufgenommen. Weitere 16 Kinder stehen auf der Warteliste. Voll belegt sei auch die neu geschaffene Großtagespflege im ehemaligen Haus des Gastes, berichtete Geschäftsleiter Hans Keller. Zwölf Kinder teilen sich die zehn Betreuungsplätze, möglich sei dies durch „Platz sharing“. Finanziell gebe es noch keine Erfahrungswerte, das geplante Defizit liege bei 5400 Euro.

Auch Waldkindergarten macht Minus

Der Waldkindergarten Mürnsee hat vergangenes Jahr ein Minus von 64 000 Euro erwirtschaftet, berichtete Manuela Stieglbauer, Bereichsleiterin des Albert-Schweitzer-Familienwerks. Die maximale Zuzahlung der Gemeinden wurde vertraglich auf 35 600 Euro festgelegt. 28 300 Euro entfallen auf Bad Heilbrunn, 7311 Euro auf Benediktbeuern. Weitere 28 000 Euro hat das Familienwerk selbst zu tragen. „Warum ist denn bei einem Waldkindergarten das Defizit so hoch?“, wollte Anton Krinner wissen. Der Waldkindergarten beschäftige eine Person mehr als gefordert, um der Aufsichtspflicht im Wald nachzukommen, antwortete Stieglbauer. Im kommenden Jahr ändere sich aber die Personalstruktur. Sie teilte außerdem mit, dass der Ortswechsel nach Benediktbeuern so schnell wie möglich über die Bühne gehen soll, „weil wir die Kinder nicht auf einer Baustelle betreuen wollen“. Abgelehnt wurde der Antrag auf Zuschuss zu einer Weiterbildungsmaßnahme. Für solch eine Maßnahme sei der Kindergarten-Träger zuständig, lautete die einhellige Meinung im Gemeinderat. Einstimmig genehmigten die Räte jedoch die Kostenübernahme für die Heilbrunner Kitas und Kindergärten.

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