Geplante Flüchtlingsunterkunft in Bichl wird geprüft: „Will keiner neben seiner Terrasse stehen haben“
In Bichl soll eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. Der entsprechende Bauantrag liegt derzeit beim Landratsamt. Noch gibt es offene Fragen.
Bichl – Eigentlich hatte die Gemeinde Bichl schon im September vergangenen Jahres beschlossen, Container für die Unterbringung von Flüchtlingen anzuschaffen. In der Haushaltsplanung für 2024 war jedoch stets die Rede vom „möglichen“ Bau einer Asylunterkunft. Bürgermeister Benedikt Pössenbacher berichtet nun, wie der aktuelle Sachstand ist.
Bauantrag für Flüchtlingsunterkunft in Bichl liegt derzeit beim Landratsamt
Lange hatte Bichl mit dem Bau einer Asylunterkunft gezögert. Nach der Ankündigung von Landrat Josef Niedermaier, Flüchtlinge nach dem Königsteiner Schlüssel an die Kommunen zu verteilen, war der Gemeinderat jedoch zum Handeln gezwungen. „Wir haben Ende des Jahres den Bauantrag für die Container im Hochbichlfeld gestellt“, berichtet Pössenbacher. Darin sollen bis zu 50 Personen Platz finden. „Seither liegt der Antrag beim Landratsamt.“ Dort wird das Bauvorhaben noch geprüft.
Fragen gebe es in Bezug auf die Ausgleichsflächen, so Pössenbacher. Die Gemeinde habe in Ort bei Kochel eine Ausgleichsfläche gekauft. „Vom ,Öko-Konto’ kommt diese dann weg.“ Er hofft, das Landratsamt damit zufriedenstellen zu können. Der Haken: „Die Fläche war eigentlich zum Ausgleich für andere Bauprojekte vorgesehen.“ Stattdessen Hecken neben die Container zu stellen, komme für die Gemeinde nicht infrage. „Die müssten stehenbleiben, auch wenn die Container wieder weg sind“, erklärt Pössenbacher.
Geplanter Standort liegt am nördlichen Rand Bichls
Der geplante Standort liegt wie berichtet am nördlichen Rand Bichls, mehrere hundert Meter vom Ortskern entfernt, mitten im Hochbichlfeld an der Kreuzung zur Alten Tölzer Straße. „Wir haben im Gemeinderat lange über einen geeigneten Standort diskutiert“, berichtet der Bürgermeister. Geladen waren dazu eigens Vereinsvertreter, um mitzudiskutieren. Dabei habe man die gemeindeeigenen Grundstücke angeschaut und sei die verschiedenen Optionen durchgegangen.
Zur Wahrheit gehört für Pössenbacher auch: „Keiner möchte so einen Container neben seiner Terrasse stehen haben. Ich glaube, das darf man so sagen.“ Auch wenn der geplante Standort weit draußen liegt. Er sei gut geeignet, betont Pössenbacher weiter: „Es geht direkt die Wasserleitung vorbei, nur den Kanal muss man dorthin verlegen.“
Es war immer die Rede von einer Mitwirkungspflicht, meiner Meinung nach erfüllen wir die.
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Bichl hat – Stand Februar – 36 Ukrainer und keinen einzigen Asylbewerber untergebracht. Nach dem Verteilungsschlüssel müsste die Gemeinde zusätzlich 19 Flüchtlinge aufnehmen. Bichl muss daher in diesem Jahr mit Zuweisungen durch das Landratsamt rechnen. Schließlich kommen inzwischen wieder alle zwei Wochen Busse mit Flüchtlingen in den Landkreis. Plätze für die Unterbringung werden daher dringend benötigt.
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Pössenbacher sieht das Soll seiner Gemeinde dennoch bereits jetzt erreicht. „Es war immer die Rede von einer Mitwirkungspflicht, meiner Meinung nach erfüllen wir die.“ In der Flüchtlingskrise 2015/2016 habe die Gemeinde schließlich bereits 30 Flüchtlinge aufgenommen. „Die haben wir alle privat untergebracht.“ Mehr als aktuell könne Bichl einfach nicht leisten.
Für die Asylunterkunft muss Bichl rund eine Million Euro in die Hand nehmen
Aktuell erfüllen nur die drei Städte Geretsried, Bad Tölz und Wolfratshausen sowie die Gemeinde Kochel die Unterbringungsquote. Ein Vergleich geht für Pössenbacher allerdings zu weit. „Die Städte tun sich mit der Unterbringung der Flüchtlinge leichter“, so der Rathauschef. Für die Gemeinde sei das hingegen ein großer Kraftakt: Während die Städte und Kochel auf bestehende, leer stehende Immobilien zurückgreifen könnten, müsse in Bichl neu gebaut werden.
„Für die Asylunterkunft müssen wir rund eine Million Euro in die Hand nehmen“, rechnet Pössenbacher vor. Finanziert werde das Projekt ausschließlich aus den Rücklagen und ohne Steuererhöhungen, unterstreicht er. „Mit diesem Geld könnte man viele schöne Projekte für Bichl umsetzen.“ Immerhin: Die Gemeinde erhalte dafür Mieteinnahmen, „die nicht unerheblich sind“.
Das Landratsamt wollte sich zu dem laufenden Verfahren auf Anfrage nicht äußern. (vfi)
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