„Hab‘ gedacht, mich trifft der Schlag“: Ärger über Einkaufswagen auf Behinderten-Parkplatz

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Am Müller-Drogeriemarkt in Peiting stehen Einkaufswagen auf dem Behinderten-Parkplatz. Das sorgt für Kritik. © privat

Behinderten-Parkplätze sollen Autofahrern mit körperlichen Einschränkungen das Leben erleichtern. Doch in der Praxis sieht das oft anders aus, wie jetzt auch eine Kundin des Müller-Markts in Peiting erfahren musste.

Peiting – Als Renate Weihtrager-Degutsch am vergangenen Freitag den Müller-Drogeriemarkt in Peiting ansteuerte,
hielt die Schwabbruckerin sogleich Ausschau nach einem Behinderten-Parkplatz, um ihr Auto abzustellen. Seit 56 Jahren ist Weihtrager-Degutsch auf einen Rollstuhl angewiesen, ihr Wagen entsprechend umgebaut.

Als die Schwabbruckerin den entsprechend markierten Stellplatz direkt neben dem Eingangsbereich des Markts entdeckt, ist an ein Abstellen ihres Autos jedoch nicht zu denken. „Ich hab‘ gedacht, mich trifft der Schlag“, sagt Weihtrager-Degutsch. Der Grund für die Fassungslosigkeit: Dort, wo eigentlich Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ihren Wagen während des Einkaufs parken können sollten, hatte man im hinteren Teil der Fläche eine Sammelstelle für Einkaufswagen installiert.

Einfach davor zu parken, sei nicht gegangen, beklagt die Schwabbruckerin. Ihr großes Auto wäre über den Stellplatz hinaus geragt und hätte damit den Verkehr auf dem Parkplatz behindert. Also suchte sich die 59-Jährige notgedrungen einen anderen Stellplatz, weiter weg vom Eingang.

Müller-Markt reagiert auf Kritik

Das alleine wäre aus Sicht von Weihtrager-Degutsch kein großes Übel. Jedoch seien Behinderten-Stellplätze deutlich breiter als normale Parkplätze, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. „Ich bin auf den Platz angewiesen, um die Tür ganz aufmachen zu können“, erklärt die Schwabbruckerin.

Dass die Belange von Menschen wie ihr im Alltag oft vergessen würden, sei ein leidiges Thema, weiß Weihtrager-Degutsch nicht nur aus persönlicher Erfahrung. Zehn Jahre lang gehörte sie dem Beirat für Menschen mit Behinderung im Landkreis Weilheim-Schongau an, ist Behinderten-Beauftragte ihrer Heimat-Gemeinde.

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Dass bei einem relativ neuen Markt wie dem in Peiting ein solcher Planungsfehler auftrete, „das geht nicht“, ärgert sich die 59-Jährige. Um darauf aufmerksam zu machen, wandte sie sich am Samstag per Mail ans Rathaus – und erhielt prompt Antwort. Es habe keine fünf Minuten gedauert, da habe sich der Bürgermeister schon bei ihr gemeldet, so die Schwabbruckerin. Dieser habe versprochen, mit der Marktleitung Kontakt aufzunehmen. Auch der Behindertenbeauftragte der Gemeinde, Franz Seidel, sei in der Sache bereits auf sie zugekommen. „Es freut mich, dass das Thema ernst genommen wird.“

Das wird es offenbar auch beim Betreiber des Peitinger Drogeriemarkts. Dort hat man umgehend auf die Beschwerde reagiert. Auf Anfrage teilt die Pressestelle von Müller mit, dass der Auftrag, die Einkaufswagen-Abstellanlage an einen anderen Ort zu verschieben, bereits in Auftrag gegeben sei. „Der angesprochene Behinderten-Parkplatz der Filiale in Peiting wird zeitnah wieder frei beparkbar sein.“

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