Er war, wie es Pfarrer Georg Fetsch formuliert, eine „Konstante“ im kirchlichen Leben in Peißenberg, jetzt tritt der langjährige Gemeindereferent Klaus Winterholler in den Ruhestand. Im Zeitungsgespräch brachte er auch zum Ausdruck, dass er sich für die katholische Kirche Veränderungen wünscht.
Es ist fast 23 Jahre her, dass Winterholler nach einer zweijährigen Elternzeit seine Arbeit als Gemeindereferent in Peißenberg aufnahm. Der in Kempten geborene Vater einer Tochter und zweier Söhne fand damals andere kirchliche Strukturen in der Marktgemeinde vor als heute. Er wurde noch in der Pfarrei St. Barbara in Wörth angestellt, die später mit der örtlichen Pfarrei St. Johann und noch später auch mit der Pfarrei Forst eine Pfarreiengemeinschaft bilden sollte. Pfarrer war damals Engelbert Birkle.
„Da fließt mein Herzblut“
Winterholler, der erst nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann seinen Weg als Kirchenmitarbeiter eingeschlagen hatte, widmete sich im Lauf der Jahre in Peißenberg sehr verschiedenen Aufgaben. „Zentral war die Firmvorbereitung“, erklärt der heute 65-Jährige, der ein Studium an der Fachakademie für Gemeindepastoral in Neuburg/Donau absolviert hat. Auch wenn die Jugendarbeit bei seinem Beruf immer wieder eine Rolle spielte – die Seniorenarbeit gewann für ihn im Lauf der Zeit an Bedeutung. „Da fließt mein Herzblut“, sagt er sogar. Den drei Senioreneinrichtungen in der Marktgemeinde stattete er immer wieder Besuche ab: ob für kleine liturgische Feiern wie Maiandachten, für Treffen unter dem Motto „Zeiten des Miteinanders“ oder für Einzelgespräche, etwa wenn jemand neu ins Heim gezogen war.
„Sehr stolz“ ist Winterholler, dass es das von ihm mitinitiierte ökumenische Friedensgebet bereits seit drei Jahren gibt. Gebetet wurde bei diesem bereits an verschiedenen Orten, unter anderem auf dem Pausenhof der Realschule Peißenberg.
„Man sollte noch kreativer sein“
Das ist etwas, was der scheidende Gemeindereferent, der sich auch in der Flüchtlingsarbeit und im interreligiösen Dialog engagierte, sehr begrüßt. „Ich glaube, die Kirche muss neue Formen für sich entdecken“, sagt er. Sie solle „zu den Menschen gehen“, mit ihnen ins Gespräch kommen; sie sei noch stark auf die traditionellen Strukturen fixiert. Ein Wunsch Winterhollers für die katholische Kirche in Peißenberg, aber auch im Allgemeinen: „Man sollte noch kreativer sein.“ Georg Fetsch, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Peißenberg-Forst, verweist in diesem Zusammenhang auf ein „Spannungsfeld“ für die Kirche: zwischen der Herausforderung, für Menschen attraktiv zu sein, und der, sich nicht selbst aufzugeben.
Für Winterholler hätte Fetsch gern einen Nachfolger, doch bislang wurde keiner gefunden. Auf viele offene Gemeindereferenten-Stellen kämen nur wenige Bewerber, sagt der Geistliche, der als Dekan auch für das Dekanat Weilheim-Schongau zuständig ist. Dieses bietet durch den Einsatz von künftig zwei Dekanatsreferentinnen eine gewisse Entlastung für Pfarreien ohne Gemeindereferenten. Doch Fetsch ist in Bezug auf seine Pfarreiengemeinschaft klar: Durch den Weggang Winterhollers werde auch seine Arbeit „anders und nicht einfacher“. Er werde eventuell selbst andere Tätigkeitsschwerpunkte setzen, sagt er. Es gelte auch, offen für ehrenamtliches Engagement zu sein.
Kontakt zu Senioren nicht verlieren
Und wie will Winterholler, der in Weilheim-Lichtenau wohnt, seinen Ruhestand gestalten? Da er durch den Beruf und die Arbeit in der kleinen Landwirtschaft daheim sehr beansprucht worden sei, gelte es nun, sich Neues zu erschließen, sagt er. Nicht verlieren möchte er den Kontakt zu den Senioren in Peißenberg. Bei ihnen will er – nach einer gewissen Pause – gelegentlich vorbeischauen. Nicht vermissen wird er, so seine Prognose, seine „sehr unstrukturierte Arbeitszeit“, die auch seine Frau immer „gut mitgetragen“ habe.
Als Gemeindereferent verabschiedet wird Winterholler am Sonntag, 27. Juli, beim 10.30-Uhr-Gottesdienst in der Kirche St. Barbara. Zu hören sind dann auch „Lieblingslieder“ von ihm, und zwar rhythmische Lieder wie „Here I Am, Lord“.
Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.