Schäumende Kunstwerke: Sonja Kötting stellt Seifen her, die fast zu schön zum Händewaschen sind
Was aussieht wie ein leckerer Erdbeerkuchen oder ein grauer Stein, ist in Wirklichkeit Seife. Sonja Kötting hat das Seifenmachen zu ihrem Hobby gemacht und kreiert täuschend echte Kunstwerke.
Geretsried - Ein dunkler Kuchenboden aus Schokolade, darauf eine rot-weiß marmorierte Schicht aus Erdbeeren und Sahne, nochmal eine Schicht Schokokuchen und obendrauf luftige Sahne. Gekrönt wird das Tortenstück von einer Erdbeere. Der Duft, den der Erdbeer-Schokokuchen ausströmt, ist fast unwiderstehlich. Doch wieso liegt neben der süßen Sünde ein großer grauer Stein – und wieso liegt beides zusammen in einer Holzkiste? Ganz einfach: Die Torte ist gar keine echte Torte, und essbar schon gleich gar nicht. Auch der Stein ist kein echter Stein – das merkt man spätestens, wenn man an ihm riecht, denn beides sind Seifen.

Kreativer Ausgleich für die gelernte Industriekauffrau
Hinter den schäumenden Kunstwerken steckt Sonja Kötting. Für die gelernte Industriekauffrau ist das Seifenmachen im Nebenerwerb ihr kreativer Ausgleich. „Mein Ausgleich zum Zahlenschubsen“, sagt die Geretsriederin und lacht. Zu ihrem Hobby kam Kötting, weil sie viel darüber gelesen hat. Ihr Interesse war geweckt. „Ich dachte mir: Das möchte ich auch versuchen.“ Gesagt, getan. „Irgendwann war der ganze Freundeskreis mit Seifen versorgt, dann kam mir die Idee zum Verkauf“, erzählt die 52-Jährige. 2019 meldete sie ihr Gewerbe an.
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Inspiration findet Kötting an der Isar
Inspiration für ihre Seifen holt sich Kötting an der Isar. Dort kam ihr auch die Idee für ihre Lieblingsseife, den Isarkiesel. Die großen grauen Steine am Fluss dienten als Vorbild für die Seife, die – auch wenn sie direkt neben echten Kieseln liegt – kaum von ihnen zu unterscheiden ist. „Für diese Sorte habe ich mir Kiesel von der Isar geholt und die Formen dafür selbst gegossen“, berichtet die Geretsriederin.
Wenn ich schlechte Laune habe, gehe ich in den Keller runter in meine Seifenküche, und danach ist wieder alles gut.
In ihrem Keller ist die Seifenküche untergebracht. Dort ist alles schon vorbereitet, um die Isarkiesel herzustellen. Schutzbrille aufgesetzt, den Kittel übergezogen, und schon kann es losgehen. Zuerst wiegt Kötting die Zutaten ab. Öle, Kokosfett oder Kakaobutter müssen genauestens dosiert sein. Auch das Duftöl wird exakt abgemessen. Ihre Zutaten bezieht die 52-Jährige überwiegend aus biologischem Anbau. „Wichtig ist, dass alles dieselbe Temperatur hat“, erklärt die 52-Jährige. „So können die Fette miteinander emulgieren.“
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Seifen müssen einige Zeit lagern
Für die Isarkiesel braucht sie zwei Messbecher, denn die eine Hälfte der Flüssigkeit wird weiß, die andere schwarz-grau gefärbt. Danach füllt die Seifenmacherin beides in einen Becher, sodass die Farben einen schönen Marmoreffekt ergeben. In kreisenden Bewegungen gießt sie die Masse in die Isarkiesel-Förmchen. Dabei arbeitet Kötting hoch konzentriert und zügig. „Die Flüssigkeit darf nicht stehen bleiben, sonst wird sie hart“, sagt sie.
Kurze Zeit später sind alle Formen befüllt. Sonja Kötting klopft sie leicht auf die Arbeitsfläche. „Es sollen keine Bläschen mehr im Inneren sein. Dort könnten sich sonst Laugen bilden.“ Und genau diese Laugen würden der Haut schaden. Jetzt müssen die Seifen fest werden. Einige Wochen bleiben sie noch bei Kötting. „Sie müssen jetzt noch etwas lagern, damit der Verseifungsprozess zustande kommt.“ Im Anschluss können die Isarkiesel verkauft werden. Köttings kleine Seifenkunstwerke gibt es im Internet zu bestellen – die Seifen sind sogar schon bis nach Dubai und Peru gekommen. Aber auch auf Märkten findet man sie. „Kürzlich war ich zum Beispiel auf dem Stadtgründungsfest in München“, erzählt die Geretsriederin.
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Für sie ist das Seifenmachen mehr als ein Hobby. „Wenn ich schlechte Laune habe, gehe ich in den Keller runter in meine Seifenküche, und danach ist wieder alles gut“, sagt Sonja Kötting und lacht. Ständig arbeitet sie an neuen Ideen für Formen, Designs und Kreationen. Überlegt, was gut miteinander harmonieren könnte und macht sich dann ans Werk. So entstehen verschiedenste Seifen, von denen jede einzelne ein Unikat ist.