Im Sommerferien-Streit um Bayern macht der Chef des Lehrerverbands einen neuen Vorschlag. Doch der dürfte Widerstände bringen – nicht nur bei Söder.
München – Wenn im Rest von Deutschland die Sommerferien schon fast wieder vorbei sind, fangen sie in Bayern und Baden-Württemberg gerade erst an: Anfang August starten hier die Ferien, Mitte September enden sie. Darüber gibt es Streit: Auch andere Bundesländer reklamieren einen späten Sommerferien-Beginn, so wie in Bayern, für sich. Jetzt schaltet sich der Lehrerverband mit einem ganz neuen Vorschlag ein.
Bayern kann dankt später Sommerferien günstiger Urlaub machen – Bundesländer protestieren
Die meisten Eltern von schulpflichtigen Kindern in Bayern und Baden-Württemberg schätzen die späten Sommerferien: Im Süden Europas ist es Ende August/Anfang September nicht mehr so heiß, die Hotels und Campingplätze sind leerer und die Preise für Flüge und Unterkünfte sinken ab September oft deutlich. Dass Familien aus Bayern und Baden-Württemberg durchschnittlich weniger für ihren Sommerurlaub bezahlen als andere, ergab jetzt auch eine Auswertung von HolidayCheck.
Aber warum sollen nur immer Bayern und Baden-Württemberg diese Vorteile haben? Das fragen sich regelmäßig die Vertreter aus anderen Bundesländern. Alle paar Jahre entfacht die Debatte um den Sommerferien-Start in Deutschland neu. Denn während alle anderen Bundesländer mit ihrem Ferienbeginn rotieren und die Sommerferien teils schon im Juni beginnen, haben die zwei südlichsten Bundesländer hier eine Extrawurst.
Söder pocht auch späte Sommerferien-Start in Bayern – doch alte Argumente gelten nicht mehr
Dieses Jahr brachte die Diskussion um Bayerns Sonderregel die NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) ins Rollen, andere sprangen auf: Bayern solle auch mal früher Sommerferien machen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will davon nichts wissen: Die späten Sommerferien seien „in der DNA“ der Bayern, betonte er jüngst. Zuletzt führte er auch den Länderfinanzausgleich ins Feld: Bayern zahle schließlich auch am meisten und habe sich das Ferien-Sonderrecht verdient, so das Basta-Argument des CSU-Chefs.
Ursprünglich war das Argument für den späten Sommerferien-Termin in Bayern, dass im August die Schulkinder im Agrarstaat Bayern bei der Ernte helfen müssen. Das ist längst passé. Als weiterer Grund werden oft die Pfingstferien in Bayern ins Feld geführt. Diese sind teils erst im Juni. Allerdings sind auch in den anderen Bundesländern die restlichen Ferien im Jahr nicht in Stein gemeißelt.
Lehrerverband sieht „vorgeschobene Gründe“ für Sommerferien-Termin in Bayern
Stefan Düll, Präsident des Lehrerverbands, hält die Argumente Bayerns für die späten Sommerferien für „ein bisschen vorgeschobene Gründe“. Der Lehrerverbands-Chef schaltete sich jetzt per Spiegel-Interview in die Feriendebatte ein und brachte einen ganz neuen Vorschlag: „Wie wäre es denn, wenn man sagt: Alle Bundesländer, die später Ferien haben wollen, machen einfach später Ferien?“
Bayern schreibe schließlich nicht vor, wann im Rest von Deutschland die Sommerferien sein sollen. Man könne einfach sagen: „Wenn ihr anderen eure Ferien anders gestalten wollt, macht das.“
Lehrerverband mit Vorschlag zu Sommerferien in Bundesländern – doch großer Nachteil droht
Nachteile hat der Vorschlag jedoch: Wenn alle sich für den gleichen Sommerferien-Termin entscheiden, wären Hotels voller, Campingplätze voller, Pensionen voller und die Straßen voller. Den Lehrerverbands-Präsidenten lässt das eher kalt: Deutschland wäre da keine Ausnahme, so Düll: „In Frankreich machen alle gleichzeitig Ferien, da ist der Stau Teil des Urlaubs.“
Bayern bei Sommerferien immer im Vorteil? „Schon lange am Gardasee, wenn Norddeutsche an der Grenze“
Irgendwer werde beim Thema Sommerferien immer protestieren, glaubt er. Und Bayern und Baden-Württemberg wären am Ende immer noch im Vorteil, allein geografisch, denn: „Die Bayern und Baden-Württemberger sind weit im Süden, wir wären immer schon lange am Gardasee, wenn die Norddeutschen an der Grenze ankommen“, so Düll, der selbst in Bayern lebt.
Ein ganz anderes Problem sehen Eltern bei den Sommerferien: Die Betreuungsmöglichkeiten für Schulkinder seien in Deutschland viel zu gering. Berufstätige Eltern stellen sechswöchige Sommerferien – egal zu welchem Zeitpunkt – somit vor eine große Herausforderung. (smu)