Abhängigkeit von Russlands Öl setzt EU-Länder unter Druck: „Lasst uns nicht in Panik verfallen“
Die Ukraine blockiert Lieferungen von Lukoil, Ungarns Hauptölversorger. Droht dem Land eine neue Energiekrise? Auch die Slowakei ist betroffen.
Budapest – In Ungarn lösen die Sanktionen der Ukraine gegen den russischen Ölkonzern Lukoil Besorgnis aus, die nationale Energiesicherheit könnte in Gefahr sein. Zsolt Hernádi, der Geschäftsführer des ungarischen Öl- und Gaskonzerns MOL, tritt jedoch diesen Befürchtungen entgegen.
Energiekrise in Ungarn durch Sanktionen?
„Lasst uns nicht in Panik verfallen“, äußerte Hernádi während einer Konferenz, deren Mitschnitt das Unternehmen aus Budapest am Montag, dem 5. August, veröffentlichte. „Ich glaube nicht, dass das zu einer tatsächlichen Knappheit führt.“ Er betonte, dass Ungarn über strategische Ölreserven verfüge, die für bis zu 90 Tage ausreichen. Darüber hinaus besteht laut Hernádi die Option, russisches Öl über Kroatien zu importieren, berichtet die US-Nachrichtenagentur Bloomberg.
Russland ist der Hauptlieferant für Öl in Ungarn. Ein erheblicher Teil dieser Importe stammt von Lukoil, dem Konzern, der von der Ukraine sanktioniert wurde. Aktuell blockiert die Ukraine die Lieferungen des Konzerns über die Druschba-Pipeline, die durch ihr Territorium verläuft. Bislang bezogen Ungarn, die Slowakei und Tschechien täglich etwa 300.000 Barrel Öl über diese Pipeline.
Ungarn und die Slowakei äußern Unmut über die ukrainischen Öl-Sanktionen
Die ungarische Regierung unter der Leitung von Viktor Orbán hat offiziell Kritik an den ukrainischen Sanktionen geäußert und sieht ihre Energiesicherheit gefährdet. Die Slowakei hat sich dieser Kritik angeschlossen und droht der Ukraine ihrerseits mit der Einstellung von Diesel-Lieferungen.
Ungarn und die Slowakei haben in einem Beschwerdebrief an die EU ein Eingreifen gefordert. Die EU hat diese Forderung jedoch abgelehnt und erklärt, dass die Verschärfung der ukrainischen Sanktionen gegen den russischen Ölproduzenten die Lieferungen über die Druschba-Pipeline nicht beeinträchtigen.
EU verärgert: Ungarn und Slowakei sind immer noch von russischem Öl abhängig
Der Ölimport von Ungarn, Tschechien und der Slowakei war ohnehin nur aufgrund einer Ausnahmeregelung vom Ölembargo möglich, das die EU nach Ausbruch des Ukraine-Krieges gegen Russland verhängt hatte. Diese drei Länder waren besonders von Russland abhängig und sollten Zeit bekommen, Alternativen zu finden.
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Die Beschwerden stoßen bei der EU auf wenig Verständnis. EU-Beamte zeigen sich verärgert darüber, dass es weder Ungarn noch der Slowakei bisher gelungen ist, ihre Abhängigkeit von russischem Öl zu reduzieren, während andere Länder dies bereits geschafft haben, so Politico unter Berufung auf interne Gespräche.