Weißstörche kehren nach dem Winter zur Brutzeit ins Ostallgäu zurück – Mehrere Paare gesichtet
Der Weißstorch – ein majestätischer Vogel, der als Symbol für Glück, den Frühling und die Ankunft neuen Lebens steht. Auch im Ostallgäu sind zur Brutzeit im April bereits wieder Storchenpaare gesichtet worden.
Landkreis – Ursprünglich überwinterten die Flugtiere in Nordafrika, berichtet Dr. Lena Heuß, kommissarische Vorsitzende der Kreisgruppe Ostallgäu/Kaufbeuren im Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. (LBV). Aufgrund der Klimaerwärmung verlagern sich die Winterquartiere aber zunehmend nach Südeuropa, günstige Bedingungen herrschen etwa in Spanien. Einige Störche bleiben bei gesicherten Nahrungsquellen mittlerweile sogar in der Nähe ihrer Brutplätze, wie Ralf Strohwasser von der Kreisgruppe Ostallgäu/Kaufbeuren im Bund Naturschutz schildert.
Die Tiere würden teils sogar zugefüttert, um sie als Publikumsmagnet im Ort zu halten. Durch die zunehmend verkürzten Zugstrecken reduzieren sich die Risiken für die Tiere, so Heuß, was zu einer höheren Rückkehrrate führe und die Brutpopulation auch im Ostallgäu positiv beeinflusse.
Keine schlechte Nachricht, seien bei den Unwetterereignissen im vergangenen Jahr doch zahlreiche Jungstörche im Landkreis gestorben. So erzählen die Vorsitzenden, dass viele Junge durch starke Windböen aus dem Nest geweht oder vom Hagel erschlagen wurden. Auch die zeitweise enormen Regenfälle erschwerten die Brutzeit, denn: Die Jungtiere sind in ihrem Horst Wind und Wetter oft schonungslos ausgesetzt. „Merkwürdigerweise sieht man die Nester vor allem auf ungemütlichen baulichen Anlagen“, erzählt Strohwasser, „und nur selten auf geschützten Großbäumen“. In Marktoberdorf habe es nur einen einmaligen Brutversuch auf der großen Linde am Pfarrhof gegeben.
Wo lassen sich die Störche nieder?
In Kaufbeuren wurde ein Storchenpaar heuer bereits Mitte Februar gesichtet (laut Heuß kehren die Tiere, die im Süden überwintern, meist erst im März zurück). 2024 hatten in der Wertachstadt sogar zwei Paare genistet, die Horste in einem Kamin in der Schraderstraße und einem Gestänge entlang der Bahnlinie stehen noch immer – es sei nicht unüblich, dass der Weißstorch mehrmalig im selben Nest oder einem Horst in der Nähe brütet.
Im südlichen Ostallgäu haben sich heuer bisher noch nicht viele Störche blicken lassen. Peter Griegel, stellvertretender Vorsitzender des LBV OAL/ KF, erklärt, dass der jüngste ihm bekannte Ansiedlungsversuch von Weißstörchen Richtung Füssen im März dieses Jahres in Schwangau erfolgt sei. Allerdings nur für kurze Zeit. Das liege daran, dass die Storchenmännchen einen Monat vor den Weibchen kommen, das Nest bauen und versuchen, Weibchen anzulocken. Der Storch in Schwangau habe keinen Erfolg gehabt und sei nun weitergezogen.
In Lechbruck sei der Vogel des Glücks „Stammgast“ und brüte erfolgreich. „Nachweislich war der Weißstorch am sogenannten Storchenturm des Hohen Schlosses in Füssen vor ca. 500 Jahren brütend heimisch“, so Griegel.
Das habe ihn 2021 auf die Idee gebracht, die Vögel mit der Montage eines Wagenrads als Horst wieder nach Füssen zu locken (der Kreisbote berichtete). Und obwohl sich hier bisher noch kein Storchenpaar niedergelassen hat, hat Griegel zumindest schon einen kleinen Erfolg verzeichnen können: Letzten Sommer begannen zwei Störche auf Durchreise an dem von ihm errichteten Horst, daran zu arbeiten. „Sie kommen immer näher“, ist er sich sicher. Wann genau sie sich allerdings auch zum Brüten in Füssen niederlassen, lasse sich nicht voraussagen. Wer neugierig ist, wo genau nistende Störche in der eigenen Umgebung entdeckt wurden, kann dies in einer Standortkarte auf www.lbv. de einsehen.
Drei Monate „Kinderbetreuung“
Wie die Vorsitzende des LBV schildert, können die aus Ästen gebauten Horste mit bis zu zwei Metern Durchmesser und vier Metern Höhe rund zwei Tonnen schwer werden. Ab April legen die Störche dort meist zwei bis vier Eier hinein, aus denen nach etwa 31 Tagen die Jungen schlüpfen. Die „Nestlingszeit“ dauert circa 55 bis 60 Tage an, nach sieben Wochen ist die Brut ausgewachsen und wird im Alter von drei Monaten mit der Trennung von den Elterntieren flügge.
Obwohl die Zahl der Weißstörche in Bayern laut LBV zunimmt, ist das Tier durch den vom Menschen verdrängten Lebensraum nach wie vor gefährdet, so Heuß. Der LBV führt daher in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt bereits seit 1984 das bayerische Weißstorch-Schutzprogramm durch. Dabei soll das Nahrungsangebot für den Weißstorch verbessert werden, indem Wiesen ausgedehnt, Feuchtflächen angelegt und Gräben ausgeweitet werden. „Unsere Arbeit macht sich bezahlt“, freut sich Heuß, „die Störche kehren vielerorts zurück und nehmen die neu geschaffenen Biotope gut an“.
Für die Nester der eleganten Vögel sind in Bayern außerdem rund 300 ehrenamtliche Horstbetreuer zuständig, die die Jungtiere im Auge behalten und die Horste bei Bedarf pflegen sowie Wieder- und Neubesiedelungen notieren. Auch der Vogelbestand wird in regelmäßigen Abschnitten gezählt. Große Teile des Programms werden durch Spenden finanziert, weshalb sich der LBV stets über Unterstützung freut.
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